Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Sonntag, 30. Juni 2019

Bürgerfest 2019 zweiter Tag - die Sozialen Initiativen und die Bürgerfestgeschichte


Am zweiten Tag des Bürgerfestes bleibt es tagsüber relativ ruhig. Erst abends strömen die Massen auf die Straßen und Plätze.

Im Weißgerbergraben sind wie immer die Sozialen Initiativen vertreten. Dessen Gründer und Leiter Reinhard Kellner ist seit dem ersten Bürgerfest 1973 mit dabei.

Er hat altes Filmmaterial zusammengestellt und diese DVD und andere alte Bürgerfest-Filme werden in einer Dauerschleife im GARBO-Kino (betrieben von Achim Hofbauer) gezeigt - und zwar von 12.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos, es gibt am Eingang eine Spendenbox, bei der man einen Euro einwerfen kann. Den genannten Film von Kellner kann man auch in der Mediathek von TVA ansehen, im Kino sind aber weit mehr Filme zu sehen.

Die Filme sind höchst sehenswert, nicht nur wegen der alten Ansichten von Regensburg.




Weißgerber Graben, rechts das GARBO


Reinhard Kellner, Soziale Initiativen, überwacht seinen Bereich

 Am Weißgerber Graben ist das erste Mal überhaupt auch die Fotografische Gesellschaft Regensburg (FGR) vertreten. Dort gibt es nicht nur eine Ausstellung von auf Leinwänden gedruckten erstklassigen Fotos, sondern auch eine "Foto Box", ein Stand, an dem man sich kostümiert oder nicht mit Regensburg als Hintergrund fotografieren lassen kann. Auch hier: kostenlos; der FGR ist ein gemeinnütziger Verein. Bei dem ich übrigens Mitglied bin (mehr zum Verein hier: https://www.fgr-online.de/)



Vereinsvorstand Stephan Fürnrohr (mit Brille) sitzt selbst Modell



 





Kleine Mittagspause im wegwandernden Schatten. Ja, ihr seht richtig. Reza ist in Regensburg

Auch in der Keplerstraße: tagsüber sehr entspannt


https://www.messaroundsmercy.de/

Hmmm. Lecker Bowlen (offizieller Plural für Bowle, ich hab nachgeguckt)

Ebenso der Bismarckplatz - auch der wird sich erst abends füllen


Über die Eiserne, dann geht's rüber zum Grieser Spitz


Abends streife ich dann durch die Gegend am Grieser Spitz, wo Woodstock-Atmosphäre herrscht. Dieser Bereich bis zum Andreasstadel wird von der Alten Mälze organisiert. 



In Stadtamhof selbst, wo laute Musik wohl für Partymeilenatmosphäre sorgen soll, bleibe ich noch lange mit Bekannten bei dem leckeren Stand des Restaurant Tinh sitzen, deren Betreiber immer wieder erfrischend fröhlich und freundlich sind. Wir wissen natürlich, was wir alles an Musikveranstaltungen um uns herum versäumen, aber das ist uns egal. Denn das Zusammensein bei angenehmer Atmosphäre ist uns wichtiger. 

Zur Geschichte des Bürgerfests

Die Geschichte des Bürgerfestes ist gesellschaftspolitisch höchst interessant, denn von einem Fest der Vereine mit sozialen Zielen und auch stadtpolitischen Zielen (z.B.: die damals noch voll befahrene Altstadt sollte autofrei werden) gab es eine unglücliche Entwicklung hin zum Kommerz - und die ursprünglichen Organisatoren zogen sich zeitweise zurück, oder machten Alternativveranstaltungen (Fest am Fluss, Gassenfest), wo der Kommerz zurücktrat und wo die Vereine wieder Geld verdienen konnten ohne alles an Standgebühren abdrücken zu müssen.

Hier einen Tipp zu geben, ist schwer. Weder die Filme im Garbo geben einen vollständigen Einblick, noch die Aufsätze, die ich im Internet fand. Ganz gut ist die PDF-Datei der sozialen Initiativen (aus 2013: https://www.soziale-initiativen.de/PDF/Buergerfest-Geschichte.pdf, oder https://www.soziale-initiativen.de/sites/40-jahre-buergerfest.html), ferner https://www.wochenblatt.de/news-stream/regensburg/artikel/120351/buergerfest-historisch-was-sich-die-letzten-jahrzehnte-in-regensburg-getan-hat

Erstaunlich ist, dass  in diesen Berichten kein Wort über Peter Kittel verloren wird, der zwischen 1997 und 2007 das Fest entweder organisierte (97 und 99) oder wichtige Teile davon organisierte (ab 2001; das ganze Fest wird seit längerer Zeit auf mehrere Organisatoren aufgeteilt; jede Organisiation kümmert sich um ein bestimmtes Gebiet). Ab 2009 war er nicht mehr dabei.

Wichtig ist, dass die Phasen der Kommerzialisierung soweit überwunden werden konnte, dass die Vereine wieder Einnahmeüberschüsse generieren können und man - jedenfalls streckenweise - ein wenig von der ursprünglichen Einstellung wieder findet. Hier möchte ich Reinhard Kellner zitieren, als er im Jahre 2013 seine Bürgerfestgeschichte mit folgendem Absatz abschloss:

2013 feiert das Regensburger Bürgerfest sein 40-jähriges Bestehen und es wird
wie immer Kritiker und Neider geben. Eins aber steht fest: Das Bürgerfest lebt
(wieder) und hat sich in all den Jahren trotz Kommerzialisierung und
unterschiedlichster Organisationsformen einen ureigenen Charme und eine große
Vielfalt bewahrt: Seine Gäste können einfach mal so durchs Gelände schlendern,
Essen und Trinken von Alk bis Vegan (auch für einen guten Zweck!), multikulti
genießen, bekannten und weniger bekannten Musikern lauschen, Kunstprojekte
bestaunen, alle möglichen Vereine kennenlernen, über dies und das diskutieren und
viele viele alte und neue Bekannte treffen: Das ist Bürgerfest! (Reinhard Kellner, Quelle: https://www.soziale-initiativen.de/PDF/Buergerfest-Geschichte.pdf)