Am 29. April eröffnete im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg die Ausstellung "Wirtshaussterben? Wirtshausleben!" mit einem Festwochenende: Aktionen für die ganze Familie, verlängerte Öffnungszeiten bis 21 Uhr im Museum und freier Eintritt in alle Ausstellungen am 30.04. und 01.05.2022. Die Eröffnung hat über Bayern hinaus großes Medienecho gefunden, aber wohl weniger wegen des Themas, als wegen der Prominenz am Eröffnungstag: Söder war da und Aiwanger auch.
Ich habe mir die Ausstellung angesehen und finde sie informativ, interessant, und einfach sehenswert.
Es geht um die Geschichte des Wirtshauslebens, und nicht um das "Wirtshaussterben", wie man beim flüchtigen Anlesen des Titels irrtümlich glaubt. Man muss den Titel vollständig lesen: das "Wirtshaussterben" steht als Frage da, die Antwort ist "Wirtshausleben!". Und so ist zu Recht das Thema Sterben nur eine "Ecke" in der ganzen Ausstellung. Dort gibt es unter anderem ein paar Videos mit Interviews zu den einzelnen Ursachen.
Überraschend dagegen ist, wieviel Interessantes es um die Geschichte der Wirtshauskultur gibt, beginnend bei den römischen Tavernen bis in die Neuzeit. Wirtshaus hat nicht nur mit Biersaufen und Raufereien zu tun, sondern war auch immer Platz für Vereine, für Theater, für Singen, für Kegeln und andere Sportarten und mehr.
So erfährt man, wie über Weltausstellungen das Klischee von bayerischen Festhallen in der Welt verbreitet wurde, oder wie einzelne urige Personen überregional bekannt wurden (darunter der Schmalzlerfranz aus Regensburg, Werbe-Ikone der Schnupftabakfabrik Bernard". Ferner, wie oft Künstler oder Künstlervereinigungen die Wirtshauslandschaft geprägt haben, sei es mit ihrem Design (bei der Herstellung von Wirtshausmöbeln oder durch Gestaltung durch Festhallen, die als Vorbild dienten) bis hin zur Kreation der Schützenliesl durch den Malerfürsten Kaulbach. Erstmals wird das schätzungsweise fünf Meter große Original gezeigt, mit Coletta Möritz als Biermadl-Modell (siehe zur Geschichte der Schützenliesl z.B.
https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/coletta-als-schuetzenliesl-bayerns-erstes-pin-up-girl-art-371948 oder
https://www.sueddeutsche.de/...)
Kleiner Tipp: irgendwo finden Sie ein Schild an der Wand, wo es um das Lüsterweibchen des Künstlers "von Rümann" geht, das wiederum von Gabriel von Seidl im Festsaal der Münchner Künstlervereinigung Allotria verwendet worden sei - Sie finden aber kein Bild oder Schaufenster neben dieser Tafel. Dann sehen Sie mal nach oben an die Decke: da hängt es, das Lüsterweibchen aus 1885.
Ich will nicht alles verraten. Aber ein letzter Tipp: versäumen Sie nicht, die Betrunkenen-Brille aufzusetzen und zu versuchen, einen Schlüssel in die Tür zu stecken.
Es gibt 600 gut erklärte Exponate, im Kinosaal daneben läuft eine 30-minütige Filmdokumentation, und neben dem schon vergangenen Eröffnungswochenende gibt es zwei weitere Fest-Wochenenden
Ausstellung
"Wirtshaussterben? Wirtshausleben"
30.04.2022 bis 11.12.2022
Im "Donausaal" des Hauses der Bayer. Geschichte (EG)
Dienstag bis Sonntag 9-18 Uhr, Montag geschlossen
Künftige Fest-Wochenenden:
27.05. bis 29.05.2022:
„O-Ton Süd – Musik und Mundart am Museum“
Freitag, 27. Mai bis Sonntag, 29. Mai.
Freitag: Couplet AG
Samstag: verschiedene Musik, abends ein Konzert mit
LaBrassBanda mit den Desperate Brasswives als Vorband.
Für den Freitag und für den Samstag ab 18.00 Uhr gilt: Eintrittskarten
im Vorverkauf. Die Tickets für Freitag kosten 15 Euro, für Samstag 30 Euro.
Die Musik am Samstag-Nachmittag (bis 18.00 Uhr) ist offenbar frei.
06.08. bis 07.08.2022
Großes Museumsfest für die ganze Familie
Ausführliche Informationen zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm finden Sie unter: www.hdbg.de/wirtshausleben.