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Samstag, 17. September 2016

Rudolf Maison - Museum Regensburg startet Ausstellung



Er starb überraschend mit 49 Jahren: der Bildhauer Rudolf Maison, der 1854 in Regensburg geboren wurde.

Das Historische Museum Regensburg, schon seit 1913 im Besitz vieler Modelle aufgrund einer Stiftung der Witwe, plante nach über 100 Jahren eine Ausstellung. Das Museum startete deshalb Anfang dieses Jahres eine Suche nach weiteren Werken, die sich in Privatbesitz oder bei Antiquitätenhändlern befinden.

Diese Ausstellung beginnt nun:

Rudolf Maison (1854-1904) Bildhauer für König, Kaiser und andere "kunstliebende Laien" 

Sonderausstellung im Historischen Museum Regensburg,
18. September bis 2. April 2017



Begleitend zur Ausstellung erscheint die Publikation: Rudolf Maison (1854–1904)
in der Reihe: Regensburger Studien und Quellen zur Kunstgeschichte, Band 22 , Karin Geiger · Sabine Tausch (Hg.) ca. (?)  29,95 Euro.


Wer ist Rudolf Maison?

Rudolf Maison wurde als Bildhauer bekannt. Geboren wurde er am 29. Juli 1854 in Regensburg, Steinweg Nr. 18 (heute Schwandorfer Straße 35). Er lebte hier bis zu seinm 14. Lebensjahr, besuchte die zuständige Volksschule und als Schreinerlehrling schließlich auch die Kreis-Gewerbeschule in
Regensburg.

Vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen verließ seine Eltern und er im Jahre 1868, den Heimatort und zogen nach München. Dort studierte Rudolf Maison am Polytechnikum Architektur. Das Studium musste er mangels ausreichender Mittel abbrechen. Es gab wohl kein BaföG damals.


Als Autodidakt widmete er sich danach der Bildhauerei. Nachdem König Ludwig II auf ihn aufmerksam geworden war, machte er Karriere. Auch Kaiser Wilhelm II. schätzte ihn. Er erhielt öffentliche Aufträge aus verschiedenen Städten. 

Allerdings war er in der Kunstszene wegen seiner extrem realistischen Darstellung umstritten, was ihm aber angeblich nichts ausmachte. Seine Auftragsbücher waren offenbar voll genug und gelegentlich provozierte er den Kunstbetrieb.

Vorgeworfen wurde ihm:

  • er sei für den Niedergang des Naturalismus mitverantwortlich, weil er es mit einer gewissen hyperrealistischen Darstellung übertrieben habe, was zu der damals anlaufenden Gegenreaktion zur immer abstrakteren Kunst beitrage (sicherlich eine verständliche Kritik, denn auch in der Malerei hatten die Künstler die realistische Darstellung satt)
  • er setzte sogar Farbe ein, um seine Skulpturen realisistischer zu machen (ein höchst umstrittenes Thema)
  • er benutze, um die Probleme der Stabilität auszugleichen, die  Hilfe von Spannen und Gerüsten. In einer Mischung aus Abscheu und Respekt streifte der Kunsthistoriker Heilmayer auch den Teichmannbrunnen in Bremen, dessen bronzene Hauptfigur Merkur nur auf den Zehenspitzen des linken Fußes stand

Viele Werke von ihm gingen im Laufe der letzten 100 Jahre verloren, viele andere sind in Privatbesitz.

Bekanntere Werke im öffentlichen Raum:
  • Rathaus Bremen: die beiden Herolde (Reiterstandbilder) rechts und links vom Eingang
  • Pegasus und Fama-Brunnen vor Schloss Herrenchiemsee, München
  • Entwürfe und realisierte Skultpuren für das neue Reichstagsgebäude in Berlin
  • Teichmann-Brunnen in Bremen (mittlerweile zerstört)
  • Reiterstandbild des Kaisers Friedrich III. in Berlin.
  • Centaurenbrunnen in Fürth,
  • Die beiden allegorischen Figuren "Laster/Verbrechen" und "Unschuld" rechts und links der Justitiafigur für den Justizpalast in München
  • um 1900 „Die Badende“ in Bronze, Nationalgalerie Berlin
 Ferner:
  • 1890 Augur; ein Stuck-Exemplar in der Alten Nationalgalerie Berlin, zwei weitere in Marmor und Bronze in der Berlinischen Galerie
  • Wotan auf dem Rabenthron, Statuette, 1900, auch als Sitzbild für die Sagenhalle zu Schreiberhau (verschollen)
  • 1892 „Stehender Mohr“ in Bronze, Nationalgalerie Berlin, wohl identisch mit Afrikanischer Athlet, 1902
Natürlich gibt es zahlreiche kleinere Skulpturen in Privatbesitz.

Rudolf Maison als Autor

Ich fand außerdem ein Buch von ihm, das seltsamerweise kaum erwähnt wird:
  • Anleitung zur Bildhauerei f. d. kunstliebenden Laien von Rudolf Maison, 1910
Das Buch taucht in google-books auf, aber ohne Vorschau. Es gibt also keinen Scan. Auf zeno.org fand ich auch nichts. Wer eine frei verfügbare Online-Version (Scan oder Text) findet, könnte mich vielleicht informieren.

Gemäß eines Aufsatzes von Hubert Wartner erschien dieses Buch in der Reihe „Webers Illustrierte Katechismen“.


Farbe an Skulpturen?

Übrigens: der Einsatz von Farbe zur realistischen Darstellung von Skulpturen ist eine alte Streitfrage und viel komplexer, als es zunächst scheint. Immerhin war es in der Antike üblich. Natürlich kann es kitschig wirken. 

Es gibt eine interessante Stelle in einem Interview mit dem Künstler Baselitz, das man in der Süddeutschen Zeitung nachlesen kann:
SZ: Warum kann eine Skulptur nicht ganz ohne Farbe auskommen?
Baselitz: Natürlich braucht eine Skulptur keine Farbe. Das ist überhaupt kein Problem. Aber ich fand Farbe ein witziges Zubehör. Es gibt doch diese mühsamen Versuche jedes Jahr wieder, antike Skulpturen zu bemalen, weil sie einmal so waren. Das ist ja auch alles gut und schön, doch bei der Bemalung der Antiken werden Anstreicher oder Designer eingesetzt, aber eben keine Künstler. Da kommen Dinge dabei heraus, die geradezu Schmerzen verursachen.

Demgegenüber steht ein Zitat von Maison, das auf der Webseite rudolf-maison.de hervorgehoben wird: »Ohne Farbe keine Form.« Rudolf Maison (1854 - 1904


Vorgeschichte zur Ausstellung

Maisons Witwe vermachte schon im Jahre 1913 etwa 40 Gips-Modelle seiner Werke dem Stadtmuseum Regensburg.

Im Januar 2016 startete das Museum Regeungsburg einen Aufruf - es suchte Skulpturen von Rudolf Maison für die jetzt stattfindende Ausstellung (Abendzeitung München vom 29.1.2016: "Gesucht Skulpturen von Rudolf Maison")

Im Juli 2016 gab die Regierung Oberpfalz einen Zuschuß aus Mitteln des Kulturfonds Bayern für diese Ausstellung (vgl. Pressemitteilung).


Webseite


Es gibt eine Webseite, die anlässlich der Ausstellung über die Person von Maison erstellt wurde:


Dort findet ihr weitere Informationen zur Person und zu seiner Kunstauffassung. Komplette Aufsätze, kostenlos lesbar, z.B.

Rudolf Maison: Ein vergessener Bildhauer des Historismus
Veröffentlichung von Hubert H. Wartner, sehr informativ

Rudolf Maison (1854–1904), ein vergessener Bildhauer aus Regensburg-Steinweg
Sonderdruck aus „DIE OBERPFALZ“ 5/2013, Autor ist ebenfalls H. Wartner,
Bildhauer für Kaiser und König, Rudolf Maison (1854 – 1904)
Veröffentlichung von Hubert H. Wartner, Regensburg, im Regensburger Almanach 2010
Der Retter der Ritter
Videobeitrag auf Bremen History, Das historische Magazin

Ausstellung über den Gerner Bildhauer Rudolf Maison
Beitrag von Frau Erika Dichtl aus den Neuhauser-Werkstatt-Nachrichten
Gerner Bildhauer Rudolf Maison verstarb von 100 Jahren
Beitrag von Frau Erika Dichtl aus den Neuhauser-Werkstatt-Nachrichten

Basisinformationen findet man ferner auf wikipedia


Bilder

Ich habe hier einige  Bilder zusammengetragen:


Rudolf Maison, 1905 (via Wikipedia)


Auf Zehenspitzen balancierend: Teichmannbrunnen in Bremen, Werk von Rudolf Maison. Der Teichmannbrunnen wurde im 2. Weltkrieg zerstört.


Teichmannbrunnen-Bremen-Rudolf Maison.jpg
Von Unbekannt - AK Bremen, Teichmannbrunnen. Original alte Ansichtskarte, gelaufen am 20.10.1907 http://www.militaria-fotos.com/artikel_AK2199.html, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2573603


Einer der beiden Herolde vor dem Bremer Rathaus. Bildhauer: Rudolf Maison, Foto: F. Fortescue, CC-BY-SA-3.0
Bremerherold-1


Rudolf Maison in seinem Atelier.jpg
Von Der Münchner Hoffotograf Carl Teufel (1845-1912)[1] - http://www.nibelungen-hort.de/50857696480d8e102/index.html, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2583548

..
RathausBremen-02a.jpg
Von Jürgen Howaldt - Eigenes Werk (selbst erstelltes Foto), CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2836771

..
Friedrich III - Rudolf Maison - Kaiser Friedrich-Museum, Berlin.jpg
Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2853251



Bilder von Skulpturen auf ARTNET

Überraschenderweise fand ich auf artnet.de viele Fotos von kleineren Skulpturen von Rudolf Maison, die offenbar in Zusammenhang mit Auktionen erstellt wurden. Diese kann ich hier natürlich nicht zeigen, weil sie dem Urheberschutz unterliegen und von den Fotografen nur für den Auktionszweck erstellt wurden. Aber jeder Leser kann hier selbst stöbern:



Rudolf Maison auf der Antiquitätenseite "Baumann" (Regensburg)

Das Foto einer Terra-Cotta-Figur fand ich hier: 





Wikipedia-Eintrag zu Rudolf Maison:


Rudolf Maison (* 29. Juli 1854 in Regensburg; † 12. Februar 1904 in München) war ein deutscher Bildhauer.

Leben

Rudolf Maison, Sohn eines Schreiners, studierte ab 1868 am Polytechnikum München Architektur und war seit 1887 Mitglied des Corps Transrhenania.[1] Er versuchte sich zunächst als Architekt. Über das Erstellen von Architektur-Modellen fand er schließlich seine Berufung zum Bildhauer. Nachdem Maison dem kunstsinnigen König Ludwig II. von Bayern auf einer Ausstellung aufgefallen und von ihm mit einem voluminösen Pegasus-Brunnen für dessen Neues Schloss Herrenchiemsee beauftragt worden war, konnte sich Maison seine Aufträge aussuchen. 1891 wurde ihm der Titel Professor verliehen. Sein schneller Aufstieg wurde jedoch mit reichlich Missgunst der Platzhirsche begleitet.

Der Münchner Kunsthistoriker Alexander Heilmayer nannte 1931 namentlich Maison einen Hauptverantwortlichen für den Niedergang des Naturalismus, denn: … wenn Maison ein Pferd modellierte, konnte man glauben, ein lebendiges Pferd vor sich zu haben. Er bemühte sich bei der Ausführung seiner Figuren um jedes Detail, jede Runzel, jedes Fältchen der Haut, bei Stoffen um die genaue Struktur des Gewebes, alles stellte er so naturgetreu wie möglich dar …. Dies war keineswegs als Lob gemeint. Zusätzlich bemühte sich Maison, den lebensechten Eindruck auch noch mit Farbe zu verstärken. Des Weiteren kritisierte Heilmayer, dass Maison nicht zauderte, Probleme der Stabilität mit Hilfe von Spannen und Gerüsten auszugleichen. In einer Mischung aus Abscheu und Respekt streifte Heilmayer auch den Teichmannbrunnen in Bremen, dessen bronzene Hauptfigur Merkur nur auf den Zehenspitzen des linken Fußes stand. Dieses Werk von 1899 überstand jedoch wider Erwarten nicht nur den ersten Herbststurm, sondern ging erst im Zweiten Weltkrieg verloren.

Rudolf Maison kümmerte sich wenig um die fehlende Anerkennung des Kunstbetriebs. Er hatte gut zu tun und überraschte eines Tages seine Kollegen auf einer Aufstellung mit einem Neger auf einem Esel reitend (1893), den er zwischen all die feierlichen Modelle von Königen und Militärs platzierte und sich damit die Aufmerksamkeit des Publikums sicherte. Im Jahr 1893 beteiligte er sich auf der Weltausstellung in Chicago, 1900 auf der Weltausstellung in Paris. 1894 erhielt er auf der Großen Berliner Kunstausstellung eine kleine Goldmedaille.

Rudolf Maison wurde auf dem Münchener Westfriedhof beigesetzt. Sein Grab wurde vor einigen Jahren abgeräumt und neu belegt (Mauer links - Grabstelle 50). Maisons Witwe vermachte etwa 40 Modelle seiner Werke dem Stadtmuseum Regensburg, die sich erhalten haben.


Weitere Werke

  •  Überfall eines Negers durch einen von oben herabspringenden Löwen
  •  1890 Augur; ein Stuck-Exemplar in der Alten Nationalgalerie Berlin, zwei weitere in Marmor und Bronze in der Berlinischen Galerie
  •  Wotan auf dem Rabenthron, Statuette, 1900, auch als Sitzbild für die Sagenhalle zu Schreiberhau (verschollen)
  •  1892 „Stehender Mohr“ in Bronze, Nationalgalerie Berlin, wohl identisch mit Afrikanischer Athlet, 1902
  •  Figürlicher Schmuck für Paul Wallots Reichstagsgebäude
  •  Allegorische Figuren Laster/Verbrechen und Unschuld für den Justizpalast in München
  •  um 1900 „Die Badende“ in Bronze, Nationalgalerie Berlin
  •  Zwei Herolde vor dem Ostportal des Bremer Rathauses, 1900 auf der Weltausstellung in Paris vorgestellt, von dem Bankier John Harjes gekauft und der Stadt Bremen geschenkt. Außerdem kaufte Harjes 1903 noch zwei Landsknechte von Maison, die er ebenfalls der Stadt schenkte. Letztere bestanden aus massiver Bronze und wurden zu Gunsten der Waffenproduktion im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Ebenfalls 1903 ließ Harjes bei Maison die Statuette John Harjes aus Carrara-Marmor anfertigen, die er noch im gleichen Jahr der Kunsthalle Bremen vermachte.
  •  Die Enthüllung seines Reiterstandbildes des 99-Tage-Kaisers Friedrich III. vor dem Kaiser Friedrich-Museum in Berlin am 18. Oktober 1904 erlebte Maison nicht mehr; er verstarb kurz zuvor in München nach einer Magenoperation.