Einer der Auswirkungen der Pest 1713 (letzter Blog-Artikel) war der Bau der Dreifaltigkeitskirche auf dem Osterberg oder Geyersberg, der seitdem Dreifaltigkeitsberg genannt wird.
In diesem Blogbeitrag erzählte ich die Geschichte, zeige alle gesammelten Stiche von damals und eigene Fotografien. Der Beitrag hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit - dazu gibt es zu viel Daten.
Die Kirche wird in alten Stichen oft mit dem Stichwort "Stadtamhof" verbunden, gehörte aber eigentlich zur Siedlung "Steinweg". Steinweg, die Ortschaft am Fuße der Winzerer Höhen, war von Stadtamhof nicht nur durch Stadtmauern, sondern auch durch eine Flutmulde getrennt (dort wo später der Dultplatz und heute der Kanal ist).
Und "Statt am Hof", wie es früher hieß, war natürlich auch eine eigene Stadt, gehörte zum Herzogtum Bayern und war durch strenge Grenzsicherung am Nordende der Steinernen Brücke von Regensburg abgeschirmt. Eine Grenze, die während der Pestepidemie streng bewacht wurde. Eine der Schutzmaßnahmen zum Beispiel bestand darin, dass als Postübertragungsmittel eine eiserne Truhe an Ketten am Tor der Steinernen Brücke befestigt wurde.
Acht Jahre vor der Pest, 1705. Der Dreifaltigkeitsberg war unbebaut. |
Ausnahmsweise freie Sicht auf die Kirche - ein Grund, auf der Nürnberger Straße umzukehren, einen Parkplatz zu suchen und zu fotografieren |
Die Anfänge
Sowohl die Einwohner von Statt am Hoff als auch Steinweg hatten Angst, dass die Pest von Regensburg auf sie überspringt.
Sie gelobten, auf dem Osterberg eine Kirche zu Ehren des Dreifaltigen Gottes zu bauchen. Als Initiator gilt der Brauer "Michael Schlecht", der auch viel Geld dafür spendete.
Am 18.09.1713 wurde der Grundstein gelegt, einige Wochen nach Ausbruch der Pest. Tragischerweise traf es die Famlie Schlecht trotzdem - neun Tage nach Grundsteinlegung starb die Ehefrau von Michael Schlecht an der Pest, später auch seine drei Söhne.
Trotzdem trieb er den Kirchenbau immer wieder voran. So stifteten er und eine andere Stadtamhofer nach dem Tod der Ehefrau, noch vor Vollendung der Kirche, einen wertvollen vergoldeten Kelch, später ein Gemälde.
Die Kirche wurde erst 1715 offiziell eingeweiht. Sie war von Anfang an sehr gut besucht - viele Leute pilgerten zu dieser Wallfahrtskirche.
Das Innere der Kirche ist sehr ansprechend. Ich hatte vor Jahren ein paar Fotos gemacht, finde sie aber auf die Schnelle nicht unter meinen zigtausend Bildern.
Die Innenausstattung der Kirche wird ausführlich bei Wikipedia und noch ausführlicher von Karl Bauer in seinem Buch über Regensburg (S. 728 ff in der 2. Auflage) beschrieben. Unter anderem sieht man in der Kirche einen Pestleichenstein, der aus der Umfriedung des Pestlazaretts stammt.
Die gesamte Architektur ist sehenswert und interessant. Wenn Sie das nächste Mal einen Ausflug auf die Höhen machen, sehen Sie sich doch mal die Kirche näher an.
Die kleine Kapelle unterhalb der Kirche mit dem markanten Kupferdach entstand etwas später, nämlich 1730, und wurde 1922 zu einer Krieger-Gedächtniskapelle umgebaut. 1798 kam der Friedhof dazu. Und der Kreuzweg stammt wohl nicht erst aus 1845 (wie Wikipedia im Eintrag zum Dreifaltigkeitsberg meint), sondern wurde 1845 renoviert.
Die Architektur
- Erstbau als barocke Kirche ab 1713 (1715 konsekriert)
- Veränderungen in den Jahren 1832-1841 (mit Abriss alter Turm 1834), Erweiterungen im byzanthinischen Stil
- Der Umbau von 1933 (zwei zusätzliche Türme)
Eine Schilderung der architektonischen Baugeschichte - mit Schwerpunkt ab 1835 - findet man bei einem neueren Aufsatz von Erich Sauer "Die Dreifaltigkeitskirche in Regensburg-Steinweg und die Walhalla-Landschaft." in den VHVO 2016 (kostenlos im Internet abrufbar; siehe hier)
Ausschnitt aus Michael Wening, Stadtamhof, ca 1716-1726 |
Mayr, Johann: Prospect der des Heil. Römischen Reichs Freyen Stadt Regensburg nach der wahren Lage, von der Landseite gegen Norden anzusehen, nebst dem dazugehörigen Obern- und Untern Wörth, wie auch gegenüberliegenden Churbayerischen Stadt, Stadtamhof und derselben Gegend und Dörfern, Regensburg, 1780 (zoombare Version hier: https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-BAR-0000000000197292, weitere Fundstellen: https://regensburg-historisch.blogspot.com/2016/09/1780-mayr-regensburg-nach-der-wahren.html)
Ausschnitt aus Mayr, Regensburg, gegen Norden anzusehen, ca 1780 Version aus bavarikon: https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-BAR-0000000000197292 |
Es gibt noch eine Vogelschau von Regensburg von Bernard Werner aus 1740, gefunden in der genialen Kartensammlung Moll.
Bernard Werner, 1740 |
Nach dem Umbau
Ausschnitt aus einem der Panoramen von Georg Scharf, 1847 (fotografiert von der Auslage in der Haidplatzpassage) |
Der Hügel, auf dem die Kirche steht, wurde früher wohl "Geyersberg" genannt, anlässlich des Kirchenbaus dann als Dreifaltigkeitsberg bezeichnet. Man liest auch oft vom Calvarienberg (Kalvarienberg), weil dort ein Kreuzweg hochgeht.
Der "Calvarienberg" war ein beliebter Aussichtspunkt für Regensburg-Panoramen und der Blick von hier taucht auf vielen alten Stichen, Zeichnungen und Drucken auf. Ein schönes Beispiel ist der Stich "Regensburg vom Calvarienberg" aus dem Jahre 1870 (Stich: Johann Gabriel Friedrich Poppel nach einer Zeichnung von Eduard Gerhardt ).
Im Frühjahr 2011 begann ich eine verbissene Recherche über den genauen Standort des Zeichners - und konnte ihn tatsächlich aufgrund der perspektivischen Lage einzelnen Türme ermitteln. Geholfen hat mir auch die neue Funktion in Wikipedia, mit der die 3D-Gebäude simuliert werden. Im April 2011 habe ich darüber berichtet:
https://www.regensburger-tagebuch.de/2011/04/schatzsuche-auf-dem-calvarienberg.html
Rechts im Bild können Sie die obersten Kreuzweg-Stationen und das obere Ende des Kreuzwegs. Mittlerweile ist an dieser Stelle kein Panorama mehr möglich, da der Hügel an dieser Stelle mit hohen Bäumen bewachsen sind, die allenfalls im Winter ein wenig zum Dom blicken lassen, wie nachstehende Fotos zeigen:
Und so hat der berühmte englische Maler William Turner im Jahre 1840 die Aussicht vom damals noch nicht zugewachsenen Kalvarienberg aus genossen: