Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Mittwoch, 31. März 2021

Foto vom Rathausplatz aus dem Jahr 1895

Als ich vor ein paar Wochen auf der Geschichtsplattform "bavarikon.de" nachsah, ob in den letzten Jahren Neues zum Suchbegriff Regensburg eingegeben wurde, war ich überrascht. Nicht dass es Neues gab, das war zu erwarten, sondern dass so Einiges aus den Beständen des Historischen Museums auftauchte. Darauf habe ich lange gewartet. Die  von mir langersehnte Digitalisierung der geschichtlich wichtigen Zeichnungen von Bahre war zwar nicht dabei, aber immerhin fangen die Regensburger an, ihre Bestände der Welt zu zeigen.

Aufgefallen ist mir unter anderem dieses Foto aus 1895 vom Alten Rathaus - Reichssaalbau. IFotografie gab es damals schon, und wie man sieht, sah das Rathaus ganz passabel aus - im Vergleich zu den sonst bekannten Fotos aus der Nachkriegszeit.

Das Bild ist etwas komisch betitelt mit "1503 Altes Rathaus", möglicherweise eine Inventarnummer oder ein Versehen. Letztlich wird aber das korrekte Datum bei den Metadaten angegeben, eben 1895. Zur Verfügung gestellt vom Historisches Museum der Stadt Regensburg - Inventarnummer: FO 2

Wie immer auf bavarikon sind die Bilder zoombar. Damit kann man das Foto in höchster Auflösung durchforschen.

Link: https://www.bavarikon.de/object/bav:HMR-IRT-0000000000000002


Ausschnitte (Screenshots von höchster Zoom-Stufe)





"Erweiterte Beschreibung" auf bavarikon: 

Albumin, Fotografieabzug; Ansicht des Reichssaals und Aufgang des Rathauses außen sowie Straße neben Rathaus; Blick links auf das Gebäude mit Reichssaal und Erker; im Erdgeschoss links vom Erker Schild mit Aufschrift "J. Pleyer JuwelierGold und Silberarbeiter.", rechts neben Erker Schild mit Aufschrift "Joh. Deubner´s Schön- Färberei, Druckerei, Dekatir- und chemische Wasch- Anstalt."; an der linken Seite des Eingangs an der Ecke Schild mit Aufschrift "L. Mundigl Uhrmacher"; rechts nur kleiner Abschnitt sichtbar, Gewölbe gleich neben Aufgang; Straße neben Rathaus sichtbar; Bildrückseite: 535.

CC0

Nachtrag: Und hier ein Vergleich mit ein Bild aus 1840, also 55 Jahre früher:




Dienstag, 30. März 2021

Werke von Fritz Koenig jetzt auf bavarikon.de

Vielen Regensburger Kunstfreunden ist dürfte der Name Fritz Koenig ein Begriff sein. Wenn nicht, lohnt sich ein wenig Beschäftigung mit ihm. Fritz Koenig ist ein international bekannter Bildhauer und Künstler aus Landshut, der 2017 gestorben ist.

Seine Werke wurden in Häusern wie den Uffizien ausgestellt. Percy Adlon hat  fünf Dokumentarfilme über ihn gedreht. Koenigs Kunstwerk "The Sphere" erlangte am 11. September 2001 traurige Berühmtheit: die Kugel überstand den Einsturz der beiden Türme des World Trade Centers in New York.

Bei einer Recherche über Neueinträge im Geschichts-Portal "bavarikon.de" entdeckte ich vor Wochen, dass das KOENIG-Museum Fotos von seinen Werken (urheberrechtsfrei) auf www.bavarikon.de eingestellt hat. Das ist Anlass für Kunstinteressierte zum Stöbern. 


Dabei schrieb die SZ noch im November 2017: Die Stadt Landshut muss entscheiden, wie sie mit dem Nachlass des Weltkünstlers Fritz Koenig umgeht. Kritiker befürchten eine Zerschlagung seiner Sammlung, OB Putz sieht sich zu Unrecht am Pranger.

Nun, was mit der Sammlung passiert ist, weiß ich nicht. Jedenfalls können wir Bilder von einigen seiner Werke auf bavarikon ansehen, wie üblich zoombar, und soweit ich das sehen kann, alle mit der Rechte-Deklaration CC0, so dass Leute wie ich sie auf ihrem Blog zeigen können






Es gibt auch zahlreiche interaktive 3D-Bilder. Das heißt, man kann das Objekt mit der Maus "anfassen" und in alle Richtungen drehen






Mirrorworld - Origineller Kupferstich mit spiegelverkehrter Darstellung von Regensburg

Vor Wochen habe ich bei  einer Internetrecherche  zufällig eine Rarität gefunden, und zwar auf der Auktionssuchmaschine lotsearch.de: ein origineller Stich, der 2016 vom Regensburger Auktionshaus Keup versteigert wurde. Verfasser unbekannt, datiert auf 17. oder 18. Jahrhundert 

Das Originelle an dem Stich, der mir sofort bekannt vorkam, auf dem aber doch etwas nicht stimmte: es scheint sich um eine spiegelbildliche Kopie eines Stichs von Leopold zu handeln. 



Stich "Ratisbonne" von Unbekannt; Quelle: lotsearch.de

Es gab damals viele Darstellungen von Regensburg von den Winzerer Höhen aus gesehen. Trotzdem stimmt hier etwas nicht. Stadtamhof im Vordergrund, gut, aber die Brückenrampen zum Oberen Wöhrd müssten nach rechts gehen. Die Hölzerne Brücke (heute Eiserne Brücke) müsste links von der Steinernen Brücke sein, der Dom müsste seine Domtürme rechts haben. Es hat eine Minute gedauert, bis ich die Zusammenhänge erfasste und mir klar war, dass das eine spiegelverkehrte Darstellung ist. 

Es handelt sich aber nicht etwa um eine spiegelverkehrtes Digitalisat des Stichs. Denn die lesbare Beschriftung am unteren Rand des Stichs zeigt, dass das Bild wirklich so gewollt war. 

Ich fand dann die wahrscheinliche Vorlage (sofern es nicht eine noch frühere gemeinsame Vorlage gibt) in meinem eigenen Online-Archiv, das ich die letztenWochen gewaltig überarbeitet habe, und zwar hier:

https://regensburg-historisch.blogspot.com/2021/02/1701-leopold-ratisbona-stadtansicht-von.html

Es handelt sich um den Stich "Ratisbona" von Leopold , den ich schon vor Jahren auf auf der Sammlung Moll entdeckt hatte:


https://regensburg-historisch.blogspot.com/2021/02/1701-leopold-ratisbona-stadtansicht-von.html


Das Moll-Museum gibt zum Bild an:

Ratisbona, von Joseph Friedrich Leopold , [Bild zwischen 1701 und 1725]  https://mapy.mzk.cz/de/mzk03/001/055/176/2619321162_01/

Aber auch hierzu ist mir etwas aufgefallen, und zwar, als ich vor ein paar Wochen anfing, dieses Archiv systematisch zu überarbeiten:  Leopold dürfte eine ältere Vorlage benutzt haben, die vor 1648 erstellt wurde. Denn meines Erachtens wurde damals die Turmspitze am Brückturm so repariert bzw. geändert, dass er seine heutige Form (mit Uhr und Zwiebelturm) hat. In dem Stich von Leopold ist aber noch die Turmform sichtbar, die Merian in seinem älteren Stich von ca 1644 benutzt hat.

Auf diese Änderung des Brückturms wiederum bin ich gestoßen, als ich in den letzten Monaten eine höchst interessantes, in bavarikon.de neu aufgetauchtes Bild von Stadtamhof entdeckte, und über das ich schon die ganze Zeit schon berichten will. Das werde ich demnächst nachholen!

Und was ist nun die Moll-Sammlung?

Ein deutscher Diplomat namens Bernard Paul Moll besaß im 18. Jahrhundert eine Sammlung historischer Stiche, Bilder und Landkarten, den "Katalog von Bernhard Paul Moll". Diese befindet sich in der "Mährischen Landesbibliothek", das wiederum diese Sammlung (und möglicherweise mehr) unter der domain "mapy.mzk.cz" online zur Verfügung stellt. 

Eine unglaublich spannende Quelle für alte Dokumente über unsere Region und damit auch über die Geschichte von Regensburg

Über diese Sammlung hatte ich im Tagebuch hier berichtet:

https://www.regensburger-tagebuch.de/2014/06/sammlung-moll.html




Nachtrag (2.4.2021):

über das französische Portal https://gallica.bnf.fr habe ich zufälligerweise das Bild gefunden; verwiesen wird dort auf:

https://patrimoine-numerique.ville-valenciennes.fr/ark:/29755/B_596066101_G-F19HOC0034



Demnach ist der Verfasser ein Hocquart, Edouard (1789-1870)

Das Bild befindet sich in der Bibliothèque municipale de Valenciennes, also der städtischen Bibliothek der französischen Stadt Valenciennes

Mittwoch, 10. März 2021

Der Regensburger Kunstbetrieb wacht auf

Update: 15.3.2021: Wegen der Inzidenz-Entwicklung 
hat sich dieser Artikel vorübergehend "erledigt"

Die Kunstszene freut sich über die Lockerungen ab 8. März 2021. Laut Webseite des Freistaats sieht es so aus: Bei Inzidenz bis 50: problemlose Öffnung für Museen und Galerien , bei Inzidenz zwischen 50 und 100: Öffnung möglich, allerdings ist für den Besuch Voranmeldung nötig.

Sowohl Regensburg als auch Landkreis Regensburg liegen zwischen 50 und 100. Also war die Öffnung grundsätzlich möglich. Einige Galerien und Museen haben das ausgenutzt. 


Regensburg: endlich wieder Kunst ansehen

Das mit der Voranmeldung ist bei Privatgalerien  übrigens nicht so tragisch, wie ich gehört habe. Wer vor einer Galerie steht, kann an der Tür fragen (oder meinetwegen mit Handy anrufen) und wird wahrscheinlich sofort einen Termin erhalten. Denn Besucherzahlen und Voranmeldungen sind noch rar. 


Nicht immer erscheint die Wiedereröffnung auf der Webseite. Deshalb habe ich recherchiert, welche Galerie geöffnet hat und was geboten wird.


Galerie Erdel (artspace Erdel):

Sowohl die "Hauptgalerie" am Fischmarkt als auch das in der Nähe gelegene Schaulager (Am Schallern 4) sind laut Webseite geöffnet. Donnerstag und Freitag: 11-17 Uhr, Samstag: 11-15 Uhr. Es gelten die "Corona-Regeln". Voranmeldung über 0941 - 70 21 94 und Mobil 0170 - 31 80 748. Im artspace gibt es die Ausstellung FARBFLUCHT von Tanja Raith. https://erdel.de/index.php/laufende-ausstellung-und-ausstellungsliste .Im Schaulager sind Lieblingskunstwerke der Künstler der Galerie zu sehen: Zhao Bin, Juan Fernando de Laiglesia, Volker Pfüller, Astrid Schröder, Peter Dorn, Katharina Claudia Dobner und auch ein wunderbares fotografisches Werk von Wolf Erdel: "Zwei im Biergarten".
Öffnungszeiten DO+FR 11-17 und SA 11-15 Uhr sowie jederzeit nach Vereinbarung: 0941.702194 Webseite: www.erdel.de

Galerie Isabelle Lesmeister (Untere Bachgasse, in de Räumen des früheren Kunstkabinetts)

Seit Montag geöffnet. Voranmeldung: 0 163 698 86 82 . Aktuelle Ausstellung: BESTIARIUM,  die bis zum 10.5. verlängert wurde. Die Ausstellung mit dem Titel BESTIARIUM zeigt sehr unterschiedliche Ansätze der Darstellung von domestizierten und wilden Tieren in der Gegenwartskunst. Öffnungszeiten: siehe Webseite https://www.galerie-lesmeister.de/

Art Affair (Neue Waaggasse)


Art Affair hat geöffnet. Terminvereinbarung 0941 - 59 99 59. Öffnungszeiten siehe https://art-affair.net/
Derzeitiges Angebot laut Auskunft: "Wir zeigen Galeriekünstler, dann ab nächster Woche neue und ältere Arbeiten von Alexander Timofeev, Anna Bocek und Ralf Koenemann und auch Copa & Cordes Cut the Fence".

Kunstpartner (Adlmannstein, nehme ich aber trotzdem hier in die Liste):


Seit es das "Schaulager" in Adlmannstein gibt, kann man auch außerhalb der seltenen Ausstellungsaktionen Kunst in Adlmannstein bewundern. Laut Webseite gilt: ab dem 18. Mai 2020 ist das KUNSTPARTNER Schaulager für den Vorlass von Margot Luf und die Nachlässe von Susanne Böhm und Maximilian Bresele für interessierte BesucherInnen geöffnet. Außerdem stehen dort auch einige Werke verschiedener Künstler aus dem eigenen Bestand.  Zur Terminvereinbarung anrufen: 09408 13 16 oder 0175 360 91 09 oder mailen: info@kunstpartner.eu

KOG - Kunstforum Ostdeutsche Galerie (Stadtpark)


Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie ist ab dem 9. März 2021 wieder geöffnet. Entsprechend den aktuellen Auflagen wird darum gebeten, dass Interessenten im Vorfeld einen Termin buchen:  Servicenummer 0941 29 714 20 . Geöffnet ist täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr (da steckt eine Verlängerung der sonst üblichen Zeiten drin!). Am Donnerstag ist bis 20 Uhr geöffnet.  Das Online-Programm für Kinder und Erwachsene findet weiterhin im Online-Meeting-Raum des Museums statt. Angebot: Die übliche Dauerausstellung sowie die Sonderausstellung Peter Weibel (wurde bis 5.4.21 verlängert). Webseite: https://www.kunstforum.net/


Städtische Galerie (Leerer Beutel)

Die Städtische Galerie im Leeren Beutel ist seit 9. März wieder geöffnet. Für den Besuch ist eine Voranmeldung mit Terminvereinbarung nötig (telefonisch unter 0941/507-2440 während der Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr). Webseite: https://www.regensburg.de/kultur/museen/alle-museen/staedtische-galerie-im-leeren-beutel
Was zu sehen ist, ist mir beim Studium der Webseite nicht so ganz klar geworden. Laut MZ-Bericht gibt es eine Sonderausstellung "Gedankenraum" von Stefan Göler.

Kunstkontor Westnerwacht

Gemäß Auskunft der Galerie hängt noch die Ulfig-Ausstellung vom Herbst 2019. Nach Vereinbarung (info@westnerwacht.de oder Telefon 0941 41157) kann die Galerie jederzeit besucht werden! Webseite: https://kunstkontor-westnerwacht.de


Galerie an der Donau

Die Galerie startet gemäß Auskunft mit einem Tag in der Woche und zwar mit dem Freitag. Von 13.00 - 18.00 Uhr, Voranmeldung per Telefon unter 0175/16 14 327.  Adresse: Weiße Lammgasse 2 (gegenüber Wurstkuchl). Webseite: https://josef-vogl.jimdofree.com/

Neuer Kunstverein, Schwanenplatz

Der Verein verwies mich auf den neuesten Newsletter. Dort heißt es einleitend: 
"da nun auch endlich Kunstvereine und Galerien wieder öffnen dürfen, möchten wir Ihnen/ Euch einen kleinen Überblick zum Ausstellungsjahr 2021 geben. Noch bis zum 15. April wird das Projekt Bilder des Monats von den Mitgliedern unseres Vereins laufen. Im Moment gestalten Tamara Hoyer und Max Erl die Fenster/ siehe dazu auch Homepage und Facebook. Ab 21.3. wird Ingolf Keller seine Arbeiten zeigen. Danach können wir hoffentlich unsere geplante Ausstellungsreihe, heuer in kompakter Form, präsentieren."
 
Dann kommen die Vorankündigungen: ab 15.4. die Ausstellung IMAGINATION (Peter Michael Hasse und Czaja Braatz), ab 27.5. die Ausstellung "1,50 Meter" (Clement Loisel), im  Juli SEELENPUTZER (Rosa Krinner) und weitere Ausstellungen, bei denen die Termine noch nicht feststehen. Webseite: https://www.neuerkunstverein.de/

Sonstige

Bei anderen Galerien habe ich angefragt, ob Öffnungen geplant sind. Auf deren Webseite fand ich jedenfalls nichts. Sofern Antworten eingehen, werde ich diesen Artikel ergänzen.  Wenn sonst ein Galerienbetreiber im Raum Regensburg erwähnt werden will, soll er sich melden und mir die entsprechenden Informationen mitteilen (Öffnungszeiten, Voranmeldung-Telefon und: was gibt's zu sehen?).

Was Museen betrifft gibt es auch einen Artikel in der MZ in der Ausgabe vom 10. März. Historisches Museum hat offenbar teilweise geöffnet, Naturkundemuseum ist noch geschlossen.