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Die "alte Wache", auch "Hauptwache" am Neupfarrplatz. |
Unter der Rubrik "StadtG'schichtn" gab es in der Dezemberausgabe des
Kulturjournals einen Artikel über die historische Entwicklung von Alte Wache und Galeria Kaufhof (Dez 17, S. 13). Einen Beitrag über den Ort fand ich auch im Buch des Kulturjournal-Herausgebers Peter Lang "Regensburg gestern und heute (Seite 68 f).
Und das gab mir die noch fehlenden Informationen, um einen schon lang geplanten Artikel fertigzustellen.
1972 geschah etwas Unglaubliches auf dem Neupfarrplatz - ein Jahr vor Einführung des Bayerischen Denkmalgschutzgesetz leistete sich Regensburg eine riesige Bausünde: das ganze Viertel am Neupfarrplatz wurde bereinigt, historische Häuser abgerissen, sogar eine Straße verschwand. Die Südost-Ecke des Neupfarrplatzes wurde geschleift. Zwölf historische Häuser wurden entfernt, betroffen waren Dreihelmgasse, Pfauengasse,
Neupfarrplatz, Schlossergasse und St.-Kassians-Platz. Der Platz Am
Spielhof existiert seitdem nicht mehr.
Unter anderem wurde auch der Vorläuferbau des Kaufhofs abgerissen, was zu einer riesigen Baugrube führte, und durch das jetzige Gebäude ersetzt. Dort in die Westfassade integriert ist das mittelalterliche Gebäude
"Alte Wache", bzw. auch von diesem Gebäude nur die Fassade.
Alte Wache, das ist der Teil mit den Säulen am Neupfarrplatz. Dieses sehr alte Gebäude stammt aus dem Jahr 1611. Es diente vor und während des
30jährigen Krieges als Wachstube für die Bürgerwehr. Männliche Bürger mussten damals an regelmäßigen Waffenübungen teilnehmen.
Ab 1663 wurde die Bürgerwehr durch Berufssoldaten ersetzt. 1753 wurde der Platz
gepflastert (zwecks leichterem Exerzieren der Schildwache); die Holzbaracken
wurden 1818 durch einen gemauerten Steinbau ersetzt.
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Der "Wegweiser durch die Kreishauptstadt Regensburg" aus dem Jahre 1852 nennt das Gebäude "Hauptwache": Der Giebel links hinter der Hauptwache, das war der "Gasthof Zu den drei Helmen", eines der bedeutendsten Gasthöfe im 18. und 19. Jahrhundert. |
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Die alte Wache vor 1972. Es diente damals offenbar als Museum |
Interessant ist auch das Schicksal des Kaufhauses selbst. Noch heute höre ich manche sagen "ich war gerade beim Schocken, um was zu kaufen" - und ich weiß, was gemeint ist, nämlich der Kaufhof.
Das Kaufhaus "Schocken" gab es ab 1920, damals wurde es von der Vorgängerfirma Hammer übernommen. Nazis enteigeneten den jüdischen Besitzer, danach hieß das Kaufhaus Merkur. 1954 bis 1962 wurde das beliebte Kaufhaus erweitert.
1969 wurde Abriss und Neubau beschlossen, 1972 wurde dies im Rahmen der eingangs genannten "Bereinigung" realisiert. Der Neubau wurde dann ab 1972 nicht mehr unter demNamen Merkur, sondern unter dem namen Horten weitergeführt.
Erst im April 1998 ging das Kaufhaus an die Gruppe Kaufhof. Aber die ganze Zeit wurde das Gebäude von älteren Regensburgern als "Schocken" bezeichnet.
Wir älteren Regensburger haben also eine Vielzahl von verwirrenden Namen im Kopf: Schocken, Merkur, Horten und Kaufhof. Und erst beim Lesen des Artikels von Lang hatte ich die fehlenden Daten über die verwirrende Entwicklung.
Portikus und Fassade der alten Wache ließ man damals stehen, auf Druck der Kulturpolitik. Das neue Gebäude, das der Kette HORTEN gehörte, gilt unter Architekten und Stadtplanern als Fremdkörper mit seinen H-Kacheln aus Faserbeton. Geplant wurde es vom deutschen Architekten Egon Eiermann. Die Kastanien der Westfront wurden entfernt.