Der Künstler
Günther Kempf hat am vergangenen Sonntag die neue Ausstellungssaison in
der Galerie in Distelhausen eröffnet. Zur Überraschung vieler zeigte er
ein völlig neues Thema. Seine ab 2018 entstandene Bilderserie (die
letzten Bilder malte er noch kurz vor der Ausstellung) betrifft das
Motiv "Geisha".
Geishas
kamen nicht nur in der japanischen Kunst vor, sondern waren beliebtes
Motiv europäischer Künstler ab den 1860er Jahren, als eine
Begeisterungswelle für japanische Kunst sowohl Bürger als auch Künstler
erfasste. Man nannte es den Japonismus. Große Künstler wie Monet, Manet,
van Gogh und Degas ware die ersten, die japanische Bildersprache
studierten und selbst damit experimentierten, dann folgen andere
berühmte Künstler
wie Toulouse- Lautrec, Marc, Kandinsky und Bonnard. Sie verfassten
spezielle Serien und Ausstellungen zu diesem Thema, so groß war die
Faszination.
In den Ansprachen wurde betont, dass er sich nicht mit den kunstgeschichtlichen Aspekten oder mit der geschichtlichen Verbindung "Geisha und Kunst" auseinandersetzen wollte. Ihn interessierte einfach das Motiv selbst, das "Oberflächliche" daran. Es entstanden vor allem großformatige aber auch kleinformatige Gemälde, darunter die Kempf-typischen Collagen, ferner einige Zeichnungen. Nur bildhauerische Variationen fehlten diesmal.
Bleibt noch die Frage, woher der Titel "nous sommes nous" (französisch für "wir sind wir") kommt, der in allen Werken versteckt ist, und der auch der Ausstellungsname ist. Das erklärt der Künstler damit, dass er nun mal Bayern-München-Fan ist und er den Begriff "Mia san mia" in das französische übersetzt hat, eben NOUS SOMME NOUS.
Carola Insinger (Galeristin), Günther Kempf, Caroline-Sophie Ebeling, |
Günther Kempf, Caroline-Sophie Ebeling (Einführung) |
Da die Sonne schien, konnten wir Besucher auch im Freien "parlieren", eine der angenehmen Vorteile der Galerie von Carola Insinger in Distelhausen.
Die Ausstellung “NOUS SOMMES NOUS” dauert vom 15.04.2019 bis 26.05.2019.
Galerie:
http://www.galerie-distelhausen.de/98-0-2019.html
Buchtipp
Erst vor kurzem, im Oktober 2018, kam ein wunderschöner Bildband vom "Kunstforum Wien" heraus, das neben den japanischen Vorbildern die Experimente der europäischen Künstler zeigt. Anlass für dieses Buch mit dem Titel "Faszination Japan" war eine entsprechende Ausstellung in Wien. Es liegt seit Wochen bei mir herum und ich blättere immer wieder darin herum.
Gefunden habe ich es bei Pustet, und weil ich mich seit einiger Zeit mit japanischer Kunst beschäftige, sah ich es mir näher an und war begeistert. Es kostet knapp 40 Euro und ich finde, es ist sein Geld wert. Sowohl original-japanische Kunst als auch (und vor allem) die japanische inspirierte Kunst der europäischen Künstler sprechen jedermann an, also nicht nur den fortgeschrittenen Kunstliebhaber.
Hintergrund des Buchs (hier in eigenen Worten, nicht der Original-Werbetext):
Japonismus oder Japonamie - so nannte man schon damals im 19. Jahrhundert die Begeisterung der westlichen Welt für die Ästhetik und die Bilderwelt von Japan. Vor allem Künstler begannen zu sammeln und die japanische Kunst in ihre Bildsprache zu integrieren. Monet, Manet, van Gogh und Degas sind die ersten, dann folgen andere berühmte Künstler wie Toulouse- Lautrec, Marc, Kandinsky und Bonnard. Bereits in den 1860er-Jahren wird der hohe künstlerische Wert der japanischen Farbholzschnitte und anderer Alltagsgegenstände erkannt. Die Sehnsucht des Publikums nach dieser exotischen Kultur - und die Auflösung einer jahrhundertalten Kulturexportsperre - löste eine regelrechte Sammelwut für japanische Kunst aus. Bei der Weltausstellung 1873 war das Thema Japan ein Schwerpunkt, ein Jahr zuvor erfand jemand den Begriff Japonismus.
Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Japonismus