Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Samstag, 3. Oktober 2020

Keplerplus - Riesenrad, Transition und Kunst am Keplerareal

Das ist wirklich ein denkwürdiger Anblick: ein Riesenrad zwischen ernst reuter platz und Bahnhof. Angeblich eines von drei Riesenrädern, die der zuständige Betreiber für das Oktoberfest verwendet. Aber auf dem Platz ist noch weit mehr geboten!

Das Riesenrad am 27.09.2020

Das frisch planierte Gelände gegenüber dem ernst reuter platz - es wird mittlerweile Keplerareal genannt. Die Stadt hat sogar den Namen "Keplerplus" erfunden und eine Unterseite auf ihrer Webpräsenz eingerichtet (https://www.regensburg.de/keplerplus). Gemeint ist das ganze Bahnhofsareal, das neu gestaltet werden soll.

Aber in diesem Artikel geht es speziell um das Grundstück zwischen Ernst Reuter Platz und Albertstraße. Das evangelische Studentenwerk war früher dort, zusammen mit dem Wirsing-Turm. Der wurde bekanntlich gesprengt, der Schutt weggeräumt und das Gelände planiert. Der Name Kepler-Areal passt da  nicht so ganz, denn das Keplerdenkmal ist auf der Wiese gegenüber. Und früher, bevor der Bahnhof gebaut wurde, stand es genau dort, wo dann die Allee von Bahnhof zu Maximilianstraße gebaut wurde. Es musste dann nach Westen versetzt werden.

Aber das ist egal, endlich haben wir einen griffigen Namen, denn wer immer über diesen Platz in den letzten Monaten Artikel schrieb, hatte ein Problem mit der Bezeichnung.

Im nächsten Jahr kommt dort der Interims-Busbahnhof hin (offiziell: Interims-ZOB), der viel später dann zum Bahnhof hin verlagert wird. Daher ja "Interim"-ZOB. 

 Jetzt gibt es aber eine Art "Interim-Nutzung vor der Interims-ZOB". Denn die Stadt hat das Gelände bis Ende Dezember für eine Zwischennutzung zur Verfügung gestellt. Vom 26.9. bis 26.12., um genau zu sein.

 Und diese Zwischennutzung hat ein interessantes  Konzept, das die Stadt  auf der Webseite https://www.regensburg.de/keplerplus/zwischennutzung beschreibt. Da geht es  weit mehr als  nur um das imposante Riesenrad, das jetzt das Bild des Stadt-Entrees beherrscht. 

  • Da ist natürlich erstmals das Riesenrad (6 Euro für Erwachsene) und ein Imbiss-Stand sowie ein Süßigkeiten-Stand (Herzerl, gebrannte Mandeln).

    Dass das Riesenrad Teil der Ersatz-Dult ist, dürfte mittlerweile bekannt sein. Besser sollte ich sagen: Dult-Ersatz statt Ersatz-Dult. Denn eine Dult als planmäßige Veranstaltung war nie gewollt. Vielmehr sollten die Schausteller Einnahme-Möglichkeiten haben, indem ihnen auf verschiedenen Plätzen in der Stadt Standorte zur Verfügung gestellt werden. Und diese sind nicht auf die üblichen Dult-Zeiten beschränkt.

    So konnten wir schon das Karussel am Neupfarrplatz sehen, oder einen Bierzeltersatz im Stadtpark. Ich weiß nicht, welche Plätze sonst noch bespielt werden.

  • Ferner wird ein Teil des Areals durch den Regensburger Kunstverein GRAZ genutzt, wo  Künstler abwechselnd ausstellen können (eine hervorragende Idee, denn der Verein ist wegen des Quartierumbaus in der Schäffnerstraße derzeit heimatlos)

  • Einen Platz für die "Regensburger Transition". Hier kann man Sachen spenden, tauschen und verschenken. Begehbare, bepflanzte Räume – sogenannte Growrooms – geben einen interessanten Anblick, und angeblich sind Videoinstallationen sowie kleine Konzerte und Kulturveranstaltungen geplant.

  • Eine Kinder-Baustelle. Unter dem Motto „Kepler-Bau“ können Kinder bei den Regensburger Eltern nach Herzenslust hämmern und bauen. Die Kinderbaustelle ist jeden Mittwoch (von 15 bis 18 Uhr) und jeden Samstag (von 12 bis 17 Uhr) geöffnet. Die Kinder können Keplers Planetensystem in Handarbeit nachbauen. Zusätzliche Aktionen wie Action-Painting, Lesungen oder Kasperltheater für Kinder folgen.

  • Kunst-Passage: Auch der Weg vom Ernst-Reuter-Platz bis hinter zum Riesenrad (rechts und links sind die oben beschriebenen Sonderareale) wird genutzt. Hier präsentieren im zweiwöchigen Wechsel sechs Regensburger Künstlerinnen und Künstler unter dem Stichwort „Kunst_Lücke“  ihre Arbeiten. Das Kulturreferat der Stadt Regensburg hatte hierfür einen Wettbewerb ausgeschrieben.

Nun, das scheint mir eine gut gelungene Mischung zu sein. Vielleicht sollte man diesen Platz auch als Kepler-Oase bezeichnen. Allerdings wird das Wetter nicht immer so schön sein, wie am vergangenen Sonntag, wo folgende Bilder entstanden.













Das Areal, das von Transition benutzt wird, ist zur Zeit meines Besuchs geschlossen:





Fotos vom 19.09.2020, als das Riesenrad noch im Bau war:






Foto vom 11.08.2020, als der Platz frisch planiert war:

11.08.2020


Foto vom 19.04.2020:




Foto vom 25.04.2020




Foto vom 19.04.2020





 Foto vom 23.02.2020


Noch früher, am 10.11.2019:

Mehr Fotos vom abrissbereiten Gebäude.
https://www.regensburger-tagebuch.de/2020/01/das-nahende-ende-des-wirsing-hochhauses.html





Übrigens: Kepler hatte nie wirklich  viel mit Regensburg zu tun. Er kam während einer Reise hierher, erkrankte und starb dann hier. Trotz dieser schwachen Verbindung ehrten ihn die Regensburger  sehr und errichteten 1808 das Keplerdenkmal, das man heute etwas versteckt im Parkstreifen zwischen Bahnhofsallee und  fürstlichem Garten sieht (siehe zum Denkmal auch Wikipedia) .