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Donnerstag, 19. Juli 2018

Zeitsprung an der Römermauer

Zeitsprung an der Römermauer, gerahmt,  70x50 cm,  Giclée-Druck

Das ist eines meiner Lieblingsbilder aus den Regensburg-Experimenten. Es ist eine Kombination eines meiner Lieblingsfotos aus dem Jahre 2014 mit einem Detail der römischen Peutinger-Karte, auf  der man die wohl älteste Abbildung von Regensburg sieht.

Im Februar 2014 machte ich eine Reihe von Fotos von der Römermauer beim Dachauplatz, darunter eine Tele-Aufnahme mit den Silhouetten von zwei römischen Kriegern, die in Wirklichkeit nur auf die Glasfenster aufgedruckt sind.

Beispiele us der Fotoserie vom 2.2.2014, Römermauer

Diese Kombination von Mauer und Silhouetten auf einigen der Bilder ist so wunderschön, dass sich das alleine schon für eine Ausstellung geeignet hätte.

Eines dieser Bilder habe ich bereinigt, also z.B. die "Notausgang"-Beleuchtung weg-retouchiert, und dann mit der Peutinger-Karte kombiniert.

Die Peutinger-Karte ist für mich eine der faszinierendsten historischen Karten sowieso, und das nicht nur, weil darauf die älteste Darstellung von Regensburg ist. Eine Miniaturabbildung hängt im städtischen Museum im Durchgang zur Kirche,  aber die "echte" Karte ist riesig, 6,80 Meter um genau zu sein.



Die Tabula Peutingeriana, die Peutingerkarte, ist eine fast 7 m lange römische Straßenkarte, die in gepresster Form das Straßennetz im gesamten römischen Reich (Europa und darüberhinaus) zeigt.

Regensburg ist dabei ganz oben zu sehen und heißt einfach "Regino", womit entweder das Lager selbst (Castra Regina) oder der Fluss Regen als Orientierungspunkt für das Regensburger Lager gemeint ist. Die Donau ist in dieser verzerrten Darstellung in fast horizontaler Form am oberen Rand sichtbar.

Die Tabula Peutingeriana, auch Peutingersche Tafel, ist eine kartografische Darstellung, die das römische Straßennetz (viae publicae) im spätrömischen Reich zeigt. Sie will keine kartografisch realistische Karte sein, sondern eine Art Linienkarte, wie man sie in U-Bahnen sieht. Daher ist das gesamte Europa stark verzerrt.

Das eigentliche Original entstand etwa 375 n. Chr. und existiert nicht mehr; es gibt eine mittelalterliche Abschrift aus dem 12. Jahrhundert, die als Peutinger-Version bezeichnet wird und heute in Wien aufbewahrt wird) und verschiedene Drucke ab 1591, die man dann aber letztlich auch als Peutinger-Karten bezeichnet, wenn es auch nicht die Original-Peutinger ist.

Im Folgenden bezeichne ich die älteste Abschrift aus dem 12. Jahrhundert als "Original"-Karte, aus ihr stammt das Element für meine Bildmontage.


Die schon genannten, ab 1591 veröffentlichten Drucke sind natürlich nicht dasselbe wie das (einmalige) mittelalterliche handschriftliche Original, sondern sind von Kupferstechern angefertigte "Kopien", also Kupferstiche.


Die gesamte Tabula Peutingeriana Version (Kupferstich-Version) auf wikicommons:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:TabulaPeutingeriana.jpg&filetimestamp=20070710191202

Ausschnitt aus Peutinger Karte. Quelle: wikicommons

Ausschnitt aus der Karte, die ich mit eigenen Kommentierungen versehen habe, damit man das Europa erkennt
Die Donau ist ganz oben, weit rauf ging das Römische Reich nicht, daher endet dort die Karte








Version von Petrus Bertius

Ich fand eine wunderschöne Druckversion von Petrus Bertius aus dem Jahre 1619, die von der David-Rumsey-Stiftung hochauflösend eingescant wurde:

Tabulae Peutingerianae segmentum I - VII, von Petrus Bertius, 1619
https://www.davidrumsey.com/luna/servlet/s/sj83zt

(siehe auch eingebundene zoombare Version weiter unten)
Hier ist der Ausschnitt mit dem Lager in Regensburg (Regino):

Regensburg in der Peutingerkarte, Druck von 1619










Regensburg auf der mittelalterlichen Original-Peutingerkarte

 Im späten 12. Jahrhundert angefertigt, ist diese älteste vorhandene Version seinerseits wohl nur eine Abschrift einer karolingerzeitlichen Vorlage, die wiederum auf das Original einer römischen Straßenkarte zurückgeht, die um 375 n.Chr. entstanden sein dürfte. Die Abschrift einer Abschrift also.

Die 680 cm × 34 cm große Rollkarte zeigt die den Römern bekannten Weltregionen von Britannien bis Indien, ihr westlichster Abschnitt ist bis heute verschollen.

Sie ist als schematisches Diagramm gestaltet und bildet die geographischen Gegebenheiten – bis auf wenige Einzelheiten – nur stark verzerrt ab. Dennoch lieferte sie den Reisenden alle notwendigen Informationen über die Lage der wichtigsten Städte und Pferdewechselstationen (mansio) im Straßennetz des Römischen Reiches sowie die Anzahl der Tagesetappen zwischen den Haltepunkten an den Hauptverkehrsrouten.

Die Landmassen erscheinen als waagrechte Streifen, die durch Mittelmeer und Adria getrennt werden.

Die Städte sind durch Gebäudesymbole dargestellt; je größer das Symbol, umso bedeutender die jeweilige Stadt. Die Anzahl der Tagesmärsche wird durch hakenförmige rote Linien abgebildet. Die Angabe der damaligen Ortsnamen und Entfernungen in römischen Meilen bildet die Grundlage für die Straßenforschung.

Die Karte ist heute auch eine der wichtigsten Quellen zur Zuordnung und Identifizierung von antiken Ortsnamen.

Jedesmal, wenn ich jemand Regensburg zeigen will, muss ich erst suchen, anfangs sehr lange. Aber mittlerweile bin ich schnell, denn ich erkenne die gepresste Form von Europa und kann den Ort schnell einkreisen.  Nachfolgend zeige ich den Ausschnitt mit Regensburg auf der "Original"-Peutingerkarte, die aus dem 12. Jahrhundert stammt und in Wien aufbewahrt wird:




Regensburg auf der Original-Peutingerkarte (links oben)
(Österreichische Nationalbibliothek in Wien; abgedruckt auf Euatlas.net)

 

Unter anderem einzusehen unter folgendem Link, wo auch mit aktuellen Karten verglichen wird:
http://www.euratlas.net/cartogra/peutinger/index.html
allerdings mit gewöhnungsbedürftiger Navigation. Der Ausschnitt mit dem Lager von Regensburg ("Regino") ist in der dritten Tafel enthalten: http://www.euratlas.net/cartogra/peutinger/3_traspadana/transpadana_6_1.html

Eine hervorragende, zoombare Darstellung des Kartenwerks gibt es auf
https://omnesviae.org/de/viewer/


Dort kann man auch Etappen eingeben und sich die Wegstrecken anzeigen lassen. Ein Routenplaner also:





Der Name "Peutinger" kommt nur daher, dass die (oben genannte mittelalterliche) Karte sich nach seiner Entdeckung bei einem Forscher namens Peutinger in Besitz fand.

Aus den unter Insidern bekannten Schriften von Konrad Miller (Kartografie-Forscher) fand ich die Schrift "Die Weltkarte des Castorius, genannt, die Peutingersche Tafel" aus dem Jahre 1887, und hier zeige ich einen Ausschnitt, den Sie auch auf google-books nachlesen können

https://books.google.de/books?id=WTIUAwAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=konrad+miller&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiIj_Ws96rYAhVO6KQKHVk1AxEQ6AEIRjAF#v=onepage&q=regensburg&f=false