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Mittwoch, 30. Juli 2014

Sieben Irrtümer über die historische Regensburger Straßenbahn - Gastbeitrag

Gastbeitrag von Martin Onkeldoc,
mit einem bisher unveröffentlichten Foto von der Regensburger Straßenbahn (Foto zur Verfügung gestellt von H. Grünbauer)



Regensburger Straßenbahn am Stobäusplatz, ca 1959 TW 33 und TW 27


"Die Dinge sind so, vielleicht aber auch anders." (Nikos Themelis)

Sieben vermeintliche Fakten zur Regensburger Straßenbahn
  1. "Deutschlands engste Straßenbahnkurve befand sich am Bischofshof."

    Diese Behauptung wird gerne mit einem Foto der Linie 1 illustriert, wie sie von der Goliathstraße in den Krauterermarkt einbiegt. Der Radius dieses Bogens lässt sich aus der Stadtgrundkarte von 1959 mit 19 m herausmessen. Die bis 1945 befahrene Linie nach Reinhausen machte an der gleichen Stelle jedoch einen viel engeren Bogen: Eine S-Kurve mit nur 15 m Radius führte in die Weißen-Hahnen-Gasse! Dieser Wert wird wiederum geschlagen von der bis 2012 existierenden Tram-Wendeschleife in München-Pasing: 14,5 m Radius – und das bei Normalspur. Um das zu toppen, müssten wir die Depotgleise an der Augustenstraße anführen, dort quietschten die Waggons in Schleichfahrt durch 10-m-Radien.
      


  2. "1947 wurde in Regensburg das "Stangerl" als Stromabnehmer abgeschafft."

    Die Linien nach Prüfening, Pürkelgut und Kumpfmühl wurden bis Oktober 1948 umgestellt. Die Schlachthoflinie folgte erst in der ersten Jahreshälfte 1949. Die Umstellung betraf nicht nur die Fahrzeuge, auch die Oberleitung musste umgehängt werden.
     
  3. "Zur Zeit der größten Linienausdehnung 1936 fuhr die Linie 1 von Prüfening zum Pürkelgut"

    Ganz abgesehen davon, dass in diesen Zeiten der Kriegsvorbereitung nicht der Pürkelguter Keller namensgebend war für die Endhaltestelle, sondern die erweiterten Kasernen, so zeigt auch noch der Stadtplan von 1938 und verschiedene Fotos, dass damals die Linie 3 von der Maxstraße aus zu den Kasernen verkehrte. Die Linie 1 nach Prüfening begann am Bahnhof.
      
  4. "Zwischen Hindenburgstraße (heute Zeißstr.) und Pürkelgut hielt die Straßenbahn an der Nachrichtenkaserne."

    Die Nachrichtenkaserne war seit 1936 in Wirklichkeit die ENDhaltestelle der Linie durch die Landshuter Straße. Die Haltestelle lag auf Höhe der heutigen Alemannenstraße, die Kaserne wurde 1938 in Rafflerkaserne umbenannt. Heute befindet sich darin u. a. das Polizeipräsidium.
     
  5. "Bei der Eröffnung 1903 fuhr eine Linie nach Stadtamhof."

    Tatsächlich wollte die Firma Schuckert die Linie bis zum ehem. Stadttor beim Protzenweiher bauen, und Stadtamhof stand auch auf dem Zielschild. Stadtmagistrat und Bürgermeister des damals noch selbständigen Stadtamhof wehrten sich jedoch vehement dagegen, dass das Gleis über ihr Hoheitsgebiet führte. So befand sich bis 1933 die Endhaltestelle auf dem noch zur Regensburger Gemarkung gehörenden Brückenbasar.
     
  6. "Die Regensburger Straßenbahn verkehrte nur auf Regensburger Stadtgebiet"

    Bereits mit der Verlängerung nach Prüfening vom 25.08.1903 wurde die Regensburger Stadtgrenze überschritten. Kurze nach der Haltestelle Dechbettener Übergang, auf Höhe der heutigen Hausnummer Rennweg 4 stand der Regensburger Burgfriedensstein. Hier begann die Gemeinde Großprüfening, die erst 1938 eingemeindet wurde.
     
  7. "Alle Spuren der Straßenbahn in der Stadt sind getilgt."

    Dem ist zum Glück nicht so. An zahlreichen Häusern erinnern die Oberleitungs-Rosetten daran, dass hier einmal die Straßenbahn-Oberleitung hing. Und massive bauliche Veränderung wie das Jakosbstor, das Brücktor und die abgeschrägten Hausecken der Goliathstraße 9 und der Weißen-Hahnen-Gasse 6 werden wohl noch eine lange Zeit überdauern.