Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Donnerstag, 14. August 2014

Diskotheken in die Katakomben des Mittelmünster



Oktober 2012





Ich möchte auf einen interessanten Aufsatz von Norbert Lösch in der MZ hinweisen: Die Katakomben werden zur Partymeile.

Dabei geht es um die drei Diskotheken, die bis jetzt in der Obermünsterstraße residierten, und die künftig in den Katakomben unterhalb Petersweg-Parkhauses umziehen werden. Also das Suite15, das Suzie Wong und die Karma Lounge.

Der Artikel geht auch auf die Geschichte der Kellerräume ein (siehe vor allem den Info-Block am unteren Ende des Artikels)



Denn die Kellergewölbe sind der noch existierende Unterbau des "Mittelmünster", des Benediktinerklosters St. Paul, späteres "Jesuitenkolleg".

Bei der Erstürmung durch Napoleon 1809 wurde das Kloster ruiniert, nur ein kleines Gebäude ist noch vorhanden. Die Ruinen existierten noch ein paar Jahre, dann war die Verwitterung zu stark, und es musste abgerissen werden.

Was aber noch vorhanden ist, ist der Unterbau. Ein Teil dieser Kellerräume wurde schon früher als Diskothek benutzt, das "Tangente", Eingang vom Petersweg aus, ganz links am Parkhaus. Beim Neubau des Parkhauses hat man aber noch viele andere Kellerräume restauriert, Räume, die voller Schutt lagen.

Vadim Marthaler von der facebook-Gruppe regensburg-damals hat mir noch ein paar Fotos von den Kellergewölben zur Verfügung gestellt, die er bei einer Besichtigung im April 2014 mit dem Handy schoss.














































Über das Mittelmünster wiederum habe ich hier schon öfters berichtet. Die Informationen dazu waren karg, ich musste längere Zeit recherchieren. Wenn Sie in das Suchfeld rechts den Suchbegriff "Mittelmünster" eingeben, finden Sie mehrere Artikel, die teilweise in die Serie "Obermünster" eingebunden wurden. Zum Beispiel:





Collegium S. I. Ratisbonae Patronus S. Paulus
Autor: Herz, Johann Daniel, 1693-1754
[Societas Iesu Provinciae Germaniae Superioris in sua Collegia distributae] [Augusta Vindelic. Ioh. Daniel Herz direxit et excudit Cum Privil. S.C.M.] 34, Verlagsangaben: [Augusta Vindelic. : Ioh. Daniel Herz direxit et excudit, zwischen 1720 und 1755]


Aus einem Stadtplan um 1700


Im Juni 2012, nach dem Abriss des Parkhauses, war der Platz leer. Auf diesem freien Platz und rechts davon befand sich die Klosteranlage St. Paul (Mittelmünster); das Diskothekengebäude, das man hier im Bild links sieht, ist ein Rest der Klosteranlage.


"Das Phänomen, dass sich eine oberirdisch abgegangene Klosteranlage bis in Details in Kelleranlagen noch nachweisen und lokalisieren lässt, dürfte im deutschen, vielleicht sogar im mitteleuropäischen Raum ziemlich einzigartig sei“ - so zitiert die MZ die Historiker Katrin Eichler und Dr. Peter Morsbach, die wiederum die Geschichte der Katakomben in einem Beitrag für die Buchreihe „Denkmalschutz in Regensburg“ beschrieben haben sollen. Ich besitze leider nur ein paar Exemplare dieser interessanten Buchreihe, und diese Infos waren mir neu.


Was bis jetzt fehlt, ist eine gute chronologische Übersicht, eine Zeittafel über die Geschichte dieses Platzes. Eine, die über die Existenz des Mittelmünsters hinausgeht, bis in das Jahr 2014. Hier ist eine provisorische, auf die Schnelle erstellte Zeittafel, die ich im Laufe der Zeit um entsprechende Bilder ergänzen werde

Zeittafel:

983 n. Chr.:

Das Benediktioner-Kloster St. Paul wurde wahrscheinlich 983 gegründet, der genaue Zeitpunkt ist umstritten. Möglicherweise gab es vorher schon ein Kirchengebäude auf dem Platz.


1588 n. Chr.

Das Anwesen wurde 1588 den Jesuiten als Jesuitenkolleg/Priesterseminar zur Verfügung gestellt. Bischof Wittmann hat hier gewirkt. Offenbar waren aber die Schäden aus einem früheren Brand von 1546 noch immer so groß, dass neue Gebäude auf den Kellern errichtet wurden. Die alten Grafiken über mittelmünster beschreiben den Zustand nach 1588







Collegium S. I. Ratisbonae Patronus S. Paulus

Autor: Herz, Johann Daniel, 1693-1754

[Societas Iesu Provinciae Germaniae Superioris in sua Collegia distributae] [Augusta Vindelic. Ioh. Daniel Herz direxit et excudit Cum Privil. S.C.M.] 34, Verlagsangaben: [Augusta Vindelic. : Ioh. Daniel Herz direxit et excudit, zwischen 1720 und 1755]




Aus einem Stadtplan um 1700



Nach 1811:

In den Resten der früheren Stiftsgebäude siedelte sich die Jesuitenbrauerei an, die später mit der Obermünster-Brauerei in die Brauhaus AG Regensburg am Galgenberg überging. Es gab aber auch weitere Neubauten, z.B. das Mädchengymnasium (Lyzeum) und die Gebäude an der Fröhlichen Türkenstraße.

Bei dieser Fliegeraufnahme der Alliierten aus 1943 sieht man die Gebäude.



Fliegeraufnahme der Alliierten aus 1943 (mittlerweile auch in google-earth über die Zeitleiste einblendbar) ; links das damals noch heile Obermmünster, rechts die GEbäude, die auf dem Mittelmünster-Fundamenten ruhte.



20. Mai 1960
In der Nacht zum 20. Mai 1960 brannten die Brauereigebäude nieder.

Es gibt alte MZ-Artikel über den Brand mit Fotos, die ich in der facebookgruppe "Regensburg damals" sah. Aus urheberrechtlichen Gründen will ich hier den Scan nicht einfügen.  Aber auf der Seite der Stadt Regensburg findet man diese und andere Bilder wieder:
http://www.regensburg.de/...../obermuensterviertel_architekturwoche_plakat_2.pdf

Siehe dort im Abschnitt "Bereich Parkhaus Petersweg"


Zu diesem Zeitpunkt wurden die Gebäude wahrcheinlich nicht mehr von einer Brauerei benutzt, sondern von der 1928 gegründeten Lebensmittelgroßhandel Rudolf Schels, der später (ab 1971) die SuDi-Märkte entwickelte, woraus denn der NETTO wurde.

1965 und 1966

Abbruch der Gebäude

An ihrer Stelle entstand dann ab 1966 das erste Parkhaus samt Tankstelle. Auch hier findet man alte Fotos in der facebook-Gruppe Regensburg damals. Das Jesuitengäßl, die Verbindungsgasse zwischen Petersweg und Obermünsterstraße wurde überbaut - dort wurde die linke Außenmauer des Parkhauses errichtet (vom Petersweg aus gesehen)


2012
Abriss des Parkhauses.



April 2012




Oktober 2012



2013

Beginn des Neubaus des Parkhauses

Im März 2013 historische Funde in den Kellerräumen (siehe MZ-Artikel)




Historische Funde in diesem Raum; März 2013



März 2013




Neubau, Mai 2013

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Mai 2014

Eröffnung des neuen Parkhauses.
In denKellerräumen wird noch gearbeitet. Die für Frühjahr vorgesehene Umzug der Diskotheken verschiebt sich noch mal um ein halbes Jahr, da es Verzögerungen gab.

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Zur Jesuitenbrauerei fand ich durch Hinweis in der facebook-Gruppe Regensburg-damals eine Webseite mit einer Tabelle über die Geschichte der Jesuitenbrauerei

http://www.klausehm.de/Page4352.html


Regensburger Brauhaus-Jesuiten Brauerei AG Regensburg


1844  gegründet
1847 Brauerei Georg Schmid
1862 Brauerei Johann Georg Schmid
1871 Brauerei Joseph Bolland
1876 Brauerei Babette Bolland
1896 Brauerei Babette Zahn
1897 Brauerei Georg Bolland
1922 Regensburger Brauhaus AG
1926 Regensburger Brauhaus-Jesuiten Brauerei AG

Ein paar Fotos von den Kellergewölben während des Neubaus findet man auf einer Fotostrecke des Regensburger Wochenblattes: http://www.wochenblatt.de/nachrichten/regensburg/regionales/13-Millionen-Euro-fuer-Parkhaus-am-Petersweg

Wer facebook-Zugang hat, der findet hier den Beitrag von Vadim Marthaler in der facebook-Gruppe "Regensburg damals"  https://www.facebook.com/groups/133798160002068/permalink/619458628102683/

Zum Lebensmittelgroßhandel Rudolf Schels

Beim Brand imJahre 1960  wurden die Gebäude wahrcheinlich nicht mehr von einer Brauerei benutzt, sondern  von der 1928 gegründeten Lebensmittelgroßhandel Rudolf Schels, der später (ab 1971) die SuDi-Märkte entwickelte, woraus denn der NETTO wurde.

Den Grundstein für den Unternehmenserfolg von NETTO legte 1928 ein Regensburger Kaufmann: In seinen Ursprüngen belieferte das Lebensmittelgroßhandelsunternehmen lange Zeit in erster Linie Einzelhändler. Das Geschäft war am Petersweg in den Räumen der Brauerei. 

1971 änderte sich dann das Geschäftskonzept. In Regensburg und Umgebung wurden in der Folgezeit zahlreiche "SuDi"-Märkte (SuperDiscount) eröffnet.(Quellen: PM von Netto vom 29.4.2013, http://www.presseportal.de/pm/72216/2455486/das-konzept-hinter-netto-marken-discount-seit-30-jahren-einfach-besser, und Wikipedia zu NETTO http://de.wikipedia.org/wiki/Netto_Marken-Discount, ferner facebook-Gruppe Regensburg damals)