Also. Es gibt mindestens drei Exemplare von dem Bruckmandl, beziehungsweise zwei Varianten, was das Aussehen betrifft.
Das ursprüngliche Männchen wurde in einer Zeichnung und einem Stich von von Hufnagel festgehalten, und zwar symbolisch am unterenlinken Rand eines Bildes von ganz Regensburg
Ratispona, von Braun Hogenberg, gestochen von Jacobus Houfnagel |
Das erste existierte wohl von 14xx bis 1579. Es wurde 1579 zerstört. Nach Ausweis der Bauamtschronik dieses Jahres mußte ein neues Männchen angefertigt werden, jenes also, das sich heute im Museum befindet (Quelle: Karl Bauer, Regensburg).
Dieses zweite, gleich aussehnde Männchen befand sich bis 1826 auf der Brücke, allerdings nicht immer am selben Platz.
So kam es 1791 an der Westseite der Brücke bei der Abzweigung zum Oberen Wöhrd auf ein steinernes Zollhäuschen übertragen (eine Zeichnung davon befindet sich laut Bauer in der Sammlung der Hofbibliothek). Bei den Kämpfen zwischen Napoleon und Österreichern auf der Steinernen Brücke im Jahre 1809 verlor das Männchen Arme und Beine. Im März 1817 brach auch noch der Kopf ab, als es durch einen Sturm auf die Brückenbahn geschleudert wurde. Notdürftig repariert kam es wieder auf das Dach des Zollhäuschens und blieb dort bis zu dessen Abbruch 1826.
Dann war die Steinerne Brücke ein paar Jahre unbemannt.
1854 wurde als drittes Männchen das heutige Bruckmandl geschaffen, das allerdings anders aussieht und auch an einem anderen Platz steht.
- Das erste bzw. zweite Männchen befand sich nämlich auf der OST-Seite und nicht wie heute auf dem Westgeländer. Es trohnte auf einem steinernen Torbogen, durch das man runter zu dem Mühlenhäuschen auf dem Brückenpfeiler gehen konnte.
- Es sah auch nicht direkt nach Süden, sondern saß mit dem Körper zur Straßenmitte hin, also Richtung Westen, drehte aber den Oberkörper nach links nach Süden, Richtung Altstadt.
Das heutige Regensburger Bruckmandl, diesmal auf dem Westgeländer und von vornherein nach Süden blickend |
Beschreibung des ursprünglichen, im Museum befindlichen Männchen, gemäß Karl Bauer::
Der mit einer knappen Badehose bekleidete junge Mann reitet auf einem Satteldach, über dem sich ein Spruchband mit Aufschrift in spätgotischen Buchstaben entrollt: chuck wie heiß (schuck wie heiß). Der Anfang der Schrift ist verdorben.Man weiß aus einer früheren Zeichnung, dass der ganze Satz lautete "schuck wie heiß".
Der Kopf des Jünglings ist in den Nacken gebeugt, im leicht geöffneten Mund wird eine Reihe von Zähnen sichtbar. Gelocktes Haar bedeckt das Haupt und fließt in Strähnen auf die Schultern. Das Männchen wendet den Oberkörper, mehr aber noch den Kopf nach links.
C. Vogl gibt im "Mausoleum" von 1729 folgende Beschreibung:
"...über einer Schleiff-Mühl-Thür ein nackend von Stein gehauenes Männlein mit vorgeschlagener Hand vor die Augen / als ob die Sonne ihme die Augen blendete / hereinwerths in die Stadt die Thumb-Kirchen anschauend / darunter die Worte eingehauener zu lesen: Schuck wie haiß".(zitiert nach Bauer, "Regensburg")
Die älteste Abbildung des Brückmännchens fand man laut Bauer auf der Vorzeichnung zu einem Kupferstich von Jakob Hufnagel aus dem Jahr 1594, die nur wenige Jahre nach der Anfertigung der im Museum befindlichen Skulptur entstanden ist.
Die Bedeutung des Brückmännchens hat die Forschung schon mehrfach beschäftigt.
Über den Sinn des Männchen wurde jahrhundertelang spekuliert. Es ist nicht so, dass es Archäologie erst heute gibt, vielmehr hat man sich auch früher wissenschaftlich mit diesen Dingen auseinandergesetzt. Heute geht man offenbar davon aus, dass es sich um einen die Himmelsrichtung anzeigenden "Südweiser" handelt, wie man ihn auch in anderen Städten findet. So zumindest fasst es Karl Bauer zusammen, in seinem Standardwerk "Regensburg", der besten Informationsquelle, die ich dazu fand. Der Eintrag bei Wikipedia ist dagegen etwas blass. Und dass das Männchen etwas mit der Wette zwischen Dombaumeister und Teufel zu tun haben soll, wie gelegentlich zu lesen ist, stimmt überhaupt nicht.
In einer Emmeramer Handschrift des 15. Jahrhunderts entdeckte J. A. Endres eine wichtige, auf das Brückmännchen bezogene Verszeile. Diese ergänzt die Aufschrift des Spruchbandes mit folgenden Worten:
"Schuh wie haiß / zu Regensburg seyn dy heuter faist".
(etwa: fröstel, wie heiß, zu Regensburg sind die mageren Pferde feist)
Gemäß weiterer Details, die ich nicht alle bei Bauer abschreiben will, folgerte man, dass es sich um einen Südweiser handelt. Solche Südweiser an Bauwerken, auch "Engel des Mittags" genannt, finden sich offenbar an bedeutenden Bauten, so am Straßburger Münster, am Dom zu Genua, an der Kathedrale von Chartres.
Der Spruch aber ist absichtlich widersprüchlich. Die Worte "Schuck wie heiß" beim Brückmännchen wurden von früheren Historikern als scherzhafte Verdrehung gedeutet, deren Widersinn damals jedermann als Witz verstand und verspürte. Es handelt sich um ein sogenannten Lügengedicht, einer Reimfolge mit scherzhaften Verdrehungen, ähnlich dem "dunkel war`s, der Mond schien helle...".Entsprechend dann die humorvolle Anspielung auf die Regensburger Pferde, die fetten "Heuter", wobei Heuter für abgemagerte Pferde steht.
Weitere Details siehe das Buch von Karl Bauer,
oder (auf einer früheren Auflage von Bauers Buch zitierten) folgenden Internetbeitrag:
http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/phil_Fak_III/Geschichte/bruecke/roth/bruckmann.htm
Weitere Ausschnitte aus alten Stichen, in denen die Steinerne Brücke zu sehen ist:
Auf diesem Bild findet man zwar nicht das Männchen, kann aber sehen, wie die Brücke damals ausgesehen hat: 3 Brücktürme und ein Zollhäuschen beim Abgang zum Oberen Wöhrd. |
Experiment aus der Ratzibon-Serie (experimentelle Bilder von Regensburg, signiert als Ratzibon, 2010-2011) |
Der Tourist und das Bruckmännchen, 2008 |
Regensburger Bruckmandl, vom Sorat-Hotel aus gesehen |
Der Stich von Merian, "Schöner Prospekt der Steinernen Brücke" |
Zum Buch von Karl Bauer mit dem Titel "Regensburg"
Das umfassende populäre Standardwerk über Regensburg in Geschichte, Kunst, Kultur und Brauchtum. Man nennt ihn "DEN Bauer" und es ist unglaublich, was man dort alles findet. Spannend zum Stöbern, wirklich unverzichtbar zum Nachschlagen. Es ist kein Bildband, sondern hauptsächlich mit Texten vollgepackt. So trocken der Wälzer aber aussieht: ich kann eine beliebige Seite aufschlagen und bleibe hängen, so spannend sind die Informationen. Das Buch kostet zwar 50 Euro, ist aber jeden Cent wert.
Aus der offiziellen Buchbeschreibung:
Von der Gründung der Stadt unter Marc Aurel, über ihr Wachsen und Werden als bayerische Herzogs- und deutsche Königsstadt, als freie Reichsstadt und Sitz des Immerwährenden Reichstags bis hin zu ihrer Entwicklung als Hauptstadt des bayerischen Regierungsbezirks Oberpfalz erzählt Karl Bauer Regensburger Geschichte und Geschichten.
Die einstigen Vororte werden in ihrem ehemaligen Aussehen lebendig ebenso wie die beiden Stadterweiterungen im Mittelalter und die Eingemeindungen im 19. und im 20. Jahrhundert.
Karl Bauer hat die Geschichte fast jeder Straße und jedes historisch interessanten Gebäudes mit akribischem Fleiß zusammengetragen und zu einer durchaus vergnüglichen Lektüre aufbereitet. Zudem ruft er die vergessenen Biographien zahlreicher Regensburger Persönlichkeiten in Gedächtnis zurück. Ein Buch zum Schmökern und ein Nachschlagwerk in einem. "Der Band bietet in seinem Kern ein Häuserbuch, das zu jeder Hausnummer das verfügbare Wissen zusammenträgt und gefällig darbietet, so dass ein sehr detailgesättigtes, informatives Panorama der Geschichte der Stadt Regensburg vorgeführt wird. ZEITSCHRIFT FÜR BAYERISCHE LANDESGESCHICHTE
"Für jeden, der sich konkret, lebensnah mit der Stadt Regensburg befassen will, ist der "Bauer" hilfreich ( und er ist angenehm zu lesen. OSTBAIRISCHE GRENZMARKEN
"Was Karl Bauer hier auf fast 1000 Seiten zusammengetragen hat, ist nicht nur für den alteingesessenen Regensburger interessant." DER ALLGEMEINARZT
Karl Bauer, geboren 1922 in Regensburg, Studium der Chemie und Physik in München durch den Krieg unterbrochen. Nach 1945 Studium an der Lehrerbildungsanstalt in Regensburg, Lehrer an der hiesigen Klarenangerschule, 1980 Konrektor und dann Hauptschulrektor in den Regensburger Stadtteilen Prüfening und Königswiesen. Seit 1953 befasst sich Karl Bauer mit der Regensburger Geschichte. Nach ersten Veröffentlichungen in der Mittelbayrischen Zeitung erschien 1962 die 1. Auflage seines Regensburg-Buches, das seitdem insgesamt fünf veränderte und erweiterte Auflagen (1970, 1980, 1988, 1997) mit 32.000 Exemplaren erlebte.
Für dieses Werk wurde Karl Bauer 1980 mit der Albertus-Magnus-Medaille der Stadt Regensburg ausgezeichnet. Der verstorbene Verleger Karl Heinz Esser verlieh ihm 1994 das Goldene Lesezeichen der Mittelbayerischen Druck- und Verlags-Gesellschaft.