Wer im Internet nach historischen Bildern über Regensburg sucht, dem wird dieser Stich schon über den Monitor gelaufen sein:
Er zeigt den Versuch von Otto Guericke mit den Magdeburger Halbkugeln, mit der Guericke die Wirkung des Luftdrucks bewies. Das Bild stammt letztlich aus seinem Hauptwerk "Experimenta nova".
Angeblich soll dieser Versuch auf dem Reichtstag in Regensburg (1654) demonstriert worden sein. So heißt es auch in Wikipdia:
Mit den Magdeburger Halbkugeln demonstrierte Otto von Guericke 1654 auf dem Reichstag in Regensburg und 1657 am Hof des Kurfürsten Friedrich Wilhelm die Wirkung des Luftdrucks, bewies damit die Existenz der Erdatmosphäre und widerlegte auf leicht nachvollziehbare Weise den sogenannten Horror vacui, wie das sieben Jahre zuvor auch schon Blaise Pascal mit seinem weniger anschaulichen Experiment Leere in der Leere getan hatte. Guericke wiederholte das Experiment 1656 in Magdeburg.
http://de.wikipedia.org/wiki/Magdeburger_Halbkugeln
Lange Zeit habe ich überlegt, wo genau dieser Versuch stattgefunden hat. Die Landschaft auf dem Stich ist mir fremd. Nun bin ich durch Zufall auf die Lösung des Rätsels gestoßen.
Der Versuch fand nämlich gar nicht in Regensburg statt, auch wenn das Bild mit diesem Untertitel kursiert, sondern in Magedeburg. Gefunden habe ich eine PDF-Datei im Internet mit einer Ankündigung der Stadt Regensburg zu einer Veranstaltung:
Die entscheidenden Stellen habe ich rot markiert
„Die Macht des Nichts“
Aktionswochenende vom 4.-6. Juni 2004
zu Vakuumexperimenten Otto von Guerickes
aus Anlass seines Auftretens vor 350 Jahren auf dem
Reichstag zu Regensburg 1654
Otto von Guericke, einer der vier Magdeburger Bürgermeister, war 1653/54 Gesandter seiner Stadt auf dem Reichstag zu Regensburg. Er sollte für Magdeburg den Status einer Reichsstadt beim Reichstag durchsetzen. Nicht zuletzt, um die Aufmerksamkeit und das Wohlwollen des Kaisers, der Kurfürsten und der Reichstagsgesandten zu erreichen, führte der naturwissenschaftlich begabte Diplomat eine Reihe von Experimenten vor den „hohen und höchsten Herrschaften“ – Kaiser Ferdinand III., dessen Sohn König Ferdinand IV. und Kurfürsten – vor.
Guericke, der Erfinder der Vakuumluftpumpe, zeigte – wohl im Frühjahr 1654 – in Regensburg effektvolle Kleinversuche: Er pumpte Röhren leer und konnte durch das Eindringen von Wasser in die Röhre aufgrund der umgebenden Luft die Schwere der umgebenden Luft nachweisen.
Diesen Effekt des Luftwiegens konnte er auch durch das Leerpumpen eines Glasballons belegen, indem er den Ballon vor und nach dem Leerpumpen wog. Er konnte den Effekt von Wind und Wolken – Kondensation bei Unterdruck – in einem verschlossenen Glasgefäß bei Unterdruck demonstrieren.
Am staunenerregendsten aber war das Aufeinandersetzen zweier Glasbehälter, von denen einer leeergepumpt war und der andere durch den Unterdruck mit Knall zersplitterte.
Den berühmten Versuch mit den „Magdeburger Halbkugeln“, bei denen zwölf bis sechszehn Pferde zwei leergepumpte Halbkugeln auseinanderzuziehen versuchen, zeigte Guericke allerdings nicht in Regensburg, sondern erst drei Jahre später in Magdeburg. Das Jubiläum des erstmaligen Auftretens Guerickes mit „kleinen“ Vakuumversuchen in der Öffentlichkeit auf dem Regensburger Reichstag ist jedoch auch der Anlass, den spektakulären Großversuch auf dem Regensburger Haidplatz am Sonntag, den 6. Juni 2004, nachmittags um 15 Uhr zu präsentieren.