Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Samstag, 16. Dezember 2017

Die Regensburger Weihnachtsmärkte - eine erfreuliche Entwicklung




Vergesst den Nürnberger Christkindlmarkt, sagt ich. Der war schon vor 40 Jahren ein unbequemes Gedränge, und daran hat sich nichts geändert. Da haben wir Schöneres zu bieten.

Die zwei französischen Austauschstudentinen, die derzeit bei uns im Haus wohnen, hatten den Nürnberg Christkindlamrkt besucht - weil nun mal jeder bayerische Reiseführer über den dortigen Christkindlmarkt berichtet. Und sie flohen dann irgendwann von dessen Enge.

 Und so mussten wir den erstaunten Studentinnen erzählen, dass wir in Regensburg auch sehenswerte Christkindlmärkte haben. Die sogar noch gemütlicher und schöner sind. Und von denen es mehr als einen gibt.

Ich zeigte ihnen die Fotos aus den letzten Jahren und wir erzählten ein bisschen von der Geschichte und den einzelnen Märkten. Zum Beispiel der Neupfarrplatz-Christkindlmarkt, der ursprünglich der einzige war, dann ab 1982 der bezaubernde Kunsthandwerkermarkt am Kohlenmarkt und Haidplatz,  der damals ein ersehnte Alternative war, und seit ein paar Jahren der noch "alternativere" Adventsmarkt der Stadtmaus im Spitalgarten,  seinem Lagerfeuer und den Blick auf den beleuchteten Dom. Aber solche Äußerlichkeiten zählen nicht. Entscheidend ist, dass dieser Adventsmarkt eine besondere Atmosphäre hat, wo die Leute nicht die Buden abklappern, sondern sich treffen, zusammenstehen und gemütlich und kultiviert plaudern.

Ein Treffpunkt also, so wie die Altstadt-Cafes in den Sommernächten.

Und genau diese Atmosphäre hat sich mittlerweile auch am Neupfarrplatz entwickelt, der in meinen Augen früher etwas trostlos war - Läden mit 08-15-Weihnachtsschmuck und ein paar Ess-Buden, wo man sich versorgte und weiterging. Selbst noch vor vor 10 Jahren, als ich dort mit dem Heart-Chor auftrat, versuchten angetrunkene Jugendliche aus dem Bayerischen Wald zu stören - nur mit unserer Schlagfertigkeit konnten wir sie im Zaum halten. Aber damals begann sich der Markt schon zu ändern.

Und mittlerweile hat sich dieser Weihnachtsmarkt ganz wunderbar entwickelt - die Qualität der Produkte ist schöner geworden, die Auswahl von Essen und Trinken geht weit über Knacker und Bratwurst hinaus, aber vor allem: der Markt entwickelte sich zum Treff für Jung und Alt, für Touristen und Einheimische, die sich dort treffen und in immer kultivierterer Atmosphäre austauschen.

Gut für diese Entwicklung ist sicherlich, dass es neutrale Stehtische gibt. Man versorgt sich mit Getränken und Essen aus der Umgebung, und stellt sich dann zusammen - und langsam dürfte uns allen klar werden, dass die oft als "Fressbuden" verschmähten Versorger von Essen und Trinken eigentlich nichts Schlechtes sind. Jedenfalls, wenn man hier nicht einfach kauft und ohne Genuss weiterhastet. Sie haben die Funktion von Cafes und Restaurants übernommen, in denen man sich mit Freunden trifft, und genießt. Was soll daran schlecht sein? Und dass es neben Knacker und Bratwurst auch Crepes, Apfelstrudeln, Dampfnudeln, Mähburger (im Spital) und noch so viel mehr gibt, finde ich einfach klasse. Auch Traditionen haben sich entwickelt, und sie dürfen sich weiter entwickeln.

Dass ich einmal ein Befürworter von Christkindlmärkten werde, und bis jetzt sogar mehr als einmal in die Stadt wanderte, hätte ich früher nicht gedacht. Hier ein paar Fotos aus den letzten Jahren.


Der von der Stadtmaus organisierte Spitalgarten-Adventsmarkt





Regensburger Christkindlmarkt am Neupfarrplatz




Die Knacker sind gut,
der Glühwein war heif,
Funge verbrannt
waf für ein feiff

Auch am Neupfarrplatz findet man Kunsthandwerk


Das Dani Karavan-Denkmal - spielende Kinder und ratschende Weihnachtsmarktbesucher. So soll es sein. Ich glaube, der Künstler hätte sich gefreut über diese zwanglose Nutzung dieses als  Begegnungsstätte gedachten Kunstwerks








Krötenwanderung


Am Neupfarrplatz kann es ruhig schlafen. Im Spitalgarten isst man an der einen Stelle das Lamm und entschuldigt sich zwei Buden später bei einem anderen Lamm










Lukreziamarkt, Kohlenmarkt (und Haidplatz), seit 1982




 

Glühweinzählen:
  • Ein  Glühwein
  • Swei Glühwein
  • Rei Lühwei
  • Hie hühei
  • Flünei
Ach übrigens, Budenbetreiber: führt doch mal ne halbe Tasse ein. Ein Espressobecher voll, das ist oft gerade die richtige Menge, wenn man den Rest des Tages nicht bedudelt sein will.


ne, das muss an Ihrem Bildschirm liegen. Oder am Lühwein