Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Weitere Fakten zum Regensburger Burgfrieden - Gastbeitrag





In Ergänzung zu dem  Artikel  Wissenswertes um "Burgfriede" und Burgfriedensäule... gibt es heute einen  Gastbeitrag von Martin Kempter

Weitere Fakten zum Regensburger Burgfrieden
Vorab:
Die Kenner sprechen vom Burgfrieden, mit "n" am Schluss.
Auch GoogleEarth und Google-maps zeigen mittlerweile von ganz Deutschland keine Satellitenbilder mehr sondern die wesentlich detaillierteren Luftbilder. Diese sind genau wie die Schrägaufnahmen in bing-maps von Flugzeugen aus aufgenommen.
Zuerst das Gute: Es gibt eine tolle Veröffentlichung, die fast alle Fragen zu dem Thema beantwortet: Rainer Schmeißner, Der Burgfrieden der ehemals freien Reichsstadt Regensburg. Deutsche Steinkreuzforschung 1976/Heft 1. Es ist in der Staatlichen Bibliothek Regensburg ausleihbar. Darin wird auf 70 Seiten der Burgfrieden in seiner Gesamtheit genau so eingehend gewürdigt wie die einzelnen Grenzsäulen und deren Verbleib. Schmeißner zählt die Säulen von West nach Ost von Nr. 1 bis Nr. 21, deckungsgleich mit von ihm überarbeiteten Kapitel im Standarwerk "Regensburg" von Karl Bauer (MZ-Verlag, bisher letzte Auflage 1997).
Jetzt die schlechte Nachricht: Von den in diesen beiden Büchern genannten 11 Säulen findet man heute nur noch 8 an Ort und Stelle!
Die Säule Nr. 19 (ehem. Irler Weg, jetzt Glasfaserstr.) ist leider im Jahr 2001 bei Baumaßnahmen einer privaten Firma bisher spurlos verschwunden.
Die Säule Nr. 12 (Kumpfmühler Karmelitengarten) wurde abgebaut, als die Seniorenwohnanlage der Neuen Heimat errichtet wurde. Das städtische Museum hat zumindest die abgetrennte Spitze des Marksteins gerettet, sie ist im Reichstagsmuseum im Alten Rathaus ausgestellt.
Die Einzelteile der ebenfalls abgebrochenen Säule Nr. 18 ("Einhausen", jetzt Am Ostbahnhof) hat das Museum zunächst in Depots eingelagert. Diese Rettung und die wohlwollende Zustimmung der Denkmalschutzbehörde haben es einer privaten Initiative ermöglicht, den Stein jetzt zu restaurieren.
Eine weitere Säule ist im Museum am Dachauplatz zu sehen, nämlich die Nr. 7 vom Ziegetsberg. Am Originalstandort, 10 m östlich der Josefskirche steht seit 1995 eine kaum vom Original zu unterscheidende Nachbildung aus dem gleichen Material, aus dem auch die Domspitzen sind.
Aber auch das Internet hält mehr Informationen bereit:
Panoramio: Unter http://www.panoramio.com/user/392638/tags/Burgfrieden finden sich sowohl Fotos der originalen Standorte als auch des Verbleibs der 21 Säulen.
GoogleEarth: Wenn man in diesem Programm die Ebene Galerie/Google Earth-Community sichtbar schaltet (Häkchen setzt), sieht man dort alle 21 Originalstandorte, so wie ich sie vor 10 Jahren eingemessen habe (Genauigkeit: rund 5 m). Die Stellen erscheinen dann mit einem "i"-Symbol (info) und sind mit BUFR01 bis BUFR21 bezeichnet. Die Beschriftung wird sichtbar, wenn man mit der Maus darüber fährt. Um sie zu finden, muss man natürlich trotzdem wissen, wo sie sind. Den Stein BUFR09 findet man z. B., wenn man "Simmernstraße 21, Regensburg" in der Zeile "Search" eingibt.
Stadt Regensburg: Auf http://www.statistik.regensburg.de/ klickt man am linken Bildrand auf "Informationen und Zahlen", dann auf "Geographie", dann wählt man den Themenbereich "Entwicklung des Stadtgebiets". Dort findet sich eine Karte der Ein- und Ausgemeindungen der Stadt Regensburg, die auch die maßstäblich richtige Darstellung der Burgfriedensgrenze und der Säulenstandorte enthält.
Die beste Information mit exakten Einmessungen des Burgfriedens enthält aber das sogenannte Bayerische Urkataster, dank unserem Heimatministerium inzwischen für jedermann abrufbar unter http://geoportal.bayern.de/bayernatlas/default?lon=4504550.5&lat=5430418.0&zoom=14&base=952&info=BUFR04&.
Ganz so unbeachtet, wie es demjenigen scheint, der erstmals auf das Thema "Burgfrieden" stößt, sind die Säulen allerdings nicht. Beim diesjährigen Welterbetag am 2. Juni 2013 gab es im Salzstadel einen bemerkenswerten Vortrag meines burgfriedlichen Mitstreiters Manfred Jauck zu dem Thema: http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg/artikel/welterben-erkunden-ihre-stadt/920935/welterben-erkunden-ihre-stadt.html#920935 Unsere gemeinsame Arbeit wird von der Welterbe-Koordination unterstützt. Auch von vielen anderen städtischen Dienststellen haben wir Hilfe erfahren, z. B. bei der Suche nach verschollenen Steinen.
Im nächsten Frühahr (2014) erscheint eine neue Ausgabe des "Bauer - Regensburg", die eine aktualisierte Fassung des Kapitels "Der Burgfrieden" enthalten wird, u. a. eine maßstabsgerechte Skizze des Verlaufs und der Säulenstandorte.
Hier zeige ich vorab eine Bestandsaufnahme vor Google-Earth-Hintergrund. Interessierten gebe ich gern die kmz-Datei der ehemaligen und heutigen Standorte. Dank örtlicher Einmessung der Kartengrundlagen liegt die Lagegenauigkeit jetzt bei 1 - 2 m.


Mit burgfriedlichem Gruße, Martin Kempter