Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Samstag, 10. Juni 2017

Städtischer Baustadel - Entwicklung am Unteren Wöhrd

Städtischer Baustadel, 05.06.2017

Beim Vorbeifahren sah ich: der denkmalgeschützte Stadel wird jetzt saniert. Also kehrte ich um und machte ein Foto. Ich erinnere mich an die letzten Jahre: das verdreht auf dem Gelände stehende Gebäude hat die Verwertung und Sanierung des Geländes erschwert. Ein Käufer wurde trotzdem gefunden, die Neubauten stehen schon.



Aber was ist das überhaupt für ein Gebäude? Laut Denkmalliste heißt es "Baustadel" am Unteren Wöhrd 33, nicht zu verwechseln mit dem "Bauholzstadel", dem riesigen, vor Jahren sanierten Stadel weiter unten in der Wöhrdstraße 54.


Da ich sonst nichts fand, half mir Herr Dr. Trapp von der Denkmalschutzbehörde weiter. Jetzt weiß ich: das im Kern aus dem Jahr 1586 stammende und um 1900 mit einem neuen Dachtragwerk versehene Gebäude war einer jener Speicherbauten, die zu reichsstädtischer Zeit auf dem Unteren Wöhrd errichtet wurden, und die zur Lagerung von Baumaterial dienten.

Das passt ins Bild, denn am Wöhrd gibt es laut Liste noch noch das ehemaliges Bauhofmeisterhaus mit Baumagazin, Wöhrdstraße 41, ferner den vor einigen Jahren sanierten Bauholzstadel (nicht Baustadel) in der Wöhrdstraße 54.

Das Gebäude ist wohl eher unspektakulär, aber da ich mittlerweile schon Recherche-Material zusammen getragen habe, zeige ich es hier.


Fotos aus 2014, die Baracken auf dem Gelände werden abgerissen um Platz für die Neubauten zu schaffen. Man sieht den Baustadel, der zunehmend frei steht und erst als letztes renoviert werden wird.
http://www.regensburger-tagebuch.de/2014/07/oh-das-gebaude-ist-weg-da-tut-sich-was.html

http://www.regensburger-tagebuch.de/2014/07/oh-das-gebaude-ist-weg-da-tut-sich-was.html


2014, von Norden her fotografiert


Noch früher, vor der Quartierssanierung,  am 14.10.2011


Zum Vergleich: diesselbe Stelle im Jahre 2008. Das Gelände wurde für einen Beach benutzt.


2010/2011 wurde der Platz daneben bebaut; dazu wurden ein paar Gebäude entfernt, damit die Baufahrzeuge über dieses Grundstück fahren konnten. 2014 wurde das ehemalige Strandbad-Gelände ebenfalls bereinigt.









 Eine andere Druckversion:


Nähere Informationen zur Geschichte des Stadels findet man offenbar in einem Aufsatz von Klaus Heilmeier, „Eine wüste Insel und mehr als ein Dorf als eine Vorstadt“ – Spurensuche auf dem Unteren Wöhrd, in: Denkmalpflege in Regensburg, Bd. 13, Regensburg 2014, S. 100-174, bes. S. 156 . Diesen Band habe ich nicht, und eine Online-Version fand ich nicht.


CC-Bilder vom Baustadel findet man auf wikicommons (Schwesterprojekt zu Wikipedia):
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:W%C3%B6hrdstra%C3%9Fe_33_Regensburg

Außerdem in meinem früheren Artikel über den Beginn der Bebauung des Viertels:
http://www.regensburger-tagebuch.de/2014/07/oh-das-gebaude-ist-weg-da-tut-sich-was.html


Eintrag in der Denkmalliste:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Regensburg-W%C3%B6hrde

Wöhrdstraße 33, Städtischer Baustadel
Eingeschossiger, giebelständiger und abgeschleppter Satteldachbau mit Einfahrtstor und Ladeluken, im Kern 1586, Dachgerüst um 1900 verändert D-3-62-000-1426


Die Planungsaufgabe für die Neubauten bei diesem Areal sahen die Architekten als  eine Herausforderung an, unter anderem wegen der verdrehten Lage des Baustadels: "nicht nur flutet das Hochwasser das Grundstück alle paar Jahre sondern es muss auch ein denkmalgeschützter Stadl mit fremdgeplanter Nutzung erhalten und erschlossen werden.  Das Denkmal dominiert das Grundstück durch seinen Maßstab und die Verdrehung gegenüber dem Flusslauf und der Haupterschliessung."
https://www.bogevisch.de/projekte/projektdetailseiten/242-unterer-woehrd-mitte-regensburg.html

Die Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Wöhrds führte übrigens damals zu heftigen Streitigkeiten und Angriffen seitens der Bürger, von denen einige so überhaupt keine Änderung wollten, und die meisten das Vertrauen in die Stadtverwaltung verloren hatten. Irgendwann dann gelang es doch, die Bürger zu einer Planungsbeteiligung zu überregen. https://www.regensburg.de/rathaus/stadtpolitik/buergerbeteiligungen/planungsdialog-unterer-woehrd-dokumentation

Es gibt ein Dokument über diesen "Planungsdialog", das auch eine Liste von Wünschen der Bürger enthält. In dieser Liste fand ich den Auflistungspunkt
  • "Baustadel und Bauholzstadel für öffentliche Nutzungen vorsehen (z.B. Schiffahrtsmuseum)"
Das ließ sich  natürlich nicht realisieren, da die Gebäude nicht in öffentlicher Hand sind.