Lothar Kulzer ist ein Kabarettist aus Straubing. Ich habe ihn auf der Reha im Sommer 2012 kennen gelernt. Wir haben beide unsere Herzen auskuriert. Und uns sofort gut verstanden. Im November besuchte ich dann die Premiere zu seinem neuen Solo-Kabarett-Programm in Straubing. Und war endgültig überzeugt.
Nachdem ich vor kurzem mit ihm wegen eines Auftritts in Sünchen telefonierte, bat ich um ein ausführliches Interview mit ihm. Es gab nämlich noch keine größeren Informationen über ihn im Internet, und auch keine Interviews.
Und das machte er auch, und zwar sofort, obwohl er am nächsten Tag im Schlachthof in München auftreten musste. Das Gespräch habe ihn beruhigt, meinte er am Ende. Sehr gut. Hier ist das Interview mit Lothar Kulzer:
Lieber Lothar, die unangenehmste Frage zuerst. Wie alt bist Du?
Ich bin 1964 geboren.
Du hattest früher eine Bäckerei, stimmt das?
Ja ich war früher leidenschaftlicher Bäckermeister, bevor mich gesundheitliche Gründe zwangen, dies aufzugeben.
Was machst Du heute hauptberuflich?
Ich arbeite in einer Einrichtung der Barmherzigen Brüder für Menschen mit psychischen und körperlichen Behinderungen.
Daneben bist Du künstlerisch tätig?
Ja, seit ungefähr 13 Jahren als Kabarettist, Moderator, Redner und Strauß-Imitator.
Und davor, hattest Du da auch schon entsprechende Ambitionen?
Ja. Ich spiele Theater seit Jugendzeiten. Zum Beispiel als Richter Adam im Zerbrochenen Krug, das war im damaligen Ateliertheater Schindergrube in Straubing. Das gibt es heute nicht mehr. Damals ließ ich mir sogar eine Glatze schneiden - Kulzer-Lothar mit Glatze und Nachthemd, das war das Tagesgespräch in Straubing. Das Stück selbst war ein Riesenerfolg. Wenn das Theater eine Klimaanlage gehabt hätte, wären 100 Aufführungen draus geworden. Aber Gottseidank kam es nicht dazu.
Wie so war das gut?
Na ja, ich wollte die Glatze schon mal wieder loswerden.
Lothar Kulzer; unmittelbar vor dem Interview. |
Wie ging es weiter?
Damals spielte ich zusammen mit dem Kabarettisten Rasch, der auch die Kleinkunstbühne führte. Mit ihm entwickelte sich dann auch ein Kabarettprogramm. Davor und daneben bin ich aber auch solo aufgetreten.Und da entstand das Programm "Man sagt ja nix"? Oder gab es vorher schon feste Programme?
Das derzeitige Programm ist schon das dritte Soloprogramm. Bisherige Kabarett-Soloprogramme waren:Wie oft oder wie lange dauerten die ersten Programme?
- Leberkäs für alle
- Bavarian Casting Show
- Man sagt ja nix, man redt ja grod, also das aktuelle Programm
Die ersten beiden Programme kamen etwa jeweils ungefähr ein Dutzend mal zur Aufführung. Das aktuelle Programm hatte seine Premiere im November 2012. Seitdem gab es sechs Auftritte in Straubing. Aber jetzt beginnt eine überregionale Tour.
Machst Du sonst noch was im kabarettisten Bereich?
Ja. Neben den Soloprogrammen mache ich laufend Einzelauftritte und Sonderprojekte mit anderen Inhalten, oder mit Ausschnitten aus den Soloprogrammen, oder mit Moderationen, Reden und so.Also ein "Talk", wie Bruno Jonas mal den Ratsch übersetzt hat?
Ferner habe ich in diesem Jahr den Kabarett-Stammtisch ins Leben gerufen.Und ebenfalls in diesem Jahr habe ich ein Projekt aufgezogen, in das ich sehr viel Zeit gesteckt habe: die Veranstaltungsreihe "Auf a Hoibe". Das ist zur Hälfte Kabarett, zur Hälfte Ratsch mit einem Prominenten.
Ja, (lacht) ich versuche das Wort aber noch so gut wie es geht zu vermeiden
Das ist dann so ähnlich wie Pelzig unterhält sich? Oder Ottis Schlachthof?
Ja, wie Pelzig unterhält sich, der Vergleich passt. Ottis Schlachthof dagegen hat den Schwerpunkt, andere Kabarettisten bekannt zu machen. Dieses Ziel verfolge ich getrennt mit dem Kabarett-Stammtisch. Den habe ich vor kurzem das erste mal ausprobiert und die nächste Veranstaltung wird im Frühjahr sein. Da werde ich dann andere Künstler vorstellen. Aber bei der Veranstaltung "Auf a Hoibe" geht es um das Gespräch mit dem Prominenten.
Eine Veranstaltung fand schon statt, vier weitere sind fest geplant und eine sechste ist ebenfalls geplant, aber der Termin steht fest.
Immer in Straubing?
Nein, nein, das ist eine überregionale Tour. Und die ist schon ziemlich geplant und organisiert
Oh, also was Größeres
Ja, darum habe ich sehr viel Zeit in die Organisation stecken müssen. Warte (schaut in den Kalender), da ist der nächste Auftritt am 25. 10. in Wiesenfelden. Gast: Josef Lammers, Landratskanditat, dann am 2.11. Hotel Gäubodenhof, Straubing. Gast ist hier: die "Straubing Tigers", mit anwesend die Managerin Gabi Sennebogen, und der sportliche Leiter Jason Dunham [Anmerkung: Straubing Tigers ist eine Eishockey-Mannschaft, wie ich später erfuhr].
Dann der nächste Termin am 15.11. in Großlintach bei Bogen. Da gibt es wieder einen interessanten Gast, nämlich den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Ernst Hinsken.Hinsken?
Ja, der bekannteste Bundestagsabgeordnete, der war von 1980 bis 2013 Abgeordneter, also 33 Jahre lang, und zudem hatte er immer extreme Wählerzahlen.
Ach ja, der hat vor kurzem aufgehört, da war was in den Medien.
Richtig, der Kerl ist richtig sympathisch. Klar, war ja früher Bäckermeister (lacht). Eines seiner Highlights war, als er dem damaligen Kanzler Schröder eine Laterne überreichte - das Schlusslicht Europas. Das war dann auch dem Spiegel einen Artikel wert.
Und der sechste Termin?
Da läuft die Planung noch, darum möchte ich noch nichts verratenDie Einzelprojekte zwischen durch, um was ging es da, wie muss ich mir das vorstellen.
Da war zum Beispiel das Starkbierfest in diesem Frühjahr. Mit dem Huaba Mane, die eine Figur aus dem aktuellen Soloprogramm. Dann zum Beispiel das Einweihungfest Sudhaus. Ein besonderer Akt war der 70. Geburtstag von Ernst Hinsken mit Politprominenz in diesem Jahr.
Ah ja, von dem sprachen wir. Und was hast du auf seinem Geburtstag gemacht?
Ich war als Redner und als Straußparodist da. Anwesend war die ganze Politprominzenz: Seehofer, Ramsauer, Stamm, Herrmann u.a.
Also nicht einfach Kabarettauftritte!?
Oh nein, meine Rolle war da schon anders. Ebenso bei dem Auftritt in Vilshofen in diesem Jahr, bei einer Diskussionsrunde "Ist der Euro noch zu retten". Das war vom EU-Abgeordneten Weber organisiert, und da war auch sehr viel Prominenz in Straubing.
Mit dabei waren Bayerns frühere Ministerpräsident Edmund Stoiber, der Vize-Präsident des Europäischen Parlaments aus Griechenland, Prof. Georgios Papastamkos, Niederbayerns CSU-Chef Manfred Weber, die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Passau, Renate Braun - und eben ich, als mitdiskutierender Kabarettist. Das war im Wolferstetter Keller in Vilshofen – dort, wo Franz Josef Strauß einst den Politischen Aschermittwoch erfunden hat.
Hier saß ich am so genannten Stammtisch zusammen mit Stoiber, dem Vizepräsidenten des EU-Parlaments Professor Papastamkos, und den anderen. Dem Stoiber glaube ich, bin ich ganz schön auf die Zehen getreten. Der wollte die Finanzhoheit allen Ernstes den EU-Kommissaren übertragen.
Lothar kulzer als Reha-Patient |
Was ist eigentlich das mit dem Kabarett-Stammtisch, den du erwähnt hast. Das ist was anderes als die "auf-a-hoibe"-Veranstaltung, oder?
Ja, die erste Veranstaltung war vor Kurzem, am 6. Oktober 2013 in Straubing, Hotel Röhl. Dabei geht es um Kabarett und musikalische Begleitung ...
Mit Ausschnitten aus deinen Programmen?
Nein, ich bespreche nur tagesaktuelle Themen. Außerdem plane ich, ab dem zweiten Auftritt im Frühjahr, andere Kabarettisten als Gäste einzuladen, um sie bekannter zu machen.
Das entscheidende Element ist die Stammtischatmosphäre. Ich bin nicht auf der Bühne, sondern mitten drin, und spreche schon mal mit dem Publikum, beziehe es ein. Es geht familiär zu, daher Stammtisch.
Die erste Veranstaltung war am 6.10. und kam in der Presse sehr gut an. Das Straubinger Tagblatt schrieb einen ausführlichen positiven Bericht und bezeichnete die Idee als Bereicherung für das Straubinger Kulturleben. Hat mich gefreut.
Was magst Du über Dich privat sagen?
Oh je, ich rede doch nicht gerne über mich.
Na, man kann sagen, dass Du gemütlich bist. Und offen. Und gebildet. Und dass Du zwar auf der Bühne grantelnd auftrittst, in Wirklichkeit aber kein Grantler bist, sondern gerne lachst. Oder?
Na ja, da gibt es andere Stimmen. Eigentlich kann ich privat schon auch granteln. Ach ja, ich bin bekannt dafür, dass ich Tiere gerne mag, und in der Taubenzucht aktiv bin.
Beim Essen bist du aber auch tierlieb, soweit ich mich erinnern kann
Ja, Schweinebraten mag ich schon. Und trotz aller Tierliebe sind Veganer für mich Aliens. Das behaupte ich jedenfalls auf der Bühne.Lieber Lothar, vielen Dank für das Gespräch. Und ich wünsche Dir viel Glück für Deinen Auftritt morgen im Schlachthof.
Epilog:
So so, tierlieb also. Bringt andere zum Lachen. Und er ist solo. Also, meine nichtvegetarischen Damen, ran an den Speck