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Mittwoch, 25. November 2015

Beispiel Blumenfotografie und Erklärung Tiefenschärfe

Die Fotografie mit einer Spiegelreflex macht immmer wieder Spaß. Wenn Sie sich langweilen, schnappen Sie sich einfach die Kamera, verlassen das Haus und gehen zum nächsten Straßenrand oder Wiesenrand. Oder in den Garten, wenn Sie einen haben. Oder zu einerVerkehrsinsel, wo Gras wächst.

Mit dem Tele entdecken Sie zu Ihrer Überraschung eine erstaunliche Mini-Welt, direkt vor Ihren Füßen und um Sie herum. So, als wären Sie Biene Maya, für die eine Wiese wie ein ganzer Kosmos ist.


Benutzen Sie die Automatik der Kamera. Aber nicht die Vollautomatik, sonst können Sie nicht korrigieren. Bei Canon ist das die Einstellung P. 

Nun zu obigem Bild. Spätestens am PC zeigt sich: der Bienenkopf ist scharf, die Flügel bereits etwas unscharf. Auch die Blüte ist etwas unscharf. Zu wenig Tiefenschärfe.

Also: Blende erhöhen. Dadurch erhöht man die Tiefenschärfe, so dass auch die näheren und ferneren Bereiche scharf sind.


Das ist bei der Canon ganz einfach. Nur am Rädchen  drehen, und man sieht im Sucher, wie sich der Blendenwert ändert.Von F/7 auf F/8, F/11 und so weiter. Die Belichtungszeit ändert sich auch mit, aber dazu später.


Die Blende, das ist das Gegenstück zu unserer Pupille, die sich je nach Lichtverhältnissen verengt oder erweitert.







Für nachfolgende drei Fotos benutzte ich nacheinander die Blenden F/8, F/11 und F/14.

F/14 ist ein überdurchschnittlich hoher Wert, die Blende lässt wenig Licht durch, dafür erhält man viel Schärfe von nah bis weit.

Die erste Aufnahme habe ich der Kamera-Automatik überlassen, die hat einen Blendenwert von F/8 genommen. Das ist eigentlich ein normaler Wert, aber bei solch extremen Nahaufnahmen zu wenig. Nur die Blütenteile, die der Kamera ganz nah sind, sind scharf, ein paar Millimeter dahinter wird es unscharf.




Also am Rädchen drehen und die Blende auf F/11 erhöhen - et voila: wir haben mehr Tiefenschärfe


Und so sieht es bei F/14 aus:


Eigentlich mache ich bei Blumenaufnahmen fast immer mehrere Varianten desselben Motivs. Später entscheide ich, welche Aufnahme ich behalte.

Natürlich hat auch die erste Aufnahme ihren Reiz. Eigentlich ist überhaupt das Schöne an den Spiegelreflex-Kameras die Unschärfe im Hintergrund, im Gegensatz zur Handykamera, wo alles scharf ist.

Allerdings ist  bei der Blumenfotografie und Insektenfotografie meistens eine gewissen Tiefenschärfe notwendig, damit man später nicht enttäuscht die meisten Bilder löscht.

Also bei Blumenbilder Blendenwerte  erhöhen. Es bleibt immer noch genug Unschärfe.  


Wo aber ist der Haken? Warum nimmt man nicht immer hohe Blendenwerte.

Der Nachteil liegt darin, dass bei höherer Blende ein Ausgleich notwendig ist, ein Ausgleich durch längere Belichtungszeit.

Bei der ersten Aufnahme hat die Automatik eine Belichtungszeit von 1/500 Sekunde (ein fünfhunderststel Sekunde) errechnet und benutzt. Beim zweiten Bild hat die Automatik die Zeit auf 1/250 Sekunde angepasst - das klingt weniger, ist aber eine längere Zeit. Und beim dritten Bild hat die Automatik auf 1/200 Sekunde geändert, damit genügend Licht aufgenommen wird.
Und darauf müssen Sie achten: Wenn die Zeit unter 1/80 rutscht, wird es kritisch. Wenn Sie dann die Kamera nicht extrem ruhig halten, wird plötzlich das ganze Bild unscharf, und zwar aus einem ganz anderen Grund - der Verwacklung. Und wenn es auch nur ein bisschen windig ist, hilft auch die ruhige Hand nichts mehr - da brauchen Sie 1/200 und mehr.

Und Insekten brauche ebenfalls kürzere Belichtungszeiten, 1/200 sollte schon sein.

Erfahrungswerte

Wenn Sie bei Mittagssonne Blumen fotografieren, haben Sie meist genug Spielraum. Wenn es nicht ganz so hell ist, etwa bei Abendsonne, oder bei bewölktem Himmel, dann werden Sie Probleme bekommen. Da kann es sein, dass Sie schon beim ersten Hochregeln der Blende eine Zeit von 1/50 sek. oder 1/20 sek. bekommen. Dann wird das ganze Bild unscharf.


Der Trick mit der ISO

Und jetzt der Tipp: die Kamera hat auch eine Einstellungsmöglichkeit bei der ISO, der Lichtempfendlichkeit. Erhöhen Sie "manuell" den ISO-Wert von 100 auf 200. Und plötzlich haben Sie mehr Spielraum.

Obige Fotos sind mit 200 ISO geschossen, ebenso die meisten der nachfolgenden Bildern. Ich hatte nämlich schon bei den ersten Aufnahmen gemerkt, dass mir Spielraum fehlt, und daher hatte ich die ISO fest auf 200 eingestellt.

Erhöhen Sie den ISO-Wert auf höchstens 400. Ab noch  höheren ISO-Werten entsteht ein körniges Bild, jedenfalls wenn Sie Details betrachten, also in das Bild zoomen oder Bildausschnitte benutzen. Das wird speziell bei Blumenbildern schnell störend, viel störender etwa als bei Nachtaufnahmen in der Stadt oder bei Veranstaltungen, wo ich ich mit Werten bis 3200 arbeite, ohne dass das Bild dadurch schlecht aussieht.

Natürlich weiß ich, dass die Kamera-Automatik auch den ISO-Wert verändert, wenn es zu dunkel wird. Aber meiner Erfahrung nach relativ spät, erst bei extrem langen Belichtungszeiten (z.B. 1/50). Bei der Blumenfotografie, vor allem wenn es windig ist, müssen Sie aber schon früher den ISO-Wert anpassen. Daher die oben geschilderte "manuelle" Anpassung.

Übrigens: dass auch bei Digitalkameras bei hoher ISO das Bild körnig wird, so wie früher bei der Analog-Fotografie, ist schon ein merkwürdiger Zufall. Ist aber so.

Hier noch die restlichen Fotos aus dierser kleinen Mini-Session, entstanden bei einem Spaziergang mit Yorki am Bahndamm bei der Blumenstraße:






Wie man hier sieht, ist eine gewisse Unschärfe schon reizvoll. Im nachfolgenden Bild hat man zwar mehr scharfe Blumendetails, aber einen unruhigen Hintergrund.