Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Montag, 23. Februar 2015

Haus der Musik - Teil 2 Tag der offenen Tür






Ich schließe mich der Führung von Oliver Geerkens an, dem Bauleiter der Stadt Regensburg,  und bereue es keine Sekunde. Er erzählt spannend über die Sanierung des Gebäudes. Hier hatte Regensburg offenbar wirklich Glück - genug Geld für das Projekt, im Gegensatz zu anderen Städten, und andere glückliche Umstände, auf die ich noch zu sprechen komme.





Der Präsidialbau war 1804/1085 ursprünglich für die französische Gesandtschaft gedacht, obwohl sich damals schon abzeichnete, dass der Immerwährende Reichstag in Regensburg dem Ende zugeht.

Das war dann auch 1806 schon der Fall. Bis dahin diente es dem französischen Gesandten Theobald Jacques Justin Baron de Bacher. Danach, bis 1810, diente es dem neuen Gesandten Theodore Charles Comte d'Hedouville.

Als sich 1810 erneut alles änderte und Regensburg Teil von Bayern wurde, diente das Gebäude als Verwaltungsbau, später als Wohnistz der Generalkommissäre und Präsidenten des Regenkreises, später des Regierungspräsidenten der Oberpfalz.



Der geniale Parkettboden wurde saniert, auch der darunterliegende bemalte ältere Boden. Viele Frässchnitte aus den 1970er Jahren für Kabelverlegungen und andere Anpassungen mussten repariert werden.









Kunst am Bau: die Lichtinstallation Crescendo

Lichtinstallation "Crescendo" von Christian Schnurer und Stanislav Vajce


Im zentralen Treppenaufgang und im Gang zum Konzertsaal im 1. Obergeschoß befindet sich ene besondere Beleuchtung: eine Lichtinstallation der Künstler Crhistian Schnurer und Stanislav Vajce.  Sonsoren reagieren auf Bewerbungen der Besucher und steuern die Farben. Beim Betreten ist das Licht erst mal nur warmweiß. Eine Person erzeugt eine violette Lichtwelle, die ihr wie eine Heckwelle eines Bootes folgt. Nach einigen Metern nimmt der Besucher eine Veränderung des Raumerlebnisses wahr, besonders, wenn er sich umdreht und von der Farbwelle überrollt wird. 

Mit zunehmender Entfernung verebbt die Schwingung und das Licht wird warmweiß. Verschiedene Besucher erzeugen Interferenzen, also Überlagerungen, Es kommt zu einem länger andauernden kräftigen Violett. Erhöht sich die Frequenz der Besucher, entsteht ein Cresenco der Farben - daher wohl der Name - und die Installation steigert ihre Intensität bis zum Maximalwert Tieflbau. Bleibt einer stehen, entsteht eine statische farbige lichtglocke - blau im Zentrum, violett und weiß nach außen hin, die Grundlage für alle Variationen der Lichtkompositionen.

(Quelle:  Broschüre der Stadt Regensburg, S. 86 ff. )

Die Installation ist eine technische Neuheit, die RGB-LED-Strips der neuesten Generation verwendet und die reinen Grundfarben Rot Grün und Blau mischt (falls Sie malen und jetzt aufschreien: richtig, beim Malen sind die Grundfarben Rot Cyan Gelb, aber beim Licht sind die Grundfarben Rot Grün Blau. ein altbekanntes Phänomen. Guckst Du mal in Wikipedia).





auch in diesem Durchgangsraum zum alten Ballsaal (heute Konzertsaal) findet man interessante Fresken über den Türen


Der frühere Ball-Saal, jetzt Konzertsaal. Herr Geerkens erklärte, dass die unterschiedlichen Räume unterschiedlich schallgedämmt werden mussten. Der Chorraum mag es eher hallig, der Probensaal für Konzertmusiker soll eher gedämmt sein, damit sich die Musiker selbst hören. Eine herausforderung für die Architekten und ein Prozess, der noch nicht ganz abgeschlossen ist. Denn erst in den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob zu.B. der Chor nicht doch lieber weniger Hall als beim öffentlichen Auftritt will, um sich selbst besser konrollieren zu können.

Die grünen und die roten Mauern zeigen etwas Interessantes
Die grünen und die roten Mauern zeigen etwas Interessantes: Der Bau wurde zwar 1804 vom Stararchitekten Heroigoyen neu konzipiert, bezog aber bestehende Gebäude ein, also mittelalterliche substanz (grün). Nur die roten Wände sind neu. Auf dem Gelände, das ganz früher als Rinderbühl bezeichnet wurde und als Rindermarkt diente, wurde ca 1200 ein Gebäudetrakt errichtet, das als Heu- und Getreidelager für die Pferde diente, und (im südlichen Teil) als Unterbringungsraum für die Pferde (so genannter Marstall). In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde dann wiederum umgebaut, damals noch nicht so streng denkmalschützend. Durch dieses Nebeneinander von Epochen entstand ein größerer Freiraum für die Neugestaltung, denn manches war sowieso nicht mehr schützenswert.




ein paar von uns verlaufen sich - bis wir wieder zurück zur Führung finden

Im Keller des Neubautraktes, dort, wo früher der Innenhof-Parkplatz war, und ganz ganz früher der Marstall. Heute: Probenraum oder Veranstaltungsraum für das Junge Theater. Das ist das normale Theaterensemble, aber die Stücke sind pädagogisch an Kinder und Jugendliche ausgerichtet.

Oliver Geerke erklärt: Glücklicherweise war im Boden dieses Innenhofs keine schützenswerte historischen Funde, so dass ein vier Meter tiefer Kellergeschoß gebaut werden konnte, das wiederum eine hochmoderne, äußerst leise Lüftungsanlage und andere Technik beherbergt. Da Lüftung im Theater wichtig ist, und da  es im Theater sehr ruhig sein muss, sind große Lüftrohr-Durchmesser gefragt, mit geringer Strömungsgeschwindigkeit.

Zwischen Vernastaltungsraum (Neubau) und dem Altbau eine Zwischenhalle mit mittelalterlicher Substanz, dient als Foyer.Gegenüber derWand ist der Eingang für das Junge Theater vom Beraiterweg aus, und die Kasse.


Eingang/Ausgang Beraiterweg, links hinten die Kasse, rechts der Theatersaal




Tür zum Umkleideraum. Der Vorhang ermöglicht während des Spielens einen Durchgang vom umkleideraum durch das Foyer hindurch zur Bühne






Der Schlagzeugraum. Scotty Gottwald unterrichtet hier unter anderem. Der Raum hat eine eigene, vom Rest abgekoppelte Lüftungsanlage, die nicht so leise sein musste.

Mittelalterlicher Torbogen - die Originaltür wurde im Innenhof dahinter montiert, da eine schall- und wärmeschützende neue Tür notwendig war.






rechts und links die Originaltür aus dem Schlagzeugraum.
Eine so genannte "museale Hängung" der zwei Flügel des Tores aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ursprüngliche Lage zu Werksteinbogen (dat 1569) in der Westfassade des Ostflügels. Das Tor besteht aus Tannenholz, zwei ursprünglcihe Fassungen seien erhalten, heißt es in der Broschüre.



11:54, ständiger Besucherstrom. Ich gehe nochmals rein, mache Brotzeit im I. OG, warte auf eine Bekannte, die vorbei kommen wollte und beginne mit einem zweiten Rundgang, diesmal ohne Führung.

Übrigens: so sah das früher mal aus:







Über diesen interessanten Boden habe ich leider in der Broschüre nichts gefunden. Allerdings ist das Druckwerk so dick, dass ich noch nicht alles gelesen habe. Detail-Bilder am Ende des 3. Teils.



Alle drei Teile: