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Freitag, 4. März 2016

Muss das Diba-Cafe dem Kommerz weichen?

Nach Good-bye-Fritzi jetzt auch noch Good bye Diba. Wie traurig.

Stell dir vor, der Kneitinger am Arnulfsplatz müsste schließen, weil der Mietvertrag ausläuft. Trotz Kult, Tradition und guter Geschäfte. Schrecklicher Gedanke.

Oder stell Dir vor, das Ostentor-Kino müsste schließen, weil der Mietvertrag ausläuft. Beinahe passiert, glücklicherweise war der Vermieter gnädig.

Oder die 35 Jahre alte Cafe-Bar in der Gesandtenstraße, Szene-Cafe der ersten Stunde in unserer Studentenstadt, müsste schließen, weil der Mietvertrag ausläuft. Auch beinahe passiert, auch hier hatte glücklicherweise der Vermieter ein Einsehen.

Nun - unser Kult-Cafe hat dieses Glück wohl nicht. Der Mietvertrag läuft aus, die Vermieterin will nicht verlängern. Reza Pezeshki, der mit diesem Cafe das Eck am Bismarckplatz gründlich aufgewertet hat, der mit höchstpersönlichem Einsatz einen beliebten Treff etabliert hat, konnte sie nicht überreden.

Unser Lieblingscafe, bei dem nicht nur die Musiker vom Theater, nein ganz  ein aufgeschlossener Gästekreis verkehren, wo sich viele mir bekannten Paare und Ehepaare fanden, wo Musikgruppen wie Volando Voy entstanden. Unsere Kneipe, bei der wir wussten, dass wir dort freundliche und sympathische Gleichgesinnte finden, so dass wir uns immer wohlfühlen. Es muss bald aufhören.


Musiker vor dem Diba-Cafe

Wieviel Schläge musser noch einstecken? Reza Pezeshki bei einer Vernissage in der Fürstlichen Sen.Residenz




Diba Cafe


Besuch aus Spanien - Juan und Laura, sofort herzlich aufgenommen und integriert von der Barkeeperin Jana Veznikova  (2cent-Band)

Unvergessliche Sommernächte vor dem Diba. Mein wohl absolutes Lieblingsbild

Warum sind die  Sommernächte vor dem Diba so unvergesslich schön? Nur wegen der Aussicht? Nur wegen der Lage?

Nein, weil man dort die richtigen Leute um sich hat.

Leute, mit denen man sich duzt, mit denen man sich unterhalten kann, ohne dass sie sich belästigt fühlen, mit denen man reden kann, wohlwissend, dass sie auf gleicher Wellenlänge ticken. Aufgeschlossene Leute. Freundliche Leute. Und dieses Publikum sorgten von Anfang an Reza Pezeshki und seine damalige Frau Nilhi, beide kultiviert und gebildet mit einem entsprechenden Bekanntenkreis, nicht nur bei Musikern.




Diba-Cafe

 Die Lage ist nur scheinbar eine Goldgrube. Sie ist es nur bei Sonne und in lauen Sommernächten, wegen der Außensitze. Ansonsten ist das Geschäft so zäh wie anderswo. Ich weiß es, es war mein zweites Wohnzimmer und ich war oft genug über Stunden hinweg dort.



Was passiert dann aber dort mit dem Lokal? 

In einem MZ-Artikel deutete die Vermieterin an, dass sie größere Umbauten vorhabe, die sie Reza nicht zutraut zu stemmen. Mittlerweile hört man, dass Dr. Vielberth der ominöse Investor ist, den sie an der Hand hat.

Der Mann hat ein Händchen - ich bewundere ihn seit Jahrzehnten. Sein Donaueinkaufszentrum war das schönste Einkaufszentrum Deutschlands, und auch alle anderen Projekte, die er anfasste, waren finanziell erfolgreich. Und er ist sozial engagiert. Also nichts gegen ihn.

Ob er sich bewusst ist, welche gugtehende und beliebte Kultbegegnungsstätte hier zerschlagen wird, einfach dadurch, dass der Mietvertrag ausläuft? Wahrscheinlich nicht. Man muss sich schon in der Szene bewegen, um das zu erfassen.




Was ist das Geheimnis  für erfolgreiche Lokale in Regensburg? Schon vor vielen Jahren haben mir das Insider verraten. Ich verrate hier nur einen Punkt aus der Liste: es ist der Inhaber und das Publikum, das er vom ersten Tag an hereinzieht. Eigentlich kennt man diese Weisheit in jedem Dorf. Der Wirt macht das Lokal! Nicht die Einrichtung, nicht die Lage, nicht das Angebot.

Sie glauben es nicht? Sehen wir uns doch mal die Cafe-Bar gegenüber der Dreieinigkeitskirche in der Gesandtenstraße an. Floriert von morgens bis nachts. Daneben machte ein weiteres Lokal auf, das zum Hotel gehörte - es dümpelte vor sich hin. Ein paar Hotelgäste, ein paar Touristen. Die gleiche Bombenlage - aber ein Bruchteil an Besuchern. Mittlerweile ist es ein reines Hotelrestaurant nur für die Gäste.

Andere Beispiel Filmbühne: die älteren unter uns kennen noch die Bistro, die am oberen Bismarckplatz vor sich hin dümpelte - bis die Filmbühne das Lokal übernahm, und schlagartig den kompletten Bismarckplatz zum Trafalger-Square von Regensburg machte. Eine Erfolgsstory, die bis heute anhält.

Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Jeder kennt solche Fälle. Aber das hilft uns nicht.

Und ich muss zugeben: ein Dr. Vielberth hat immer Erfolg mit seinen Projekten. Es kann also sein, dass dort ein gut gehendes Lokal entsteht.

Es wird aber nicht diesselbe Atmosphäre sein, mit dem Publikum, das wir jetzt dort haben. Ich kann es mir jedenfalls nicht vorstellen.

Als das legendäre Metropol in der Pustet-Passage umzog, war danach nichts mehr wie vorher. Nie mehr.  Nicht annähernd. Trotz der genauso bombastischen Lage dümpelten alle Nachfolger auf niedrigstem Niveau, jedenfalls im Vergleich eben zum Metropol. Ich könnte heute noch in die Tischkante beißen, wenn ich an diese grobe Fehlentscheidung denke.

Die Lage alleine macht es nicht, auch nicht eine schicke Einrichtung.

Der Wirt machts. Und die Gäste, die er mit sich zieht.



Good bye, Diba Cafe

Fortsetzung folgt