Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Freitag, 22. Juni 2007

Vernissage All that's Jazz Burkes & Freihammer 2007

Im Juni 2007 führte ich mit dem Maler Hans Freihammer das Projekt "All that's Jazz" aus - Bilder zum Thema Jazz in verschiedenen Techniken.

Die Vernissage fand am 22. Juni 2007 statt


Regensburger Tagebuch, All that's Jazz

All that's Jazz
Bilder in Acryl und Öl 

von Hans Freihammer und Peter Burkes


Plakat: "All that´s Jazz"

Das Projekt

Das Projekt entstand bei einer Unterhaltung zwischen Hans Freihammer und mir anlässlich einer Vernissage in Regensburg, bei der wir Gäste waren. Wir entdeckten unsere gemeinsame Begeisterung für Jazz und beschlossen, 

Bilder zu diesem Thema zu malen und zu veröffentlichen. Gedacht war an abstrakte Bilder zu Jazzrichtungen, Bilder zu Instrumenten und vor allem Bilder zu einzelnen Jazz-Größen.


Wir kannten uns von einem gemeinsamen Ausstellung "Die buntheit der Nacht", die ich zusammen mit Wolfgang Graf initiiert hatte und bei der sich Hans Freihammer als dritter Künstler angeschlossen hatte.

Die Vernissage fand am 22.6.07 in der C&C Galerie in Regensburg statt. Diese Seite ist ein Bericht über dieses Projekt.


Gruppenbild mit Damen





Von links nach rechts: Frau Freihammer, Peter Burkes,  Ingeborg Löffler und Hans Freihammer.


Die Band


Für das Projekt hat Hans Freihammer eine Gruppe organisiert, die sich als Juwel herausstellte und mit ihrer zigeunerjazzartigen Musik die Leute begeisterte, und zwar auch die "härteren" Jazzfans, die sonst auf modernen Jazz stehen.




Jazz á la Django Reinhardt und Stephan Grappelli

"Juanlobo" Wolfgang Graf als Gast

Der Regensburger Künstler Wolfgang Graf (auch als "Juanlobo" bekannt, vgl. www.juanlobo.de) gab sich ebenfalls die Ehre. Hier zusammen mit seiner Ehefrau Vera Graf:

Peter Burkes Kunst: "Juanlobo" Wolfgang Graf als Gast


Kurzer Abriss über die Jazz-Stile und die Jazzgeschichte

Sehr wichtig war uns, den Gästen den theoretischen  Hintergrund zu den Bildern zu liefern. Dazu diente ein kurzer Abriss über die einzelnen Jazzepochen und Stile. Der Vortrag kam sehr gut an, da sehr viele Jazzbegeisterte zwar gerne die Musik hören, ihnen aber eben dieser Hintergrund fehlt. Es kamen Anregungen, hierzu etwas zu schreiben. Die Zeit dazu verblieb mir bisher nicht, ich drucke deshalb nur die Gliederung des Vortrags ab.

Gliederung zu einem Kurzvortrag auf der Finissage zu "All that's Jazz"
Gröbste Unterscheidung:

  • Klassischer Jazz (20er, 30er Jahre) : New Orleans Jazz, Swing))
  • Moderner Jazz (ab 1940):  Bebop, Cool Jazz, Free Jazz, Fusion, Mainstream)
Neue Stile etwas alle 10 Jahre

Klassischer Jazz


a) 20er Jahre:

Stile:
  • New Orleans Jazz
  • Chikago Jazz
Merkmale:

Two-Beat-Jazz (Marschrythmus) , meist tanzbare Unterhaltungsmusik,
hatte damals eine Funktion so etwas wie heute die Pop-Musik
 
Bekannte Künstler
  • Louis Armstrong
  • Bessi Smith (Verbindung Jazz mit Blues)
b) 30er Jahre:
Stilname:
  • Swing
Merkmale

6/8-Swing Rythmus
Big Band-Entwicklung gleichzeitig  Solo-Entwicklung innerhalb der Bandmusik


Bekannte Künstler:
  • Benny Goodman (insb. Klarinette)
  • Solisten: Louis Armstrong, Gene Krupa,

Moderner Jazz


a) 40er Jahre

Stilname:
  • Bebop
Merkmale:

Revolution als Gegenbewegung zum kommerzionalisierten Swing
Name entstand lautmalerisch durch  Mitsingen der typischen Melodiesprünge
abwärt springenden verminderte Quinte – früher allenfalls als Durchgangsakkord benutzt
nervöse Phrasen und melodische Fetzen (für damalige Verhältnisse)

Schema: parallel zu manchen klassichen Werken, z.B. Beethovens Finale (Ode an die Freude)
Gemeinsamer Beginn  – Variationen(Improvisationen) – Gemeinsamer Schluss

Bekannte Künstler:
  • Charlie Parker
  • John Coltrane

b) 50er Jahre

Stilrichtung
  • Cool Jazz
  • Funk und Soul (Seitenlinien, entstanden aus Blues und Gospel)

Merkmale des Cool Jazz

ausgeglichen, kühl
melancholisch
leicht "schräg"

Bekanntester Künstler des Cool JazzMiles Davis (Trompete, Erfinder des Cool Jazz)
bekannte Werke:
Kind of Blue (legendär und mein absoluter Tipp!),
Porgy and Bess (Vertonung der Gershwin-Oper)
Sketches of  Spain (klassische andalusische Musik, Flamenco,  u.a. Interpretation des Concierto De Aranjuez von Joaquin Rodrigo; sehr zugängliche Musik für noch nicht so jazzgewohnte Ohren


d) 60er Jahre

Stilrichtung:
  • Free Jazz

Merkmale Befreiungsprozess von den letzten Regeln  bezgl. Rhythmen und Harmonien
(ähnlich dem Dadaismus in der Kunst)
anfangs Willkür, Chaos, später tonal, aber ohne Zwänge
vergleiche experimentelle Konzertmusik, 1957 ff
Im Laufe der Zeite wieder harmonischer, aber völlig frei von Zwängen
Im Laufe der Zeit mehr und mehr Einbeziehung der Weltmusik

e)  70er Jahre

Stilrichtung:
  • Fusion

Merkmale
auch Jazz-Rock oder  elektronische Musik genannt
elektroakustisch verstärkte und rein elektr. Gräte (Keyboards, Synthesizer)
neu hinzukommendes Band-Mitglied: der Studio-Aufnahmetechniker (Toningenieur)

Wieder war es Miles Davis, der die Fusion fast schlagartig
mit der legeändern Platte "Bitches Brew" einleitete; dabei spielte die Creme de la Creme der damaligen Jazzkünstler mit

Bekannte Künstler
  • Miles Davis ("Erfinder")
  • Weather Report

f) ab 80er Jahre

Stilrichtung
  • Mainstream
  • Worldmusik
  • Hip Hop

Merkmale:

Vielfalt, stilistische  Grenzen aufgelöst, Vermischung und Neues,
eigener Name: Mainstream
zunehmendes Auftreten von reinen Solisten (ohne Begleitinstrumente)

Bekannte Künstler

  • Keith Jarret (Piano)
  • Oscar Peterson
  • John MacLaughlin (Gitarre)







Saitenansicht

Ich weiß nicht mehr, wer der Musiker ist, dess Hand ich hier als Detail aus einem Bild herausgefiltert habe. Es existiert zu viel Material und zu viel Entwürfe, um dies zu rekonstruieren.



Saitenansicht - Acryl,  80 auf 60.



Subway Jazz

Fast unbeachtet und alleine lehnt ein Saxophonist an einer Wand im U-Bahn-Bereich und inprovisiert sanfte, melancholisch-schräge Melodien. Wer Saxophon solo spielen will, muss gut sein, damit es nach etwas klingt. Unter den  U-Bahn-Musikern gehören sie zu den Qualifiziertesten, Juwelen, an denen die Leute achtlos vorbeigehen, so wie der anonye Passant auf dem linken Tryptichon-Bild. An der Wand Namen von Saxohponisten und Stile des modernen Jazz, zum Teil in Vergessenheit geraten, so wie über dem genannten Passanten: "Who is Miles Davis?". In der Mitte hat ein Graffiti in typischem Graffiti-Schriftdesign die Maxime des modernen Jazz geschrieben, die eben auch den Weg für reines Saxophon-Soli-Musik ebnet: "Free", Befreiung.

Das Tryptichon hat auf weißer Wand leider einen anderen Effekt. Aber war trotzdem Liebling aller, was mich überraschte. Für mich war es von dem ersten Entwurf an genau das Bild, das mich am meisten faszinierte., vor allem wegen des leuchtenden Hintergrundes.

Tryptichon "Subway Jazz", Acryl auf Leinwand

Abdulla Ibrahims Traumreisen

Mein zweites Lieblingsbild bezog sich auf das wunderbare und verträumte Freejazz-Spiel des international gefeierten Pianisten "Abdulla Ibrahim", der früher auch unter dem Namen "Dollar Brand". Abdullah Ibrahim ist Afrikaner und viele seiner Alben haben auch den Begriff Africa im Namen.

Bei den Arbeiten an diesem Bild hörte ich im Hintergrund die wunderbar-träumerischen Klänge aus dem Lieblingsalbum "Good News from Africa". Da konnte nichts anderes heraus kommen.
"Abdulla Ibrahims Traumreisen", Acryl auf Leinwand, 120 x 100, jetzt im Privatbesitz

Der Bassist

Der Bassist

Gedankenversunken steht er hinter dem Kontrabass, vertieft in die Musik, und sorgt sowohl für den Rythmus als auch für den Bass.  Basstöne werden von Laien selten direkt wahrgenommen, sind aber aus musikalischer Sicht notwendig, um der Musik die klangliche Fülle zu geben. Anders ausgedrückt: Ohne Bass würde auch der Laie merken, dass der Musik etwas fehlt. Wer es nicht glaubt, der soll beim Radiohören mal den Bass wegdrehen.

Der Kontrabass löste die Tuba aus den ganz alten Jazzensembles ab, brachte mehr Rythmusgeber-Funktion mit, konnte aber als Bassinstrument nicht so viel Weichheit und Wärme abgeben. Sehr merkwürdig und für alle Jazzmusiker eine Überraschung war die Entdeckung, dass der später oft verwendete Elektrobassgitarre, richtig gezupft, genau dieses Manko ausglich, und einen sanfteren Klang ergab, als der Kontrabass. Dazu mussten die Musiker allerdings alles über den Haufen werfen, was ihnen die Musiklehrer eingetrichtert hatten, vor allem die Vorschrift, ein Plektrum zu benutzen. Zu deren Entsetzen begannen die Musiker die Saiten zu zupfen, und je nach Zupftechnik konnten sie weiche Töne oder sehr harte Percussion erreichen (vgl. "Funk", der eben auf diesem harten E-Bass basiert).

Das Mainstream-Konzert

Ein typisches Mainstream-Jazzkonzert. Drei Musiker, meist Klavier, Kontrabass und Schlagzeug, eine moderne Kombination, die früher für Verwunderung gesorgt hätte. Die Musik ist nicht Freejazz, aber durch die Free-Jazz-Epoche freigespielt von alten Zwängen und Schemata, daher vielfältig und oft ruhig-besinnlich. Der tiefblaue Hintergrund deutet diese Stimmung an und gibt einen heimiligen, abgeschlossenen Raum für die Musiker, die sich auf ihr Spiel konzentrieren könne, und bei dieser Art von Jazzmusik auch konzentrieren wollen. Der Zuhörer wird nicht kontaktiert, nur insoweit einbezogen, als er mithören und -träumen soll und darf, mit auf die Gedankenreisen der improvisierenden Musiker mit geht.

Die Dreierkombination ist nicht auf eine bestimmte Gruppe bezogen, sondern typisch und daher stilisiert dargestellt.  Die Hell-Dunkel-Effekte sind im Bild selbs integriert und ergeben sich nicht etwa durch die Ausleuchtung der Bilder beim Fotoshooting.



Tryptichon - jeweils 80 auf 60 cm,  Acryl. Die Farbschattierungen sind im Original und nicht durch Bildbeleuchtung entstanden


1. Teil des Tryptichons "The Concert"

2. Teil des Tryptichons "The Concert"

3. Teil der Tryptichons "The Concert"



Hans Freihammer






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 Hier die expressiven Ölbilder von Hans Freihammer. Hans hatte zu jedem Bild eine kalligrafische Notiz erstellt.