Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Mittwoch, 25. März 2015

Die Gitarrebesetzung - oder: Fritzi on the guitar

Neuer Lexikoneintrag: Gitarrebesetzung; die (plural: Gitarrebesetzungen).

Eine Gitarrebesetzung ist die Inbesitznahme einer fremden, unbenutzten Gitarre unter Verwendung als eigenen Wohnsitz, ähnlich der so genannten Hausbesetzung.


Gitarrebesetzung durch eine gemeine Hauskatze (Hauskatze (Felis silvestris catus)
Eine Gitarrebesetzung kann verschiedene Saiten haben, je nachdem, wie der Gitarrebesetzer die Gitarre vorfindet: Besetzung der Gitarren-Saiten-Seite, der so genannten "Decke", oder Besetzung des Gitarre-Zargenbodens, falls die Gitarre mit der Saite nach unten liegt. Sozusagen saitenverkehrt.



Typische Zargenboden-Gitarrebesetzung


In den meisten Fällen erfolgt die Gitarrebesetzung gegen den Willen oder ohne Berücksichtigung des Willens des Eigentümers der Gitarre. Der dann vorliegende Rechtsbruch wird von den Gitarrebesetzern bewusst in Kauf genommen.

Dieser Rechtsbruch  kann, anders als bei der Hausbesetzung, hier entweder ein Diebstahl sein, wenn der Gitarrebesetzer Zueignungsabsicht hatte,  anderenfalls eine - bei Gitarren straflose, wenn auch zivilrechtswidrige -  Gebrauchsanmaßung (furtum usus, nur bei Fahrzeugen strafbar).

Auf der anderen Saite: Gitarrebesetzer gehen oft von der irrigen Ansicht aus, dass ihre Aktion gerechtfertigt sei, da die Gitarre sowieso kaputt ist. Sie hat schließlich ein Loch in der Decke, das offenbar nur provisorisch von ein paar Drähten gesichert ist, damit niemand hineinfällt.


Gitarrebesetzung im Irrtum über den Rechtfertigungsgrund, einem alten juristischen Problem


Gitarrebesetzungen kann man auch bezüglich der Blickrichtung kategorisieren. Die Blickrichtung zum Gitarre-Hals zum Beispiel ist typisch für optimistische, progressive Gitarrebesetzer - sie blicken nach oben, nach vorne. Der Gitarrebesetzer in obiger Illustration blickt zudem ungerührt in Richtung Eigentümer. Das zeugt von katzentypischem Stolz, Stolz im Sinne von Überlegenheit (zwei Begriffe, die  schon Nietzsche 1880 gerade am Beispiel "Thier" gleichsetzte)


Die Motive für Gitarrebesetzungen sind verschieden. Als eher ehrbares Motiv gilt zum Beispiel  der Wunsch, Gitarre zu lernen. Das ist häufig bei Hauskatzen der Fall. Die folgende Illustration zeigt die Gitarrebesetzung durch eine  Hauskatze (Felis silvestris catus), die das Lagerfeuerdiplom (http://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_Lagerfeuerdiplom) anstrebt. Möglicherweise will sie den vermeintlich sozialen Aufstieg von der Hauskatze zur Lagerkatze erreichen.

Sie hat sich dazu eine sehr schöne Gitarre eines brasilianischen Musikers ausgesucht, der jetzt etwas verdutzt aus der Wäsche guckt.


Im Hintergrund: Verdutzt aus der Wäsche guckender Gitarre-Eigentümer


Übrigens: ja, es ist richtig, die Katze hat keinen Schwanz mehr. Der ging verloren. Dafür gibt es eine Eva  auf dieser Welt. Nach einer ungarischen Sage soll Eva aus dem Schwanz einer Katze entstanden sein. Als Gott Adams Rippe herausnahm, um daraus die Frau zu formen, soll diese von der Katze geschnappt worden sein. Sie rannte davon, aber Gott erwischte ihren Schwanz und formte Eva daraus.

Jedenfalls, aufgrund der mittlerweile eingetretenen Schwanzlosigkeit dieser Katze, die vom Besitzer auch "Fritzi the Cat" genannt wird, darf man sie nicht (mehr) mit dem Namensvorbild verwechseln, nämlich Fritz the Cat, dem arbeitsscheuen, sex- und drogensüchtigen Kater Fritz, einer Comicfigur von Robert Crumb in den 60er Jahren. Denn Fritz the Cat wäre ohne Schwanz bestimmt nicht zu seinem unsoliden Ruf gekommen.