Gestern war ich zu einem längeren Besuch im "Kunstforum Ostdeutsche Galerie". Dort gibt es neben der Dauerausstellung zwei sehenswerte Sonderausstellungen, unter anderem die Ausstellung "Grenzen in der Kunst - Tschechische Kunst in drei Generationen", die ich hier besprechen will.
Grenzen in der Kunst - Tschechische Kunst in drei Generationen
22. Mai bis 15. August 2021
Kunstforum Ostdeutsche Galerie
Dabei werden die Werke von drei Künstlerpersönlichkeiten gezeigt: die 1980 verstorbene Malerin "
Toyen" (alias
Marie Čermínová) und die beiden zeitgenössischen Künstler
Magdalene Jetelovà und
Kristof Kintera.
Bei der Zusammenstellung der drei Künstler war entscheidend, dass sie über drei Generationen hinweg die Entwicklung von Politik und Kunst in der heutigen Tschechei erlebt haben. Bei dieser Entwicklung spielten auch die Veränderung der Grenzen eine Rolle - nach dem ersten Weltkrieg, nach dem zweiten Weltkrieg und nach dem Mauerfall. Daher der Titel.
Magdalena Jetelovà
Diese Werke dieser Künstlerin waren für mich eine angenehme Überraschung. Wobei die ausgestellten riesigen Leuchtkästen sowie die hervorragend gemachte Videoinstallation nur einen kleinen Teil ihrer Bandbreite wieder geben. Ein Blick in die Bildersuche der Internetsuchmaschine google zeigt nämlich noch viel mehr Interessantes von ihr.
Gezeigt werden bei dieser Ausstellung vor allem Bilder, die man als eine spezielle Variante von "Land-Art" bezeichnen könnte: Mit Hilfe von Laserstrahlen zeichnet und schreibt sie direkt in die Landschaft hinein, und hält das Ergebnis mittels Langzeitbelichtung oder Film fest.
Speziell konstruierte, riesige Leuchtkästen machen den Effekt des Laserstrahls für Besucher viel intensiver deutlich, als es gewöhnliche Fotografien machen könnten.
Die ausgestellten Werke stammen vor allem aus den Zyklen "‚Pacific Ring of Fire‘ und "Iceland project." Hier griff sie das Thema Naturgrenze und geologischen Nahtstelle auf. Der Pazifische Feuerring umgibt die pazifische Platte hufeisenförmig mit einem Vulkangürtel an der Stelle, an der die Pazifische Platte auf mehrere andere Kontinentalplatten trifft. Mit einem Laserstrahl markiert sie in Patagonien die Plattengrenze nach mathematischen Berechnungen, da deutliche Erhebungen wegen des Ewigen Eises nicht zu sehen sind. Gelegentlich "schreibt" sie mit dem Laserstrahl auch Nachrichten wie ‚Essential is visible‘ in die Landschaft oder in die sich verändernden, zum Teil einstürzenden Eisberge.
Von Magdalena Jetelovà stammen übrigens auch die roten Säulen am Portal der Galerie.
Man beachte, dass die Installation mit den riesigen Spiegeln im letzten Raum nicht von Kintera stammen, sondern von ihr, während die übrigen Skultpuren im Raum und im Raum davor von Kintera sind. bei meinem Besuch war allerdings die Laserprojektion nicht eingeschaltet. Die in der Frequenz von bestimmter Musik vibrierenden Spiegel sollten für ein bestimmtes Lichtergebnis sorgen. Ich denke, das Problem ist bis zu Ihrem Besuch behoben.
Die Video-Installation, bei der das Video auf die Decke projeziert wird, ist technisch erstaunlich und künstlerisch sehenswert. Tipp: gehen Sie ans andere Ende des Raums und betrachten Sie den Film von dort aus, und nicht von der Bank in der Mitte aus.
Kristof Kintera
Eine noch größere Überraschung für mich waren die Werke von Kristof Kintera - teilweise relativ klein, teilweise riesige Skultpuren in über 4 m Größe.
Die Werke des Künstlers, der sich selbst als Bildhauer beschreibt, obwohl er mehr Installationen und Assemblagen macht, sind schwer zu beschreiben. Auf alle Fälle setzt er sich kritisch und leicht satirisch mit gesellschaftlichen Themen auseinander.
Der 1973 in Prag geborene Künstler ist international bekannt. Seine Arbeiten sind in den wichtigsten Sammlungen zu finden und wurden weltweit ausgestellt, unter anderem in der Galleria Nazionale in Rom, im National Museum of Modern Art in Tokyo, im Museum Tinguely in Basel, im Haus der Kunst München sowie in Galerien und Museen in New York, Sydney, Prag und Berlin.
Beeindruckt hat mich unter anderem die 4,5 m hohe Installation "The End of Words III", das dritte und größte Werk aus einer Serie. Es geht um das Ende des gedruckten Wortes, indem er aufeinander getürmte Bücher in Beton gießt - einige davon sind aufgeblättert, einige gebogen, so als ob ihre Zerstörung kurz bevorsteht. Es erinnert an Bücherverbrennungen. Auch die riesige Lichtinstallation daneben ist faszinierend, und man sollte unbedingt die zugehörige Beschreibung lesen! Ich weiß bis heute nicht, wie er den Betonkopf in 4 m Höhe, an dem scheinbar lose die Stromkabeln hängen, "verankert" hat.