Dieser Artikel wurde, wie alle Artikel von 2008-2010, wo weit wie technisch möglich
wiederhergestellt im Januar 2013. Es können einzelne Bilder fehlen oder
Verknüpfungen in's Leere gehen. Die Artikel und ein Teil der zugehörigen
Bilder waren wegen eines hackerbedingten Umzugs für lange Zeit verloren
gegangen.
Gastbeitrag von Rüdiger Baumgärtner, 13. März 2008
Gastbeitrag von Rüdiger Baumgärtner, 13. März 2008
Vor zwei Wochen wurde im Vorraum der Gaststätte Auer-Bräu ein Film gezeigt, zusammengestellt von Herbert Lankes und Karl-Heinz Mierswa, der einen grandiosen Rückblick auf die politische Karriere des Josef Alzheimer und der Gruppe ALZ bot.
Zur Erinnerung: Vor 12 Jahren stand K.H. Mierswa in seiner Gaststätte vor dem Problem, dass er zum Bockanstich keinen Bürgermeister zur Hand hatte, der diese publikumswirksamen und deshalb bei Mandatsträgern so beliebten paar Schläge hätte ausführen können. Kurzerhand kostümierte man den Wirt als Politiker, der dann nach den üblichen Worthülsen den Wechsel in den Banzen trieb.
Alsbald stand die folgenschwere Frage im Raum: Wenn sich schon Politiker so gern als Wirt versuchen, sollte dann nicht auch einmal ein Wirt diese Politikerrolle weiterspielen?
Man spann die Pläne weiter, kreative und arbeitswillige Freunde waren zuhauf vorhanden und so dauerte es nicht lange, bis mit K.-H. Mierswa alias "Josef Alzheimer" ein neuer Stern am Regensburger Politikerhimmel erstrahlte. Nach dem wohl fantasievollsten und in seiner Absurdität geistreichsten Wahlkampf , den die Regensburger je erlebt hatten, zogen "Josef Alzheimer" und Hubert Lankes, von bundesweitem Medienecho begleitet, in den Regensburger Stadtrat ein.
Das Aufjaulen unter den etablierten Räten war groß, aber nicht deswegen, weil nun neben OB Schaidinger noch ein Mann auftrat, der "aus der Wirtschaft" kam, sondern vielmehr wegen des Wahlkampfmottos der Gruppe Alz: "Vergessen wir, was war!", das den "stadt-tragenden" Parteien immer wieder vor Augen hielt, wie konsequent sie seit Jahren spätestens bei der Wahlparty alle Versprechungen vergaßen, mit denen sie vorher dem Wahlvolk das Kreuzerl abgeluchst hatten. Auch sie hatten natürlich große Vorbilder, so sagte doch unser 1. Bundeskanzler Konrad Adenauer schon vor über 50 Jahren bei der Diskussion über die Wiederbewaffnung :"Wat kümmert mich mein Jeschwätz von Jestern?!"
Von Uwe Barschel, der sein Ehrenwort verramschte, über Bill Clinton ("Ich hatte keine sexuelle Beziehung zu dieser Frau"), der Monica Lewinsky schon vergessen hatte, bevor sie wieder auf den Beinen stand, spannt sich der Bogen der Vergesslichen. Und hier reiht sich nun auch eine Andrea Ypsilanti würdig ein, bzw. Politiker, denen man dreimal sagen muss, dass man keine Stadthalle auf dem Donaumarkt will, bis sie es behalten können.
Wie wohltuend klangen da die richtungsweisenden Worte von J. Alzheimer, als er in einem TV-Interview sagte: "Wir versprechen nichts - aber das halten wir!"
Wenn auch leider der Politiker Josef Alzheimer inzwischen zu Grabe getragen wurde, so wird wenigstens der Wahlspruch "Vergessen wir, was war" weiterhin von vielen unserer Politiker mit Leben erfüllt.
Genau darum ist auch der Film, obwohl inzwischen zwölf Jahre in "diesem unserm Land" vergangen sind, noch immer von erschütternder Aktualität. Und außerdem ist es gleichzeitig der lustigste Film, den ich seit langem gesehen habe.