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Samstag, 23. Juni 2018

Polarisiert ganz schön - das Museum der bayerischen Geschichte

Zuerstmal zur Klarstellung: es heißt "Museum der bayerischen Geschichte", nicht "Haus der bayerischen Geschichte" und schon zweimal nicht "Haus der Geschichte".

Das "Haus der bayerischen Geschichte" gibt es auch, aber das ist die betreibende Institution. Das Haus der bayerischen Geschichte ist Teil der bayerischen Staatskanzlei (www.hdbg.de).

Sie ist keine eigene Stiftung, wie z.B. das ebenfalls existierende "Haus der Geschichte" der BRD (www.hdg.de). Wer es überlesen hat: hier fehlt das "bayerische".

Nun, was uns Regensburger letztlich interessiert: das Gebäude in Regensburg wird eine Art Museum, das "Museum der bayerischen Geschichte".

Und dessen Architektur polarisiert.



Das neue Museumsgebäude vom Oberen Wörth aus gesehen



Schon der gegenüberliegende Bau polarisierte damals die Regensburger Bürger

Die Mittelbayerische befragte bei der Voreröffnung am vorletzten Wochenende einige Promis zu ihrer Meinung. Die Politiker waren natürlich befangen und mussten brave Statements abgeben, die sind deshalb  nicht weiter interessant. Von Interesse sind die Meinungen der neutralen Personen, die ihre Meinung sagen dürfen.

Professor Hubel z.B., als Gegner des RKK-Neubaus am Bahnhof bekannt und somit sicherlich kein Naubaufanatiker, schwärmte regelrecht von dem Gebäude. Die Fürstin dagegen äußerte sich enttäuscht. Und deutlich kritisch äußerten sich die Wellbrüder (früher "Biermösl Blosn") auf der direkt gegenüberstehenden Bühne, und zwar knallhart und gar nicht freundlich. "Kasten" nannten sie das Gebäude, ein "Vermächtnis vom Stoiber", und hofften wenigstens auf ein gutes Echo für die Musik "Schau mer mal, ob wenigstens der Widerhall passt, wenn's schon so schiach is".

Und der Reporter der Süddeutschen veröffentlichte noch am Samstag abend in der Online-Plattform der Zeitung einen so vernichtenden Verriss, dass man selbst als Gegner nach Luft schnappt. Aber immerhin hat der Artikel genau das herausgearbeitet, was Sache ist: so ein Museum ist Touristenattraktion und jede Stadt würde sich darauf stürzen, egal wie das Ding aussieht. Da kommt man gar nicht aus.

In privaten Gesprächen gibt es nur wenige Befürworter, die meisten äußern Missfallen, scheinen das Ding aber geduldig hinzunehmen. Was bleibt denn uns auch übrig.

Das Phänomen der provokanten Neubauten 

Als ich in den 80er Jahren im Studium mit Baurecht konfrontiert wurde, lernte ich etwas Seltsames: Zwar sollen gemäß § 34 BauGB alle Neubauten innerhalb eines schon bebauten (und ohne Bebauungsplan versehenen) Gebiets sich der Umgebung einfügen,  aber es sei anerkannt, dass man ganz moderne Bauten realisieren dürfe, die eigentlich der Umgebung überhaupt nicht ähnlich sind. Es müsse dann aber etwas wirklich Neuartiges, Besonderes sein, erklärte uns der Professor, wie z.B. das Centre Pompidou, realisiert im Jahre 1977 - dieser provozierende Kasten mitten im alten Paris. Ein gewöhnlicher Flachdachbau im Giebelbaugebiet geht also nicht.

Beispiele für solche provokanten modernen Gebäude inmitten alter Baustruktur gibt es im In- und Ausland und auch in Regensburg. Sie führen meist bei Planung und Realisierung zu viel Streit und Widerspruch in der Bevölkerung. Die, die sich mit diesem Problem bereits auseinandergesetzt haben, und deshalb nicht gleich von vornherein gegen Modernes sind, formulieren das manchmal sinngemäß so "Ein bisschen was Modernes verkraftet eine  Stadt". Ich glaube, auch Jürgen Huber hat das mal in jüngerer Zeit gesagt, und ich glaube, es war auf das Museum bezogen.

Ich habe seitdem diese Neubauten mit gemischten Gefühlen verfolgt. Ich denke, gerade zu oder kurz nach dieser Studienzeit wurde auch das seltsame Gebäude auf der anderen Seite der Eisernen Brücke realisiert, das vielen meiner Bekannten gefällt - mir dagegen nie. Die wunderschönen alten Häuser am oberen Wörth und dazwischen dieser Bau, ich weiß nicht. Da gefiel mir noch eher der Bau des Centre Pompidou.

Aber ich versuche mich an diese Richtlinienpolitik zu gewöhnen, will nicht rückständig und altmodisch sein. Wenn  viel Glas dabei ist, wie z.B. gegenüber den Englischen Fräulein, dann geht das schon. Aber ansonsten fällt es mir schwer. Auch beim neuen Museum der bayerischen Geschichte.

Eine mögliche Gedankenvariante gibt es da aber noch, die mich vor dem Vorwurf der Rückständigket retten könnte: Vielleicht ist es ja richtig, dass eine historische Umgebung auch moderne Neubauten verkraftet, wenn dieser was Besonderes ist. Aber ...  ich muss deshalb nicht jeden provokanten Neubau gut finden. Sondern das muss dann wirklich gelungen sein.

Und darum muss ich das Museum nicht unbedingt huldigen.

Aber gut - das Ding wurde so realisiert wie es ist und man kann dagegen nichts machen. Wie es in der SZ so schön hieß: keine Stadt kann sich so eine Attraktion entgehen lassen, und ob man bessere Entwürfe hätte nehmen können (mir persönlich gefällt übrigens Linz als Vorbild durchaus sehr gut, liebe Leute von der Stadtverwaltung) darüber heute zu streiten gibt auch keinen Sinn. Also gewöhnen wir uns daran.