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Donnerstag, 31. Dezember 2015

Portrait Sabina Schellmann


Im November machte ich ein Interview mit den beiden Künstlerinnen  Sabina Schellmann und Renate Wegmann, die zusammen mit anderen Künstlern das Geschäft "Kunstwerk" in der Wahlenstraße betreiben.


Sabina Schellmann

Ich hatte die beiden bei einem Treffen der Kreativen kennenlernt und einen Termin ausgemacht. Eigentlich wollte ich nur Fotos und Infos für einen Kurzbericht machen. Aber wir verstanden uns so gut und ich erfuhr solch faszinierende Lebensgeschichten, dass ich in die Tiefe ging. Es wurde ein umfassendes Interview und am Ende hatte ich Material für zwei Künstlerportraits.



Mit diesem Artikel stelle ich zunächst Sabina Schellmann vor.

Sabina Schellmann ist eine Regensburger Künstlerin, Dozentin und Betreiberin von zwei Ladengeschäften in Regensburg und Spanien. Sie lebt und arbeitet abwechselnd in Deutschland und Spanien.und macht in beiden Ländern Ausstellungen und Kurse. Neben dem Laden, den sie mit anderen Künstlern in der Wahlenstraße betreibt führt sie auch das Kunstschaufenster gegenüber dem  Karmelitenkomplex.


Ihr Hauptthema ist das Verarbeiten von Papier und Stoff. Bekannt ist sie für ihre Pappmache-Figuren. Auch die lebensgroße Figur, die ich am Ladeneingang passiere und die ich zuerst für eine Schaufensterpuppe hielt, ist ein Modell der Künstlerin. Sie hat auch einen Namen: Janine.

Wie sprechen über den Laden. Es gibt ihn erst eineinhalb Jahre. Gegründet wurde er von Sabina Schellmann und Renate Wegmann, die noch ein paar weitere Künstler um sich geschart haben, um das Projekt zu realisieren.




Die Wurzel dieses Projekts liegt in einer schicksalhaften Begegnung. Vor drei Jahren kam sie neu nach Regensburg; ihr Mann arbeitet bei Krones. Bei einem Bummel durch die Altstadt begegnete  sie Renate Wegmann. Diese hatte im Ladengeschäft "Durch die Blume" in der Goliathstraße im ersten Stock eine Glasgalerie, wo Porzellan und Glas angeboten wurde.




Es war Sympathie auf den ersten Blick. Und schnell entstand der Traum von einem gemeinsamen Laden. Ein Laden mit Eigenprodukten wohlbemerkt.

Im November 2013 stand das Projekt fest. Es mussten Räume gesucht werden und natürlich erst einmal Eigenprodukte in ausreichender Menge hergestellt werden. Neben der Raumsuche arbeiteten sie rund um die Uhr, um genug Exponate anzusammeln. Renates Haupterwerb bei Renate war dabei ihre Lehrtätigkeit an der FOS in Straubing.



Kunstwerk - Regensburg, Wahlenstraße (offizielle Adresse Neupfarrplatz 2)


Im April 2014 eröffneten sie den Laden, zusammen mit 3 weiteren Künstlerinnen, darunter Patrizia Knorr-Triebe, die Adoptivtochter des bekannten Künstlers und Dombaumeisters. Zusätzlich zu den Eigenprodukten werden Freiflächen an externe Aussteller vermietet, z.B. Keramik von Marketa Mariz.

Voraussetzung für alle Produkte ist: es müssen Unikate sein, Einzelstücke, handgefertigt und hochwertig.


Sabina Schellmann konnte ihre Erfahrungen aus dem Laden in Spanien einbringen. Dort betrieb sie seit 2008 den "Bina Rosa", den "rosa Laden" im EG ihres Hauses in der Nähe von Tarragona (Katalonien) für jeweils 3 bis 4 Monate im Sommer. Dabei machte sie ihre Erfahrungen damit, wie ein Laden läuft - das sieht nämlich etwas anders aus, als ein Verkauf über Ausstellungen.






Wieso eigentlich Spanien? Nun, der Vater ist deutsch, die Mutter stammt aus Katalonien, also im Osten von Spanien. Der Vater hat als Druckereileiter gearbeitet. Sie verbrachte als Kind viel Freizeit in der Druckerei, und ihr Vater erklärte ihr viel über Papier und seine Verarbeitung. Und da entstand dieses Faible für den Werkstoff. Sie spielte mit dem Papier, machte erste Textcollagen.

Der künstlerische Umgang mit dem Material begann zwar in der frühesten Jugendzeit, aber erst mit 25 ging sie erstmals an die Öffentlichkeit.


Davor und danach lagen vielfältige berufliche Tätigkeiten. Zuerst eine landwirtschaftliche Lehre in der Nähe von Luxemburg, dann wechselte sie nach Freising und arbeitete in München. Gut 10 Jahre wirkte  sie als Language Instructor für Deutsch   für die Firma Motorola. Auch nach der Geburt ihres Sohnes Dennis unterrichtete sie wieder. Zusätzlich engagierte sie sich bei Caritas für Hospiz und Altenpflege. Und nebenher besuchte sie auch eine Heilpraktikerschule in München.17 Jahre lang war sie in einer Zahnarztpraxis tätig, bevor sie sich selbstständig machte


Inzwischen hatte sie längst mit kreativem Umgang mit Papier begonnen. Gemäß ihrer Webseite experimetiert sie seit 1980 mit Papier und hat sich über  30 Jahre mit diesem material intensivst auseinandergesetzt und ist bis heute der Papierkunst treu geblieben.
Die genaue Rezeptur für Ihre Papierarbeiten bleiben aber nach wie vor ihr ganz persönliches Geheimnis.


Engelserie


Pappmaché bzw. Pappmasche - manche sagen auch Pulpe oder Papiermaché -  ist ein Gemisch aus Papier und einem Bindemittel,  so klärt uns Wikipedia auf. Manchmal werde auch Ton, Kreide oder andere Materialien hinzugefügt, heißt es dort. Man solle es nicht mit Kaschiertechnik verwechseln. Das wäre der schichtenweise Aufbau von verkleisterten Papierstreifen, die man fälschlicherweise auch als Papiermache verstehe.





Nun, aus dem echten Pappmaché lassen sich leichte, stabile, relativ große und verhältnismäßig billige Plastiken, Skulpturen oder Masken gestalten. Sabina Schellmann sagt dazu:

"Dieser Werkstoff gibt mir alle Freiheiten, ich kann riesig groß und voluminös arbeiten, aber auch ganz klein und zart, es wird hart wie Holz und ebenso weiter verarbeitet. Papier ist zu meiner lebenslangen Leidenschaft geworden!"

 


Sie experimentierte mit neuen Materialmischungen, und so entstehen bei ihr nicht nur Figuren, sondern auch Möbel oder Schmuck. Bekannt sind ihre Popolinas, füllig, pralle und dennoch grazile Figuren aus Pappmache. Die Technik erklärt sie in Kursen. Dort können auch andere diese fröhlich-drallen Popolinas formen - tänzerisch, turnerisch, sitzend oder stehend.

Popolinas im Schaufenster

So genannte Popolinas - eine Spezialität  von Sabina Schellmann

Ausstellungsobjekt aus Pappmache

An die Öffentlichkeit ging mit knapp 25, eine Freundin aus München organisierte eine Ausstellung in ihrem eigenen Haus. Weil die Resonanz so hoch war, machte sie weiter, es wurden mit den Jahren fast jährlich drei bis viermal ausgestellt.





Trotzdem arbeitete sie hauptberuflich weiter bei einem Zahnarzt , verkaufte weiterhin erfolgreich ihre Popolinas und machte sich 2006 als freischaffende Künstelerin selbstständig, die Ladengalerie "Bina Rosa" in Altafulla bei Tarragona (Katalonien) wurde daraufhin eröffnet.

Seit Anfang 2013 lebt sie in Regensburg und schon im darauffolgendem Jahr konnte sie mit Ihrer Kollegin Rebate Wegmann die Ladengalerie"KunstWerk", in der Wahlenstrasse/Ecke Neupfarrplatz eröffnen.


















Von vorne bis hinten: Pappmaché












Außenstelle Kunstschaufenster:





Kunstschaufenster

Ihre persönliche Webseiten:

Webseite des Regensburger Ladens "Kunstwerk" in der Wahlenstraße
Webseite über das (von Künstlern mietbare) Kunstschaufenster:


Webseite über die spanische Ladengalerie: