Am Sonntag fand in Regensburg eine Vernissage sowie eine Lesung von Dieter Nuhr statt, und zwar in der städtischen Galerie, also im Gebäude des Leeren Beutels. Ich habe mir die Fotos angesehen und muss sagen: unbedingt sehenswert.
Es handelt sich um Fotos aus aller Welt, offenbar eine Art Wanderausstellung, die das Museum der Stadt Ratingen zusammen mit anderen Museen im Jahre 2010 initiiert und organisiert hatte. Jetzt sind sie bei uns, in Kooperation mit dem Museum Regensburg und der Städtischen Galerie Regensburg.
Die Bilder sind nicht käuflich.
Zu sehen sind über 100 Bilder, verteilt auf die zwei großen Räume im 2. Stock des Leeren Beutels. Der Eintritt von 5,00 Euro ist sein Geld wert, und überdies kommen alle Eintrittserlöse den SOS Kinderdörfern zugute.
Die Fotos haben mir vom ersten Bild an allesamt gefallen. Sie sind in ungewöhnlichen Formaten hinter Passepartouts gehängt, entweder quadratisch oder panorama-quer, manche sind auf Leinwand bis zu 2 x 4 m vergrößert. Die Bilder sind landesweise sortiert, vorrangig asiatische Länder und afrikanische Länder.
Überraschenderweise ist Dieter Nuhr kein Kabarettist, der jetzt auch fotografiert, sondern ein "gelernter" Künstler, der Kunst und Geschichte studiert hat, und das Kömdiantische eigentlich als Nebentätigkeit betrieb - zumindest anfänglich.
Nach seinem Kunststudium in Essen Kunst hat er mit seinen bildkünstlerischen Arbeit nie aufgehört: Zunächst als Maler tätig, wandte er sich später vor allem der Fotografie zu. Nuhrs fotografische Arbeiten - auf Reisen in und durch alle fünf Kontinente entstanden - sind dokumentarisch, zeigen Formen, Farben, Verwittertes und haben für mich etwas Lyrisches an sich, durchaus nicht melancholisch, wie andere schreiben.
Motive seiner Fotografien sind neben Eindrücken des Alltags in fernen Ländern und Kulturen, beiläufigen Straßenszenen, Stillleben immer wieder Landschaften - als Orte der Erinnerung abgelichtet.
Mit "Nuhr weiter so" wurde Dieter Nuhr zum ständigen "Humorbeauftragten" des ZDF in Sachen Sport und produzierte dort seine täglichen Einwürfe zu Olympia, Fußballeuropa- und Weltmeisterschaften. Seine Kabarett-Programme wurden von zahlreichen Sendern aufgezeichnet. Unzählige TV-Engagements, ausgebuchte Tourneepläne und überfüllte Theater bezeugen, dass Nuhr indessen zu einem der gefragtesten Kabarettisten im Land geworden ist. Die Konsequenz: 1998 bekam er von einer internationalen Jury von Journalisten den begehrtesten aller Kleinkunstpreise, den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett.
Die Texte von Dieter Nuhr mit seinen philosophischen Betrachtungen zu den einzelnen Ländern sind lesenswert; darauf weist auch zu Recht der Journalist der MZ hin.
Mit der Lektüre dieser Text wurde mir klar, dass ich Dieter Nuhr Abbitte leisten muss. Ich war in letzter Zeit etwas enttäuscht von ihm, weil mir die Inhalte seiner Kabarettsendungen etwas zu oberflächlich vor kamen. Bekanntlicherweise flimmert er zwischen Comedy und Kabarett, und für meinen Geschmack höre ich kaum mehr kabarettistisches, also politisches, und für die Comedy-Seite ist mir ein bisschen zu langweilig.
Allerdings habe ich schon vor 35 Jahren Ephraim Kishon rauf und runter gelesen, und seitdem so einiges Satirisches, und kann heute über vieles nicht mehr schmunzeln, was Comedians auf der Bühne ansprechen. Es sind zum Teil nur die ewig alten Themen, die Klischees und Vorurteile, und das ist zwar o.k., aber mir persönlich gibt es nichts mehr. Da muss jemand schon Eigenständiges, Innovatives liefern, wie Michael Mittermeier. Bei Nuhrs Auftritten hatte ich in letzter Zeit ein wenig den Eindruck, er bedient nur noch Klischees, die das Publikum hören will.
Aber als ich die brillianten Texte las und kurz an seine Reisesendungen dachte, die ich im TV schon sah, wusste ich: das ist seine Stärke. Nicht so sehr das Kabarett, dazu fehlt es an politischem Interesse, noch das comedy-hafte, da erwarte ich fetzigere Pointen, sondern die Beherrschung der Formulierung, die sanfte, philosophische Betrachtung der Welt um uns herum, und zwar auf eine humorvolle (nicht humoristische) Weise.
Ich habe mir dann noch den Ausstellungskatalog gekauft, den es auch im Buchhandel gibt. Leider sind auch in diesem Fotoband keine Bildbeschreibungen, sondern nur die Fotos und die allgemeinen Texte über die bereisten Länder. Trotzdem habe ich es nicht bereut.