Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Sonntag, 13. September 2015

Kreuzhof und Kreuzhofkapelle


Sie ist mittlerweile renoviert, die Kreuzhofkapelle St. Ägid in Regensburg-Ost, kurz vor Barbing. Als ich vor Jahren das letzte Mal dort spazierte, sah sie noch so aus, wie auf den 3D-Bildern von google-earth (die mit Material von 2004 erstellt wurden).




Der Ort, an dem die Kapelle steht, heißt Kreuzhof. Kreuzhof ist ein am Südufer der Donau gelegener kleiner Weiler östlich von Regensburg (https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzhof_%28Regensburg%29)

Der Name des Weilers geht auf das Regensburger Nonnenkloster Heilig Kreuz zurück, das hier von 1278 an bis in das 19. Jahrhundert hinein Ländereien und einen Gutshof besaß.

Die dörfliche Siedlung ist aber viel viel älter! Schon im 5. Jahrtausend v. Chr. war das Kreuzhof-Areal besiedelt; es fanden sich Spuren und Funde aus der Jungsteinzeit, Urnenfelderzeit und Hallstattzeit.

Später befand sich dort eine Villa Rustica, zur Versorgung der Römer in Regensburg. Mehr Informationen über Kreuzfindet Ihr bei der oben angegebenen Wikipedia-Seite.

Die Kapelle

Die denkmalgeschützte Kreuzhofkapelle ist ein romanisches Kirchengebäude aus dem 12. Jahrhundert

Bekannt ist sie wegen der Kreuzfahrerzüge, die von dieser Stelle "starteten".  Und weil sie Geburtsstätte eines souveränen Herzogtums Österreich war.


Im Jahr 1147 sammelte der deutsche König Konrad III. auf dem Gelände am Kreuzhof ein großes Kreuzfahrerheer für den Zweiten Kreuzzug. Nur 52 Jahre später, im Jahr 1189, wiederholte sich dieses Ereignis unter Kaiser Friedrich Barbarossa.

Der Überlieferung nach soll Kaiser Friedrich Barbarossa schon zuvor den Kreuzhof aufgesucht haben, nämlich als er im September 1156 die Reichsfürsten nach Regensburg geladen hatte, um den schwelenden Streit zwischen dem Babenberger Heinrich Jasomirgott und Heinrich dem Löwen bezüglich des Herzogtums Baiern zu schlichten.

Da Regensburg damals baierische Residenzstadt war, also kein neutraler Boden, wurde das Treffen aus rechtlichen Gründen zum Kreuzhof bei Barbing verlegt.

Heinrich der Löwe wurde rechtmäßiger Herzog von Baiern, die baierische Ostmark wurde jedoch abgetrennt und zu einem eigenständigen Herzogtum unter Jasomirgott erhoben. Das dazugehörige "Privilegium minus" soll in der Kreuzhofkapelle besiegelt worden sein.

Demnach kann der Kreuzhof mit seiner Kapelle, die in ihrer heutigen Form kurz zuvor errichtet worden war, als die eigentliche Geburtsstätte eines souveränen Herzogtums Österreich gelten.

Der Name der Kapelle und des Hofes stammt allerdings aus späterer Zeit. Er geht auf das Dominikanerinnen-Kloster Heilig Kreuz in Regensburg zurück, welches im Jahr 1278 das Areal in Besitz nahm.

Nach wechselvoller Geschichte vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Neuzeit wurde die Kreuzhofkapelle im Zweiten Weltkrieg Opfer eines Bombenangriffs und schwer beschädigt. Es ist dem Bezirksheimatpfleger Georg Rauchenberger und seinem Wiederaufbau zwischen 1950 und 1973 aus privaten Mitteln zu verdanken, dass das wertvolle Baudenkmal nicht verloren ging. Georg Rauchenberger wurde nach seinem Tod im Jahr 1973 im Inneren der Kapelle in einer Gruft bestattet. Eine nochmalige Instandsetzung innen und außen erfolgte in den Jahren 1987/88



Die  Fotos in diesem Artikel stammen von gestern und heute. Tja - gestern ging mir der Akku aus. Etwas, was bei den Elefanten-Akkus von Canon extrem selten vorkommt. Aber man sollte nicht wochenlang fotografieren, ohne zu wechseln.










Hinter der Kapelle: ein malerischer Fleck mit Blick auf die Donau. Gestern abend sah ich Segelschiffe, heute dagegen waren nur Motorboote unterwegs.









Was Wikipedia noch zur Kapelle sagt:

Typologisch handelt es sich um eine Romanische Landkirche mit profanem (=weltlichem) Obergeschoss, wie sie ähnlich auch andernorts in der Oberpfalz nachweisbar ist, zum Beispiel in Wilchenreuth, Schönkirch, Hof bei Oberviechtach, Schönfeld bei Wald, Harting und Obertrübenbach. Wie in Hof oder Schönfeld ist die Kirche dem Heiligen Ägidius geweiht. Sie heißt also Kreuzkapelle St. Ägid.

Die turmlose Saalkirche ist überwiegend aus grob behauenen Kleinquadern errichtet. Das Langhaus umfasst zwei Joche mit Kreuzgratgewölben und einen breiten mittleren Gurtbogen über Pfeilervorlagen. Eine Westempore mit Kreuzgratgewölben springt ins Schiff vor, die Öffnungsbögen gegen das Langhaus liegen auf einem quadratischen Mittelpfeiler. Im Osten befindet sich eine wenig eingezogene, halbrunde Apsis mit Rundbogenfenstern, eingerückt hinter einem einmalig gestuften Chorbogen. Der Zugang erfolgt heute ebenerdig von Süden, über ein zweifach abgestuftes Rundbogenportal mit glattem Tympanon. Die zugehörigen Kämpfer wurden zu unbekanntem Zeitpunkt abgeschlagen. Die hochliegenden Rundbogenfenster und ein kleines Rechteckfenster in der Südwand weisen schon von außen auf hohe Gewölbejoche und ein darüber liegendes Geschoss hin. Dieses Stockwerk diente einst profanen Zwecken, vermutlich als Herbergsraum für Pilger oder Obdachlose, gegebenenfalls auch als Vorratsraum oder Rückzugsraum vor drohender Gefahr. Zugänglich war dieser Raum durch eine in die Westgiebelwand eingefügte schmale Treppe, so wie man sie auch von St. Kolomann in Harting und St. Ägidius in Schönfeld kennt. Der erhöhte Inneneingang unter dem Hostienstein ist heute vermauert. Ein äußerer Obereingang hat möglicherweise ebenfalls existiert.