Weitere Auszüge aus
soweit sie Regensburg betreffen.
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande
Band 1, München 1852–1853. http://www.zeno.org/nid/20005667127
Band 1, München 1852–1853. http://www.zeno.org/nid/20005667127
soweit sie Regensburg betreffen.
114. Das Männlein am Dome zu Regensburg.
[114] Ertl relatt. S. 98. Coelestin Ratisp. pol. S. 197. Die steinerne Brücke zu Regensburg. Stadtamhof 1821. S. 12. J.R. Schuegraf a.a.O. II., 56 u.A.
Wer dieses Männlein nicht gesehen hat, ist nicht zu Regensburg gewesen. Dasselbe befindet sich am äußern Chor gegen Norden, unweit[114] des Eselsthurmes1, hält einen Topf über den Kopf und steht im Begriffe, sich herabzustürzen. Dieses Männlein stellt den Dombaumeister vor, der mit dem Baumeister der steinernen Brücke eine Wette machte, daß derjenige, welcher seinen Bau früher vollendete, dem Besiegten eine Leibesstrafe auflegen dürfte.
Als die Brücke nun früher vollendet war, so ließ ihr Baumeister dem Dombaumeister zum Hohne auf einem Häuschen in Mitte der Brücke ein steinernes Männchen setzen, welches, die eine Hand über die Augen haltend, und gegen den Dom schauend, in der andern einen Zettel mit der Inschrift hielt: »schuck, wie heiß.« Wegen dieses Schimpfes gerieth der Dombaumeister in Verzweiflung und stürzte sich jählings vom unvollendeten Dome herab.
Fußnoten
1 Eselsthurm, weil in ihm ein Weg ohne Treppen hinaufführt, worauf beim Dombaue die Steine durch Esel hinaufgetragen worden.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 114-115.
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http://www.zeno.org/nid/20005668344
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Gemeinfrei
115. Der Bienenkorb am Dome zu Regensburg.
[115] Die vor. Schrift II., 66. Grienewalt Beschr. der Stadt Regensburg I.c. 15.Zu den Zeiten des gelehrten Karthäusers Hieremias Grienewalt (1615) setzte man einen zuhöchst des Domes und zwar gegen den Domfriedhof zu befindlichen Bienenkorb unter die Wahrzeichen von Regensburg, so daß man sagte, wer ihn nicht gesehen, auch Regensburg nicht gesehen habe. Es sollen nämlich die Bienen in diesem steinernen Häuslein (der Spitze einer Pyramide) oftmals ihre Wohnung gesucht und zu Sommerszeit aus- und eingeflogen sein, wobei zu wundern, wie sie sich in einem so harten und kalten Stein haben behelfen können, und wo sie ihre Nahrung gefunden.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 115.
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http://www.zeno.org/nid/20005668352
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Gemeinfrei
[114] Ertl relatt. S. 98. Coelestin Ratisp. pol. S. 197. Die steinerne Brücke zu Regensburg. Stadtamhof 1821. S. 12. J.R. Schuegraf a.a.O. II., 56 u.A.
Wer dieses Männlein nicht gesehen hat, ist nicht zu Regensburg gewesen. Dasselbe befindet sich am äußern Chor gegen Norden, unweit[114] des Eselsthurmes1, hält einen Topf über den Kopf und steht im Begriffe, sich herabzustürzen. Dieses Männlein stellt den Dombaumeister vor, der mit dem Baumeister der steinernen Brücke eine Wette machte, daß derjenige, welcher seinen Bau früher vollendete, dem Besiegten eine Leibesstrafe auflegen dürfte.
Als die Brücke nun früher vollendet war, so ließ ihr Baumeister dem Dombaumeister zum Hohne auf einem Häuschen in Mitte der Brücke ein steinernes Männchen setzen, welches, die eine Hand über die Augen haltend, und gegen den Dom schauend, in der andern einen Zettel mit der Inschrift hielt: »schuck, wie heiß.« Wegen dieses Schimpfes gerieth der Dombaumeister in Verzweiflung und stürzte sich jählings vom unvollendeten Dome herab.
Fußnoten
1 Eselsthurm, weil in ihm ein Weg ohne Treppen hinaufführt, worauf beim Dombaue die Steine durch Esel hinaufgetragen worden.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 114-115.
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Gemeinfrei
115. Der Bienenkorb am Dome zu Regensburg.
[115] Die vor. Schrift II., 66. Grienewalt Beschr. der Stadt Regensburg I.c. 15.Zu den Zeiten des gelehrten Karthäusers Hieremias Grienewalt (1615) setzte man einen zuhöchst des Domes und zwar gegen den Domfriedhof zu befindlichen Bienenkorb unter die Wahrzeichen von Regensburg, so daß man sagte, wer ihn nicht gesehen, auch Regensburg nicht gesehen habe. Es sollen nämlich die Bienen in diesem steinernen Häuslein (der Spitze einer Pyramide) oftmals ihre Wohnung gesucht und zu Sommerszeit aus- und eingeflogen sein, wobei zu wundern, wie sie sich in einem so harten und kalten Stein haben behelfen können, und wo sie ihre Nahrung gefunden.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 115.
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Gemeinfrei
116. Was weiter vom Dome zu Regensburg gesagt wird.
Im Einwärts der beiden Flügelthüren des großen Domportales gegen Westen, befinden sich in den beiden Nischen Steinbilder, welche den Teufel[115] vorstellen. Er ist auf der linken Seite mit einer Mönchskappe in einem Thore oder Nische vorgestellt, wie er auf die Ein- und Ausgehenden lauert; sein Leib endigt in einen Drachenschweif. Auf der andern Seite hat er die Gestalt eines Drachen mit Ausnahme des Kopfes, der hier mit rückwärts gekämmtem struppigem Haare bedeckt ist. Beide Bilder scheinen den Teufel und seine Großmutter vorzustellen.
Der Baumeister des Domes zu Regensburg liebte eine Jungfrau, welche ihm untreu wurde. Er ließ sie aus Rache vom Teufel holen, mit welchem sie denn auch die Luftfahrt nach dem Blocksberg machen mußte. Diese Begebenheit ist durch ein Steinbild vorgestellt, welches zuhöchst des Domes gegen Südost an der Thurmspitze der rechts liegenden Schneckenstiege etwas versteckt, als Wasserrinne angebracht ist.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 115-116.
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http://www.zeno.org/nid/20005668360
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Gemeinfrei
Im Einwärts der beiden Flügelthüren des großen Domportales gegen Westen, befinden sich in den beiden Nischen Steinbilder, welche den Teufel[115] vorstellen. Er ist auf der linken Seite mit einer Mönchskappe in einem Thore oder Nische vorgestellt, wie er auf die Ein- und Ausgehenden lauert; sein Leib endigt in einen Drachenschweif. Auf der andern Seite hat er die Gestalt eines Drachen mit Ausnahme des Kopfes, der hier mit rückwärts gekämmtem struppigem Haare bedeckt ist. Beide Bilder scheinen den Teufel und seine Großmutter vorzustellen.
Der Baumeister des Domes zu Regensburg liebte eine Jungfrau, welche ihm untreu wurde. Er ließ sie aus Rache vom Teufel holen, mit welchem sie denn auch die Luftfahrt nach dem Blocksberg machen mußte. Diese Begebenheit ist durch ein Steinbild vorgestellt, welches zuhöchst des Domes gegen Südost an der Thurmspitze der rechts liegenden Schneckenstiege etwas versteckt, als Wasserrinne angebracht ist.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 115-116.
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Gemeinfrei
117. Die drei Scharfrichter zu Regensburg.
[116] Von F.J. Freiholz. – Hormayr Taschenb. 1832. S. 377.
Zu Regensburg der Donaustadt
Es einstmal sich begeben hat
Daß drei Verbrechern auf einen Tag
Ihr Todesurtheil der Richter sprach.
Doch weil gerad zu jener Frist
Kein Scharfrichter da gewesen ist
So suchte man vor allen Dingen
Erst einen solchen aufzubringen.
Drum schrieb der hohe Rath sogleich
Die Botschaft aus im ganzen Reich
Daß männiglich erscheinen sollt
Wer des Scharfrichters Stelle wollt.
Es meldeten in kurzer Zeit
Sich drei zu dieser Stell bereit,
Und jeder gelobt' mit hohen Schwüren,
Er könnt' am besten das Richtschwert führen,
Da faßt ein hoher Rath den Schluß
Daß Jeder sich erst zeigen muß
Weil's drei Verbrecher zu gutem Glück,
Langt's auch für Jeden ein Meisterstück.
Als nun der Probetag erschien
Strömt alles Volk zur Richtstatt hin,
Gefüllt mit Menschen sind die Gassen
Will Kein's das Schauspiel gern verpassen. –
Und stolz mit siegsgewissem Schritt
Der Erste das Gerüst betritt,
Mit sorglos unbefangnem Blick
Besieht er des armen Sünders Genick;
Flugs langt er in die Tasch hinein
Bringt heraus einen Röthelstein,
Fährt damit um den Hals im Ring
Der so einen rothen Strich empfing
Dann hebt er hoch das scharfe Schwert
Das risch des Sünders Hals durchfährt:
Wie er den rothen Ring gezogen,
So ist das Haupt vom Rumpf geflogen. –
Der Zweite naht' dann mit Bedacht
Hat nicht der gaffenden Menge Acht,
Ihm dünkt es schier als stünd er oben,
Zur Kurzweil seine Kunst zu proben,
Des armen Sünders nackter Hals
Scheint ihm ein Krautstängel allenfalls;
Zwei Fäden aus der Tasch er bringt,
Die er fest um den Hals ihm schlingt[116]
So nah zusammengerückt die beiden
Daß man sie kaum konnt unterscheiden;
Er prüft sein Schwert ob's scharf genug,
Dann holt er aus zum Todeszug
Und zwischen den Fäden in der Mitten
Hat er des Sünders Hals durchschnitten,
Am Kopf und Rumpfe kann man traun
Noch unverletzt die Fäden schau'n. –
Als das Gerüst der Dritt' besteigt
Ein Zweifel durch alle Lippen schleicht:
Wie soll denn dem der Sieg verbleiben,
Nicht höher kann die Kunst er treiben?
Ihm aber schien es ganz gewiß
Daß Keiner ihm den Sieg entriß;
Den Blick hat er emporgewandt,
Und mit dem Schwerte spielt die Hand,
Die zwei Gesellen eilen bei,
Zeigen ihm Kunstgriffe mancherlei,
Und suchen ihm mit falschen Tücken
Den ruh'gen Sinn wohl zu berücken,
Doch er schwingt rasch sein treues Schwert,
Das wie ein Blitz die Luft durchfährt,
Ab haute er mit einem Streich
Die Köpfe allen Drei'n zugleich.
Er hatt' das beste Stück vollbracht,
Und sich des Amtes werth gemacht.
Ob er's erhielt, das weiß ich nicht,
Weil davon nichts die Sage spricht.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 116-117.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20005668379