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Montag, 26. Oktober 2015

Das Deggingerhaus und die Kreativen

Und hier der letzte Teil der Artikelserie über die Kreativen in Regensburg

Das Deggingerhaus und die Kreativen
von P. Burkes

Das Deggingerhaus. Denkmalgeschütztes Haus in der Wahlenstraße 17, früher von Bücher Hugendubel umgebaut und benutzt, später vom Möbelgeschäft KARE. Irgendwas tut sich da, man sieht es an den Schaufenstern - da wird umgebaut.



 "Das Degginger kommt im Herbst" schrieb die Tageszeitung am 10. September.  Der Artikel eröffnet mit  der Mitteilung "Am 20. November eröffnet das Regensburger Kreativquartier ... "

Das ist leider zweifach falsch.

  • Erstens kommt hier nicht das Kreativquartier. Das ist etwas anderes, und der Ort steht noch nicht fest (wahrscheinlich die Kasernenhäuser im Osten)
  • Zweitens findet am 21. November noch nicht die endgültige Eröffnung statt, auch wenn es an diesem Wochenende ein Fest mit Veranstaltungen geben wird.  Danach gibt es einen gut Probebetrieb bis zum 23. Dezember 2015.

    Dann wird das Haus vorübergehend  geschlossen, damit die restlichen Bauarbeiten möglich sind. Dabei wird man auch die Erfahrungen aus dem Probebetrieb berücksichtigen. Eine endgültige Öffnung ist für Mitte März 2016  geplant. Es gibt aber Einzelaktionen in der Zwischenzeit (z.B. eine Ausstellung der OTH im Januar)
Wozu also soll das Deggingerhaus dienen? Eine offizielle Beschreibung gibt im Stadtratsbeschluss vom 21. Mai 2015 über die "Bespielung des EG Deggingerhaues", die aber so umfangreich ist, dass man es für den Normalleser nochmal eindampfen muss. Wenn ich alle bisherigen (weiter unten zitierte) offiziellen Verlautbarungen auswerte und das, was ich als Mitglied im kreativForum bei den letzten Besprechungen erfahren habe, dann ergibt sich folgendes Bild:
Das Deggingerhaus wurde von der Stadt angemietet und soll in subventionierter Form der Regensburger Kultur- und Kreativwirtschaft dienen. Das Erdgeschoß soll als   Ausstellungs- und Veranstaltungsraum dienen , außerdem sollen ein Café das Deggingerhaus attraktiver machen. Das Cafe läuft nicht nebenher mit, sondern soll organisatorisch mit eingebunden sein. Die Regensburger Tourismus GmbH und das Stadtmarketing ziehen in die oberen Stockwerke.

Sowohl Kreative als auch Normalkonsumenten finden hier:

Symposien, Workshops, Messen, Weiterbildungsangebote, temporäre Einzelhandels- und Werkstattformate sowie Präsentationen, Konzerte, Aufführungen, Lesungen und Netzwerktreffen - und ein Kaffee mit Mittagstisch und Feierabenddrinks
Auch Studierenden stehen die Räume zur Verfügung, was gerne übersehen wird. Punkt 3.3. des Stadtratsbeschlusses vom 21.05.15 sagt dazu:
 "Über Kooperationsprojekte z. B. mit der Uni Regensburg und der OTH wird im Deggingerhaus der Wissenschaftsstandort Regensburg und die Bandbreite kreativer Ausbildungsangebote sichtbar. Studierende können sich ausprobieren, ihre Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit präsentieren und werden angeregt die Stadt mit ihren kreativen Impulsen zu gestalten. Das „EG Degginger“ als Plattform der wirtschaftlichen Nachwuchsförderung."

Die Stadtverwaltung nennt das Deggingerhaus auch "Möglichkeitsraum", dieser Begriff wurde in der Beschlussvorlage  VO/15/10960/85 vom 21.05.205 verwendet. Die Vorlage spricht auch von einer "Plattform für den Austausch" (wohl von Kreativen untereinander und mit der Stadt, je nach Auslegung; zum vollen Wortlaut siehe den Beschluss-Abdruck am Ende des Artikels)

Buchhändler Dombrowski hat bereits die Räume für einige Termine fest gemietet,  obwohl noch gar keine Preisliste existiert. Die Miete wurde individuell ausgehandel.t Allgemein heißt es,  die Ansprechstelle werde mit Anfragen überhäuft. Man arbeite mit Hochdruck an einer Mietpreisliste, die nach Art der Veranstaltung unterscheidet, also sozial gestaffelt ist.

Übrigens - es stößt einigen wartenden Interessenten schon auf, dass man schon Termine ausmachte, während andere noch brav die Preisliste abwarten.  Vielleicht eine kleine Ungeschicklichkeit, über die man aber wohl hinwegsehen kann, sofern man zumindest künftig geschickter agiert.

Das Haus soll wohl auch Heimat des kreativForums sein. Und die einzelnen Gruppen des kreativForums sollen ein Kontingent an kostenlosen Nutzungsabenden bekommen - das ist schon länger geplant.


Was man immer wieder liest: Die "Kultur- und Kreativwirtschaft" solle im Herbst einziehen.

Das gibt natürlich keinen Sinn. Denn die KuK ist eine Branche, und es geht nicht, dass die Branche hier einzieht. Wenn, dann das kreativForum, über das ich berichtet hatte. Gemeint ist aber wohl eher, dass das EG des Deggingerhauses der Branche zur Verfügung stehen soll.














Wer ist Verwalter der EG-Räume?

Hauptmieter des Deggingerhauses ist die Stadtverwaltung, bei der man also die Räume im EG "buchen" müsste. Konkreter Ansprechpartner für alle Fragen hierzu ist derzeit (und wohl auch künftig) der von der Stadt bestellte und bezahlte Kreativmanager (aktuell Herr Sebastian Knopp) und seine Mitarbeiter (derzeit eine Praktikantin, eine Assistentenstelle soll angeblich dazukommen).

Das Cafe - oder: Gastronomische Betreuung im Deggingerhaus

Das Cafe und ein großer Veranstaltungsraum sollen im Zentrum der Deggingerfläche stehen.

Die Ausschreibung für die Bewirtung im Deggingerhaus führte im September/Okober 2015 zu einer Entscheidung. Der Zuschlag fiel an die Bewerbergesellschaft
"Heiko Rehorik, Timm Werner und Werner Zapf". 
Zu den einzelnen Personen, die alle gastronomische Erfahrung haben:
  • Heiko Rehorik, Röstmeister im  Familienbetrieb Rehorik;
  • Timm Werner, ehemaliger Barchef des Szenelokals Storstad
  • Werner Zapf (Bar- und Clubquartett „Nighttett“, Eventagentur Frei.Bad23)

Ein Artikel in KULT vom 5.10.2015 berichtet etwas ausführlicher:
Wohnzimmer der Inspiration
Datum: 05. Oktober 2015
Text: Stina Walterbach
http://www.kult.de/kultur-gesellschaft/wohnzimmer-der-inspiration/150/13/1290487

 „Unsere Aufgabe als Gastronomie wird es sein, das Herzstück dieses Projekts zu bilden und die Kaffee- und Barkultur hochzuhalten“, erklärte Timm Werner gegenüber KULT. Er ist künftig für die Bar des Bistros zuständig.

Und Werner Zapf erklärt das Konzept so: „Der Gast kann vorbeischauen und die Symposien, Workshops, Messen, Weiterbildungsangebote, temporäre Einzelhandels- und Werkstattformate sowie Präsentationen, Konzerte, Aufführungen, Lesungen und Netzwerktreffen besuchen oder einfach bei einem Kaffee, unserem Mittagstisch oder Feierabenddrinks entspannen“.


  

Über das Gebäude selbst - das denkmalgeschützte Deggingerhaus

Es war eines der bedeutendsten Patrizierhäuser. Der Keller stammt aus romanischer Zeit, das restliche Gebäude aus der Spätgotik (ab 1300; also 14. und 15. Jahrhundert).  Die Rückgebäude gehen zur Tändlergasse und stammen von 1706 und 1845. Für den langgezogenen Erker in der Wahlenstraße wurden Teile vom Dom verwendet, was früher üblich war (siehe auch den Artikel über Spolien). Eine zur Tändlergasse hin angebaute Dreiflügelanlage umschließt mit dem Hauptbau einen kleinen Innenhof, der Ende des letzten Jahrhunderts (glaublich in den 70er oder 80er Jahren) überdacht wurde, bevor es von der Fa. Hugendubel benutzt wurde. Damit entstand ein herrliches, verwinkeltes Ambiente in diesem Buchgeschäft, das leider später auszog.

Markant ist ein Turmbau im 4. und 5. Obergeschoß, allerdings mit Giebel. Also besser: ein turmartiges Treppengiebelhaus.

Dieses Turmgiebelhaus stammt aus dem 14. Jahrhundert. Man kann es  von der Wahlenstraße aus nicht sehen, aber vom Neupfarrplatz.  In der ehemaligen Durchfahrt von der Wahlenstraße in den Innenhof gibt es einen zweijochigen Raum, der mit Kreuzrippen gewölbt ist. Laut Karl Bauer gibt es zwei Schlusssteine: östlich drei erhabene Wellenlinien für die Familie Süß, westlich drei heraldische Lilien für die Familie Reich. Süß und Reich waren wohlhabende und einflussreiche Familien, und die frühesten Besitzer des Deggingerhaus.

Von 1876 bis 1914 gehörte das Haus der Familie Degginger. Seitdem nennt man das Haus in der Literatur und unter den Einheimischen Deggingerhaus (Karl Bauer, "Regensburg" 5. Auflage, S. 125)


Die Ausführungen zum Haus in der Denkmalliste sind wie üblich spröde und kurz:



Wahlenstraße 17. Sog. Deggingerhaus, umfangreicher gotischer Baukomplex des 14./15. Jh., über romanischen Kellern, Traufseithaus mit Erker und Maßwerkgalerie, Kreuzrippengewölbe des 14. Jh. und Ausstattung, im rückwärtigen Bereich fünfgeschossiger Hausturm des 13. Jh. mit Treppengiebel, im Kern älter, Rückgebäude von 1706 und 1845, siehe Tändlergasse 18.
Denkmäler von A-Z - Deggingerhaus (Seite der Stadt Regensburg)
https://www.regensburg.de/welterbe/1000-denkmaeler/details/Gotik/202













Es folgen Zitate aus amtlichen Meldungen und Medien:



Kreativsprecher starten PR-Offensive
17.3.2015, regensburg-digital.de
http://www.regensburg-digital.de/kreativsprecher-starten-pr-offensive/17032015

„Über 40 Vorschläge“ fürs Deggingerhaus.  Wann und wohin dieses Kreativquartier kommen wird, ist bislang noch unklar – es wird wohl irgendwo bei den Kasernen im Stadtosten sein.

Was es allerdings bald geben wird,
sind die Räume im Erdgeschoss des Deggingerhauses – ehemals KARE – in der Regensburger Altstadt. Die Eröffnung ist für spätestens August angepeilt. 




Koalitionsvereinbarung für die Stadtratsperiode 2014-2010
http://www.regensburg-digital.de/wp-content/uploads/2014/05/Koalitionsvereinbarung_2014-2020.pdf

Seite 7, Punkt "Kultur- und Kreativwirtschaft" (hier zum Punkt Kreativquartier, nicht Deggingerhaus)


... In einem Kreativquartier, beispielsweise im IT-Speicher, auf Kasernenflächen an der Landshuter Straße oder im Bahngelände an der Kirchmeierstraße sollen - Raum für kreatives Milieu und kreative Köpfe
  •  Co-Working Space
  •  Gründerzentrum für Kreativ- und Kulturunternehmer
  •  FreiRaum: Büro- und Werkstattflächen für Kreativunternehmer/innen
  •  Ausstellungsflächen für moderne Kunst – junge Künstler aus der Region
  •  Skaterhalle für spot regensburg e.V.
  •  Cafeteria und Veranstaltungsort
entstehen

Stadtrats-beschlussvorlage zur Bespielung des EG Deggingerhauses
vom 20.05.2015 Vorlage - VO/15/10960/85http://srv19.regensburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=10667

Auszug! (kompletter Text am Ende dieses Artikels)
2. Konzept „EG Deggingerhaus“
Das „EG Deggingerhaus“ wird Möglichkeitsraum der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Das Projekt „EG Deggingerhaus“ ist logische Konsequenz einer Wirtschaftspolitik, die Rahmenbedingungen und (Frei-)Räume schaffen will, in denen sich die KuKW Regensburgs vernetzen, verorten und weiterentwickeln kann. Das Projekt ist Teil der Regensburger Clusterpolitik, die den Unternehmerinnen und Unternehmern vielgestaltige Möglichkeiten eröffnen und damit ein „Mehr“ an Eigenengagement befördern will.

Mit dem regelmäßigen Austausch zwischen dem Kreativforum Regensburg – als Interessens-vertretung der KuKW – und Vertretern der Stadtverwaltung ist 2015 die Grundlage für eine nachhaltige Zusammenarbeit geschaffen worden. Die Beteiligung der Kreativ-Unternehmen soll sich auch in der Bespielung des „EG Deggingerhaus“ widerspiegeln. Die Einbindung der Akteure – in Zusammenarbeit mit dem Clustermanager KuKW – wird eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung branchenübergreifender Veranstaltungsformate der KuKW spielen. Das „EG Deggingerhaus“ soll Plattform dieses Austausches sein und wird als zentrale Verortung in der Altstadt neue Impulse kreativer Vernetzung und Zusammenarbeit in den Stadtraum ausstrahlen.

In erstklassiger Lage, zentral in der Regensburger Innenstadt gelegen, entsteht somit ein Schaufenster der KuKW, das die Kompetenz und Vielfalt der kreativen Akteure der KuKW sichtbar macht und somit mehr Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit der KuKW nach innen und außen erzeugt. Ein zentraler und kommunikativer Ort der Präsentation, des Austausches und der Begegnung, der sich dem Stadtraum und den Bürgerinnen und Bürgern hin öffnet. ...


Rede von Oberbürgermeister Joachim Wolbergs
anlässlich des Künstlerempfanges am 27. Juli 2015 um 20 Uhr in der Minoritenkirche
http://regensburg.de/rathaus/aktuelles/ansprachen-und-reden/ob-wolbergs/kuenstlerempfang-2015
... Ein wichtiger Aspekt, den ich hier ebenfalls ansprechen möchte, ist die Kultur- und Kreativwirtschaft.

Dort haben wir unter anderem für Existenzgründerinnen und -gründer vor kurzem eine neue Stelle geschaffen, die als Ansprechpartner und Berater unterstützen soll.

Das Deggingerhaus in der Wahlenstraße wird ein erster – auch räumlicher – Schritt in die richtige Richtung sein. Was mir dabei besonders am Herzen liegt: den Ort zu einem lebendigen und quirligen Kulturort zu machen, einem Ort des Austausches und der Vernetzung und einfach einem guten Treffpunkt für die Kultur- und Kreativwirtschaft. ...



Kult, Frisches Design im Deggingerhaus 
Datum: 18. Juli 2015
Text: Anna-Maria Deutschmann
http://www.kult.de/neu-in-regensburg/frisches-design-im-deggingerhaus/150/11/1259050

Das geschichtsträchtige Haus im Herzen der Altstadt hat ein ewiges Hin und Her hinter sich. Erst Hugendubel, dann das Möbelhaus Kare, momentan ein Leerstand mit zwischenzeitlichem Kulturprogramm am 24. und 25. Juli. Doch ab dem Spätherbst wird dem Gebäude in der Wahlenstraße 17 wieder dauerhaft Leben eingehaucht. Die Regensburger Kultur- und Kreativwirtschaft wird das Erdgeschoss als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum nutzen, außerdem sollen ein Café und ein Shop das Deggingerhaus nach außen hin attraktiver machen. Die Regensburger Tourismus GmbH und das Stadtmarketing ziehen in die oberen Stockwerke.
Kult, Kultur erobert Deggingerhaus
http://www.kult.de/kultur-gesellschaft/kultur-erobert-deggingerhaus/150/13/1249901
Einen Monat lang dürfen sich Kulturschaffende im Deggingerhaus austoben, bevor ab Herbst städtische Ämter und ein Showroom der Kultur- und Kreativwirtschaftsbranche in das Haus in der Wahlenstraße einziehen.
TV Aktuell, Deggingerhaus wird saniert
http://www.tvaktuell.com/mediathek/video/deggingerhaus-wird-saniert/
19. August 2015 16:07

Das sogenannte Deggingerhaus in der Regensburger Altstadt dürfte vielen bekannt sein. Die Ursprünge des Gebäudes gehen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Seit Anfang des  Jahres wird es saniert. Im Erdgeschoss soll ab Spätherbst die Kultur- und  Kreativwirtschaft einziehen und einen „Möglichkeitsraum“ schaffen – in  Zusammenarbeit mit Studenten der OTH Regensburg.

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Und hier der volle Wortlaut des

Stadtratsbeschlusses zur Bespielung des EG Deggingerhaus  vom 21.05.2015  
http://srv19.regensburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=10667
(Die dort so bezeichnete "Beschlussvorlage" wurde vom Stadtrat abgesegnet, kann also auch als Stadtratsbeschluss bezeichnet werden)



Vorlage - VO/15/10960/85
Betreff: Kultur- und Kreativwirtschaft Regensburg - Bespielung des EG Deggingerhaus durch den Cluster KuKW
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Berichterstatter/in:Wirtschafts-, Wissenschafts- und Finanzreferent Daminger
Federführend:Amt für Wirtschaftsförderung
Beratungsfolge:

GS Ausschuss für Wirtschaft und Ausschuss für Verwaltung, Finanzen und Beteiligungen Vorberatung

20.05.2015 

Öffentliche gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und des Ausschusses für Verwaltung, Finanzen und Beteiligungen ungeändert beschlossen 


Stadtrat der Stadt Regensburg Entscheidung

21.05.2015 

Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates der Stadt Regensburg ungeändert beschlossen 





Sachverhalt:             

1. Begründung

Die Kultur- und Kreativwirtschaft (KuKW) ist eine bedeutsame Branche in Regensburg mit 3.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und 670 Selbstständigen und Unternehmen, also mit insgesamt rund 4.100 Erwerbstätigen (Zahlen 2012). 11,1% aller Selbständigen und Unternehmen in Regensburg sind in dieser Branche tätig eine beachtliche Quote, die über dem bayerischen Vergleichswert liegt. Der Jahresumsatz 2012 lag bei 427 Mio. EUR. Umsatzstärkste Branchen sind der Pressemarkt, die Designwirtschaft, die Software-/Games-Industrie und der Werbemarkt.

Im 2014 vorgelegten „Datenreport Kultur- und Kreativwirtschaft Regensburg Empirische Untersuchung zur Lage der Kultur- und Kreativwirtschaft“ von Michael Söndermann (Büro für Kulturwirtschaftsforschung, Köln) wird bestätigt, dass die KuKW in Regensburg eine hohe wirtschaftliche Relevanz besitzt, als eigenständiges Wirtschaftsfeld jedoch noch am Beginn einer Entwicklung innerhalb der Wissensgesellschaft steht. Durch die Förderung von Rahmenbedingungen wie der Schaffung von (Frei-)Räumen kann die Stadt Regensburg zur Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft einen substanziellen Beitrag leisten. 

Mit Beschluss VO/14/10237/85 vom 23.10.2014 hat der Stadtrat, nach Vorberatung durch den Ausschuss für Wirtschaft und den Kulturausschuss am 08.10.2014, die Verwaltung beauftragt, eine geeignete räumliche Übergangslösung bis zur Fertigstellung eines Kreativquartiers zu identifizieren und dem Stadtrat zu berichten.

Mit Beschluss VO/15/10913/23 vom 30.04.2015 hat der Stadtrat, nach Vorberatung durch den Grundstücksausschuss am 28.04.2015, die Verwaltung mit der Anmietung von Räumlichkeiten im Anwesen Wahlenstraße 17 („EG Deggingerhaus“) zur Nutzung durch die „Kultur- und Kreativwirtschaft“ beauftragt.

Mit dem „EG Deggingerhaus“ wurde eine Immobilie gefunden, die eine vielfältige Nutzung zur Förderung der KuKW ermöglicht und damit der Heterogenität der 12 Kreativwirtschaftsbranchen gerecht wird. Mit dem Konzept zur Bespielung des „EG Deggingerhaus“ wird eine Maßnahme vorgeschlagen, die in vielfältiger Ausprägung den notwendigen Möglichkeitsraum für die KuKW darstellt und somit Akzeptanz, Sichtbarkeit, Vernetzung, Qualifizierung, Markterschließung, Beteiligung und Beratung ermöglicht, fördert und verortet.  

Die Möglichkeit der Anmietung des „EG Deggingerhaus“ hat sich kurzfristig durch die Kündigung des Mieters im Anwesen Wahlenstraße 17, 93047 Regensburg, angeboten. Somit wird eine schnelle Etablierung des Clusters KuKW umsetzbar.


2. Konzept „EG Deggingerhaus“

Das „EG Deggingerhaus“ wird Möglichkeitsraum der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Das Projekt „EG Deggingerhaus“ ist logische Konsequenz einer Wirtschaftspolitik, die Rahmenbedingungen und (Frei-)Räume schaffen will, in denen sich die KuKW Regensburgs vernetzen, verorten und weiterentwickeln kann. Das Projekt ist Teil der Regensburger Clusterpolitik, die den Unternehmerinnen und Unternehmern vielgestaltige Möglichkeiten eröffnen und damit ein „Mehr“ an Eigenengagement befördern will.

Mit dem regelmäßigen Austausch zwischen dem Kreativforum Regensburg als Interessens-vertretung der KuKW und Vertretern der Stadtverwaltung ist 2015 die Grundlage für eine nachhaltige Zusammenarbeit geschaffen worden. Die Beteiligung der Kreativ-Unternehmen soll sich auch in der Bespielung des „EG Deggingerhaus“ widerspiegeln. Die Einbindung der Akteure in Zusammenarbeit mit dem Clustermanager KuKW wird eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung branchenübergreifender Veranstaltungsformate der KuKW spielen. Das „EG Deggingerhaus“ soll Plattform dieses Austausches sein und wird als zentrale Verortung in der Altstadt neue Impulse kreativer Vernetzung und Zusammenarbeit in den Stadtraum ausstrahlen.

In erstklassiger Lage, zentral in der Regensburger Innenstadt gelegen, entsteht somit ein Schaufenster der KuKW, das die Kompetenz und Vielfalt der kreativen Akteure der KuKW sichtbar macht und somit mehr Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit der KuKW nach innen und außen erzeugt. Ein zentraler und kommunikativer Ort der Präsentation, des Austausches und der Begegnung, der sich dem Stadtraum und den Bürgerinnen und Bürgern hin öffnet.


3. Nutzungskonzept

Das Erdgeschoss soll in vier zentrale Nutzungsbereiche unterteilt werden (Grundriss als Anlage):

3.1. Nutzungsbereiche

3.1.1. Ausstellungs- und Veranstaltungsraum

Der Ausstellungs- und Veranstaltungsraum ist der größte Raum im Erdgeschoss hier findet auch das dem Nutzungskonzept untergeordnete „Degginger Café & Bistro“ seinen Platz. Über ein modulares und flexibel anpassbares Bühnen-, Bestuhlungs- und Tischkonzept sollen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten realisierbar werden. Alle Teilbranchen der Kultur- und Kreativwirtschaft sollen hier ihre Ausstellungs- und Veranstaltungsformate verorten können. Dies können Vorträge, Symposien und Workshops, Ausstellungen, Produktpräsentationen oder (Klein-)Messen sowie Shop-in-Shop-Formate sein. Es können Eröffnungen (Galerienabend Regensburg), Filmvorführungen, Konzerte, Lesungen, Preisverleihungen und Netzwerktreffen sowie After-Work-Abende stattfinden ausschlaggebend ist der Bezug zur KuKW.

Findet im Ausstellungs- und Veranstaltungsraum keine Veranstaltung statt, laden zwei lange Tischtafeln zum gemeinsamen Arbeiten, zum Austausch und zu offenen Besprechungen ein. Ein W-LAN-Zugang ermöglicht ein Arbeiten nach dem Co-Working-Gedanken.


3.1.2. „Degginger Café & Bistro“

Das „Degginger Café & Bistro“ liegt im Herzen des Erdgeschosses und ist im Ausstellungs- und Veranstaltungsraum integriert, d. h. es ordnet sich dem Hauptnutzungskonzept des Erdgeschosses unter. Dabei rundet das „Degginger Café & Bistro“ mit seinem Angebot die unterschiedlichen Veranstaltungsformate ab.
Regelmäßige Einzelbranchen- und Clustertreffen ermöglichen es den Akteuren der KuKW ihre Bedarfe und Bedürfnisse zu diskutieren und zu kommunizieren, sich über Neuentwicklungen beispielweise zu Fördermaßnahmen zu informieren und den Austausch zu kultivieren. Der Dialog in teilbranchen- und branchenübergreifenden Netzwerken findet damit eine Verortung und im „Degginger Café und Bistro“ einen Treffpunkt.

Das „Degginger Café & Bistro“llt den Ausstellungs- und Veranstaltungsraum mit Leben auch dann, wenn keine Bespielung stattfindet. Es ist zudem ein wichtiger Faktor für das gewünschte „Mehr“ an Besucherfrequenz in der Wahlenstraße. Der Freisitz des „Degginger Café & Bistro“ dient im Sommer einer gesteigerten Aufenthaltsqualität und Belebung der Wahlenstraße.


3.1.3. Verkaufs- und Ausstellungsraum

Der Verkaufs- und Ausstellungsraum ist das begehbare Schaufenster des „EG Deggingerhaus“. Kreativ-Produkte des Clusters sollen hier präsentiert und verkauft werden.

Der Verkaufs- und Ausstellungsraum bietet temporären Raum für verschiedene Sale-, Trade- und Präsentationsformate. Dies könnte beispielsweise ein sog. Pop-Up Store (temporärer Einzelhandel) sein mit Designprodukten, Kunst, Mode oder Büchern. Auch eine temporäre Galerie, ein Studio oder Atelier und weitere Ausstellungskonzepte sind denkbar.


3.1.4. Ideenraum

Der Ideenraum bietet Platz für Besprechungen, Vorträge und Workshops und soll ein Raum für den konzentrierten Austausch zwischen Kreativ-Unternehmern, Interessensgruppen und Arbeitskreisen aus der KuKW sein. Ein modulares Einrichtungskonzept sowie die technische Infrastruktur ermöglichen die Umsetzung vielfältiger Formate.

Im Ideenraum soll eine wöchentliche Sprechstunde durch den Clustermanager KuKW angeboten werden. In Beratungsgesprächen zu Existenzgründungen, dem Auf- und Ausbau der eigenen Selbstständigkeit und zur Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens werden Förderprogramme aufgezeigt, Beratungsangebote und Kontakte vermittelt und neue Netzwerke geknüpft.


3.2. Managementkonzept

Es soll eine Programm- und Raumkoordination von der Stadt Regensburg beauftragt werden, die in enger Abstimmung mit der Verwaltung und dem Cluster KuKW die Bespielung des Erdgeschosses im Deggingerhaus organisatorisch abwickelt.

Die Programm- und Raumkoordination ist Ansprechpartner aller Akteure, die im „EG Deggingerhaus“ eine Veranstaltung planen, bzw. sich dort mit ihren Arbeitskreisen und Interessensgruppen verorten wollen.


3.3. Kooperationsprojekte

Die Idee des „EG Deggingerhaus“ ermöglich eine Vielzahl an Kooperationsprojekten und ist sinnbildlich für eine Stadt, die die KuKW als Standortfaktor erkannt hat und fördern will: Regensburg als kreativwirtschaftlicher Verwirklichungsraum in dem beispielsweise Studierende eine Perspektive sehen, aus ihren kreativen Ideen heraus ein Unternehmen zu gründen und den Schritt in die Selbstständigkeit in Regensburg zu wagen.

Über Kooperationsprojekte z. B. mit der Uni Regensburg und der OTH wird im Deggingerhaus der Wissenschaftsstandort Regensburg und die Bandbreite kreativer Ausbildungsangebote sichtbar. Studierende können sich ausprobieren, ihre Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit präsentieren und werden angeregt die Stadt mit ihren kreativen Impulsen zu gestalten. Das „EG Degginger“ als Plattform der wirtschaftlichen Nachwuchsförderung.


4. Zeitplan

Im Zeitraum Juli 2015 bis August 2015 ist eine Bespielung durch „Con_Temporary e. V. Verein für die kulturelle Zwischennutzung leerstehender Gebäude“ geplant. Eine Zwischennutzung zum Wahlenstraßenfest am 25. Juli 2015 ist geplant. Parallel dazu erfolgt der Um- und Ausbau des „EG Deggingerhaus“ von Juni bis September 2015.

Im Oktober 2015 soll das „EG Deggingerhaus“ als Möglichkeitsraum der KuKW Regensburg eröffnen.


5. Kosten

r die Maßnahme „Kultur- und Kreativwirtschaft Regensburg Bespielung des EG Deggingerhaus durch den Cluster KuKW“ werden Investitionskosten für das Jahr 2015 in der Höhe von voraussichtlich 250.000,00 € notwendig. Diese umfassen die brandschutzrechtlich relevanten Aus- und Umbauten des Erdgeschosses und der Lager- und Toilettenräume im Untergeschoss, feste Einbauten nach den Arbeitsschutz-Richtlinien sowie die Inneneinrichtung und technische Ausstattung der knapp 400 m² umfassenden vier Nutzungsbereiche.

r den Betrieb des „EG Deggingerhaus“ werden für 2015 rund 160.000,00 € sowie für 2016 rund 230.000,00 € erwartet. Berücksichtigt sind sämtliche Miet- und Nebenkosten, weitere Kosten für Reinigung, Hausmeisterdienste, Versicherungen, Reparaturen und Bauunterhalt, die Kosten für eine Programm- und Raumkoordination und die programmatische Bespielung, sowie die Kosten für die Öffentlichkeitsarbeit für das Jahr 2015.


6. Untervermietung

Erzielbare Mieteinnahmen durch die Untervermietung der Nutzungsbereiche „Ausstellungs- und Veranstaltungsraum“, „Verkaufs- und Ausstellungsraum“ und „Ideenraum“, sollen ab dem Jahr 2016 etwa 1/3 der Mietkosten gegen finanzieren.


7. Finanzierung

Zur baldmöglichsten Umsetzung des o. g. Konzeptes, das kurzfristig aufgrund der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten möglich ist, wären im Haushaltsjahr 2015, wie vorhergehend erläutert und begründet, im neuen UA 7915 „Kultur- und Kreativwirtschaft“ folgende außerplanmäßige Mittelbereitstellungen erforderlich:

I. im Verwaltungshaushalt:
- HhSt. 0.7915.5310 „Mieten“ i. H. v. 62.000,-- €
- HhSt. 0.7915.6369 „Sonstige Dienstleistungen durch Dritte“ i. H. v. 30.500,-- €

Die Deckung könnte jeweils durch die Deckungsreserve (HhSt. 0.9141.8500) erfolgen.

II. im Vermögenshaushalt:
- HhSt. 1.7915.94509 „Erweiterungs-, Um- und Ausbauten“ i. H. v. 135.000,-- €
   (insb. brandschutzrelevante und nutzerspezifische Um- und Ausbauten)
- HhSt. 1.7915.93809 „Erwerb von sonst. bewegl. Sachen des Anlagevermögens“ i. H. v. 70.000,-- €
   (insb. nutzerspezifische Ausstattung und Einrichtung)
- HhSt. 1.7915.93899 „Erwerb von sonst. bewegl. Sachen des Anlagevermögens“ i. H. v. 45.000,-- €
   (insb. Ausstattung und Einrichtung des ‚Gastrobereiches)

Die Deckung könnte jeweils durch die Entnahme aus der Allgemeinen Rücklage (HhSt. 1.9101.3100) erfolgen.

Die restlichen Mittel im Verwaltungshaushalt i. H. v. insgesamt rund 67.500,-- € verteilen sich auf diverse Haushaltsstellen und werden auf dem Verwaltungsweg bereitgestellt.

Diese Mittelbereitstellungen werden durch Veranschlagungen im Nachtragshaushaltsplan 2015 abgelöst.

Ab dem Haushaltsjahr 2016 erfolgt die Einstellung der erforderlichen Haushaltsmittel in die Entwürfe des Haushaltsplans.



Der Ausschuss für Wirtschaft empfiehlt / Der Stadtrat beschließt:

Die Maßnahme “Bespielung des EG Deggingerhaus durch den Cluster KuKW“ wird nach dem im Sachverhalt dargestellten Konzept umgesetzt.
Die Verwaltung berichtet dem Stadtrat über die Ergebnisse der Maßnahme nach einer einjährigen Pilotphase.

Der Ausschuss für Verwaltung, Finanzen und Beteiligungen empfiehlt / Der Stadtrat beschließt:

Nach Maßgabe des Sachverhalts werden im Verwaltungshaushalt Haushaltsmittel i. H. v. insgesamt 92.500,00 € mit Deckung durch die Deckungsreserve (HhSt. 0.9141.8500) und im Vermögenshaushalt Haushaltsmittel i. H. v. insgesamt 250.000,00 € mit Deckung durch die Entnahme aus der Allgemeinen Rücklage (HhSt. 1.9101.3100) außerplanmäßig bereitgestellt.








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