Sie wissen schon - das vernachlässigte Haus an der engsten Stelle in Regenstauf, wo zwei vorwitzige Straßenschilder die Engstelle noch mehr verengen.
Daran ist aber der Denkmalschutz schuld - die wollten unbedingt, dass der Erker am Haus wiederhergestellt wird, obwohl dort in den letzten Jahrzehnten schon etliche LKW-Fahrer hängengeblieben waren. Nach meinen Informationen wird das Problem bald beseitigt sein, da die Gemeinde endlich die Planung für die Straßenveränderung abschließen konnte.
Karl-Heinz Weiß (Leiter Thomas Wiser Haus) und Sabrina Geltl (Cafe-Leitung) |
Tom's Cafe |
Was das Cafe betrifft war ich anfangs skeptisch. Ich muss ehrlich gestehen - bei einem Blitzbesuch vor drei Wochen war ich ein wenig enttäuscht, da mir der Capuccino zu milchig schmeckte. Das war aber wohl ein Ausreißer, denn diesmal war ich rundherum zufrieden, ja, eigentlich begeistert.
Ich hatte mir viel Zeit genommen, das Mittagsmenü probiert, danach noch einen zweiten Cappuccino-Test gemacht. Und weil Bekannte so von den selbstgemachten Kuchen schwärmten, überwand ich mein Völlegefühl und legte mich in einen leckeren Eierlikörkuchen.
Aber vorher aß ich: Ruccola-Parmesan-Suppe mit Baguette, meine Tischbegleiter: Indisches Gemüsecurry mit Reis und Bunter Salatteller mit gebackenem Feta und Sesam. Meine Suppe war lecker und ersetzte komplett das Mittagessen, ich war ordentlich satt.
Ein Glücksfall, dass das Cafe direkt vom Thomas-Wiser-Haus betrieben wird, denn Leiter Karl-Heinz Weiß legt Wert auf Essensqualität. Nach Möglichkeit wird auf Produkte aus biologischem Anbau geachtet. Und dass vegetarische Varianten existieren.
Die leckeren Lunch-Angebote, so heißt das jetzt für Mittagsmenüs, sind gesund und leicht, machen trotzdem satt, und erinnern mich an das Niveau von "Cafe Mea" oder die "Kuchenbar" in Stadtamhof oder das "Paletti" in der Regensburger Altstadt.
Espresso, Cappuccino und Cafe Latte kommen aus einer echten Espressomaschine und nicht aus einem Automaten, und das schmeckt man.
Die derzeitige Leiterin des Cafes ist erst vor ein paar Wochen dazugestoßen, erzählte sie mir, und hatte früher unter anderem im beliebten Cafe "Anna" in Regensburg gearbeitet, das für besondere Qualität und leidenschaftliches Engagement bekannt ist
Öffnungszeiten gemäß Webseite sind Montag bis Sonntag von 9:00 bis 18:00 Uhr
Man kann das Café auch für eine Feier buchen, heißt es. Kontakt telefonisch: 09402 930 244 oder: info@toms-regenstauf.de
Für Kinder gibt es eine Spielecke und viel Spielsachen, außerdem Kinderbücher.
Für Erwachsene gibt es - durch Kooperation mit der Bücherprojekt des Fördervereins - Bücher zum Lesen und/oder zum Kaufen.
Das sind Bücher vom "Treffpunkt Lesen", das sich im Nachbargebäude im ersten Stock befindet. Dort verkauft der Thomas-Wiser-Förderverein (der das Haus seit vielen Jahren unterstützt) gespendete Bücher. Fünfzig Cent für Taschenbücher, 1 Euro für gebundene Bücher, das ist extrem billig. So gibt es Stammkunden, die kaufen ein Buch, lesen es und schenken es 1 Woche später zurück. Und kaufen ein neues Buch. Wie heißt es so schön neudeutsch: eine Win-Win-Situation, bei der alle profitieren.
Die aktuellen Tagesgerichte (lunch) sind im Internet abrufbar: http://toms-regenstauf.de/index.php/home/neue-seite-2/
Die Kuchenbar in Tom's Cafe. Da gehen alle gute Vorsätze dahin. |
Jetzt im Nachhinein fällt mir auf: die Fenster sind extrem lärmgeschützt. Ich habe nichts vom Verkehrslärm gemerkt. |
Die Wand-Bebilderung übernimmt die Regensburger Charity-Art-Group, eine Benefiz-Künstlergruppe, die zugunsten sozialer Einrichtungen wie das Thomas-Wiser-Haus agiert. Die Kooperation sieht vor, dass sich die Gruppe selbständig um regelmäßige Erneuerung des Wandschmucks kümmert, so dass immer wieder neue Bilder zu sehen sind.
Im Falle eines Verkaufs bleibt außerdem eine Provision für soziale Zwecke im Thomas-Wiser-Haus hängen.
Da ich in der Art-Group Mitglied bin, habe ich im Auftrag der Künstlergruppe ein paar Bilder gehängt; das war mein ursprünglicher Hauptzweck.
Ich habe aber auch die Gelegenheit genutzt, mir von Leiter Karl-Heinz Weiß eine Führung durch das Cafe und das übrige Gebäude geben zu lassen. Um das Haus zu unterstützen, habe ich außerdem Fotos gemacht und dem Haus zur Verfügung gestellt. Ich musste lange warten, bis das Cafe halbwegs leer war, damit ich neutrale Bilder schießen konnte. Insgesamt war ich zwei Stunden dort
Karl-Heinz Weiß |
Übrigens kenne ich das Gebäude noch aus den sechziger und siebziger Jahren, als sich dort die Wirtschaft "Reichsapfel" im Erdgeschoß befand. Im ganzen Erdgeschoß, etwa doppelt so groß als jetzt das Cafe. Herr und Frau Assmann betrieben das Lokal. Ich ging mit einem ihrer Söhne in die Schule und besuchte ihn und seinen Bruder oft dort. Sie wohnten im 1. Stock. Die Wirtschaft war gemütlich. Ein Sägespanofen und ein Ölofen sorgten für bullernde Wärme in Wintertagen, daran erinnere ich mich noch gut. Die alten Holzdecken von damals sind noch da. Aber sonst erkennt man die Räume nicht mehr.
Das Gebäude ist vier Jahre lang saniert worden und jetzt fertig. Es wird vom Thomas-Wiser-Haus benutzt.