Ab 26. September ist es soweit. Ivana Koubek, die seit über 30 Jahren in Regensburg lebt, erhält eine verdiente Würdigung ihres Schaffens durch eine Ausstellung in der Städtischen Galerie im Leeren Beutel. Wegen Corona leider ohne Vernissage. Dafür aber bei freiem Eintritt, denn das ist ebenfalls eine Folge der Covid-Krise: seit 1. August sind die Ausstellungen in der Städtischen Galerie kostenlos.
Ivana Koubek
DYNAMISCHE FACETTEN
26. September bis 15. November 2020
Städtische Galerie im Leeren Beutel
Zu sehen sind Werke aus den letzten Jahrzehnten, also von dem Faust-Projekt aus 2002 und dem Agnes-Bernauer-Projekt aus 2004 bis hin zu dem aktuellen Projekt, mit dem sich Ivana Koubek seit 2019 intensiv beschäftigte: der Welt der Computer-Spiele oder genauer: der Gamer-Szene. Letztere Werke machen sogar einen Schwerpunkt der Ausstellung aus. Sie hatte sie bereits erfolgreich in der Dreamhack-Gaming-Messe in Leipzig gezeigt, und bei den leitenden Personen in Regensburg wurde den Werken (die coronabedingt schon seit Wochen hängen, obwohl die Ausstellung erst beginnt) viel Anerkennung gezollt.
Der große Ausstellungssaal ermöglicht, dass wir einige der großformatigen Werke sehen können. So z.B. aus dem Faust-Projekt und aus dem Projekt "Die Legende der Agnes Bernauer", sowie einige der großformatigen Bilder aus dem aktuellen Gaming-Projekts.
Die alten Faust- und Bernauer-Bilder sind immer wieder beeindruckend. Es gibt zudem interessante Hintergrundgeschichten zu den Projekten, bei denen die Künstlerin ihre Theater- und Kulturkontakte spielen ließ, um Veranstaltungen in's Leben zu rufen (z.B. eine Kooperation zwischen den Theatern Regensburg und Prag, oder Performance-Auftritte, bei denen die erschütternden Bernauer-Bilder eingebunden wurden). Diese kann der Leser in einem früheren Beitrag von mir nachlesen:
Gut die Hälfte der aktuell ausgestellten Bilder sind aber dem neuesten Projekt gewidmet. Es geht um die Auseinandersetzung mit der Welt des Computerspiels, in
der für viele User die Grenzen zwischen Realität und Spiel verwischen. Ein Projekt, für das die Künstlerin mit dem ihr eigenen Perfektionismus recherchiert und bis zu 16 Stunden täglich gearbeitet hat.
Ihre Ausstellung in der Dreamhack war - sogar bei den jugendlichen Spielern - ein Erfolg. Sie wurde trotz des Altersunterschiedes problemlos in die soziale Gruppe aufgenommen, und drei Tage lang lernte sie in Gesprächen mit den Gamern noch intensiver deren Welt kennen, die sie allerdings schon vorher in Einzelinterviews erkundet hatte. Eine Welt, die uns anderen suspekt ist, und voreilig mit Spielsucht abgetan wird. In Wirklichkeit muss man bei aller Kritik an Auswüchsen feststellen: das ist eine Welt, in der viele ganz selbstverständlich ihre Freizeit verbringen, sich dort ausleben, internationale Teams bilden. Es ist der neue Alltag vieler Jugendlichen.
Die Auseinandersetzung mit der Gaming-Szene wird meist mit Game-Art bezeichnet. Es gibt ein paar Künstler, die auf diesem Gebiet ein wenig operiert hat. Ivana Koubek aber setzt im Gegensatz zu den anderen Künstlern ihren Schwerpunkt auf den Gamer selbst, auf dessen Mimik, dessen Emotionen, und die Art, wie er in die künstliche Welt gezogen wird.
Es gibt einen Aufsatz über diese Bilderserie von Koubek in der Zeitschrift für Computerspielforschung (www.paida.de) mit dem Titel "Schau , wie es wirkt". Dort kann man viele der Zeichnungen ansehen, und die Bilder und Zeichnungen werden ausführlich analysiert.
Aber auch ohne Analyse sind die Zeichnungen beeindruckend. Wieviel gezielte Symbolik hinter den Bildern versteckt ist, merkte ich in einem Gespräch mit Ivana Koubek, als sie sie über das Werk sprach, bei dem sie Platons Höhlengleichnis auf die Welt der Onlinegamer übertrug. Alle Elemente sind dort vertreten: das Feuer, das die Schatten wirkt, die Schattenbilder als scheinbare (virtuelle) Realität, der Gamer, der gefangen in der Höhle sitzt und die Schatten für Realität hält und ein Gamer, der dabei ist, die Höhle zu verlassen und in die "echte" Realität zu gehen (wobei unklar ist, ob das nicht auch wieder eine virtuelle Realität ist).
Die Pressemitteilung der Stadt Regensburg
Die Pressemittelung der Stadt Regensburg, die auch die 20er-Jahre-Ausstellung in der Galerie umfasst, ist hier:
Da im Laufe der Zeit die Pressemitteilungen in diesen verlinkten Seiten verschwinden, drucke ich den Text hier komplett ab:
Zwei neue Ausstellungen in der Städtischen Galerie
Hier ein paar Links zur Künstlerin und ihren Werken
Galerie:
Städtische Galerie Regensburg
Bertoldstraße 9 . 93047 Regensburg . Tel: 0941/507-2440
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 -16 Uhr
Freier Eintritt
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog