Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Montag, 26. April 2021

Das Sängerfest 1847 im Stadtpark Regensburg

Bei meinen Archivierungsarbeiten vor ein paar Wochen stieß ich auch auf das unten gezeigte "Erinnerungsblatt zum Sängerfest in Regensburg am 25., 26. und 27. Juli 1847". Die mittleren drei Bilder zeigen zwei Stadtansichten und die Ansicht der Sängerhalle.

Die Sängerhalle befand sich im Stadtpark im Bereich "Unter den Linden".  Nach einer deutschlandweiten Gründungswelle von Gesangsvereinen blieb der Platz "Unter den Linden" für Jahre ein viel genutzter Festplatz. Der 1837 gegründete Regensburger Liederkranz richtete 1847 auf der Festwiese sein erstes Sängerfest mit auswärtigen Teilnehmern aus, die ihre Fahnen im Rathaus ausstellten. Der Festzug führte durch die festlich geschmückte Stadt und durch das Jakobstor aus der Stadt hinaus zum Festplatz auf der Schießwiese. Dort war eigens für diesen Anlass eine Sängerhalle in neugotischem Stil errichtet worden, in der die Vereine ihre Lieder vortrugen. (Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtpark_Regensburg)

Die Geschichte des Stadtparks ist übrigens von einem (auch außerhalb von Wikipedia sehr rührigen) Freiwilligen in hervorragender Weise für Wikipedia aufbereitet worden. Dieses Engagement möchte ich mal ganz dick loben.





Wenn man länger mit historischen Bildern beschäftigt, fängt man an, sich für den Standpunkt des Betrachters zu interessieren. Ähnlich wie die Mitglieder der facebook-Gruppe "Regensburger damals" oft einen Fotografenstandpunkt bei alten Fotos diskutieren (eine wirklich spannende Beschäftigung), versuche ich seit Jahren, den Standort des Zeichners bei historischen Stichen zu finden. Der benutzte oft genug ein Fernglas, was zu perspektivischen Verzerrungen führt (Teleobjektiv-Effekt) und die Suche trotz Einsatz von google-earth-3D schwer macht. 

Hier war aber kein Fernglas im Spiel. Die Ansichten oben und unten sind aber etwas ungewohnt. Normalerweise übernimmt man vorhandene Stiche und wandelt sie leicht ab, oder benutzt jedenfalls immer dieselben Betrachterstandpunkte. Der Flugblattersteller hat aber offenbar eigenständige bzw. unbekannte Zeichnungen als Vorlage für die Federlithographie benutzt.





Ein eher seltener Blickwinkel Richtung Norden, den ich noch in keiner anderen Stadtansicht gesehen habe. Wahrscheinlich von dem Haus in Goldene Bärenstr. 55 (damalige Adresse) aus gezeichnet;
siehe Stadtplan zu 1840; http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70305335/df_dk_0010562

 

Stadtpark, Unter den Linden






Auch hier ein eher seltener Blickwinkel, das ich auf anderen Bildern noch nie gesehen habe, mit einer Hütte im Vordergrund. Der Betrachter stand wohl in Stadtamhof, Haus Nr. 164 (damalige Nummerierung) oder sah dort vom Fenster raus.  Das Haus war wohl eine unbewohnte Holzscheune und dürfte das Gebäude sein, das im Stadtplan von 1840 unnummeriert ist; http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70305335/df_dk_0010562. Der Standort sorgt dafür, dass Brückturm und Eselturm in einer Linie stehen.