Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Dienstag, 28. Juni 2022

Neuer Kunstverein, Vaclav Fiala und Jan Palach - Impressionen vom 10. Juni 2022

Als sich vor 35 Jahren der Verein den Namen "Neuer Kunstverein Regensburg" gab, um sich von den bestehenden Institutionen abzugrenzen, haben sich die Mitglieder wahrscheinlich keine Gedanken darüber gemacht, ob der Verein nach Jahrzehnten noch existiert - und wie widersprüchlich der Name dann klingen muss. Aber das macht nichts. Die meisten Kunstinteressierten aus Regensburg kennen den Verein, und machen sich keine Gedanken über den Namen. Und sie schätzen ihn wegen des erstklassigen Rufs, den er sich gemacht hat.

Am Freitag den 10. Juni begannen die Feiern zum 35. Jubiläum. Wie schon angekündigt, sollte dabei eine Ausstellung eröffnet werden, und zwar mit Bildern und Skulpturen des tschechischen Bildhauers Václav Fiala (Ausstellungstitel: "In Farbe". Diese dauert bis zum 10. Juli.

Gleichzeitig wurde aber auch der Aufbau der Wander-Skulptur "Turm für Jan Palach" gefeiert und besprochen. Das ist die gelbe Konstruktion, die derzeit mitten auf dem Schwanenplatz steht. 

Sie ist ebenfalls ein Werk von Fiala, wird aber bis zum Dezember 2022 dort stehen bleiben. Die Skulptur ist ein Mahnmal zu einem brandaktuellen Thema. Sie soll als eine stilisierte Fackel an die Selbstverbrennung von Jan Palach im Jahre 1969 in Prag. Jan Palach hat sich dabei als erste "Fackel" einer geheimenGruppe von Leuten, die bereit seien, sich selbst zu verbrennen - bis die Zensur aufgehoben wird, die durch die kurz vorher erfolgte Besetzung der Tschechoslowakei aufgebaut wurde. Ein paar Monate davor hatte nämlich der Warschauer Pakt den Prager Frühling nieder geschlagen.

Die Skulptur stand schon in einigen anderen Orten auf der Welt und wird auch künftig in andere Orte "wandern".  Jan Palach ist eine sehr bekannte Figur in Tschechien und anderen Ländern - es gibt Mahnmale und nach ihm benannte Plätze. Angesichts des Einmarsches der Russen in der Ukraine ist das Thema wieder höchst aktuell.

Am Freitag abend, dem 10. Juni, sprachen nacheinander Kulturreferent Dersch (Thema: Gedanken zur Kunst im öffentlichen Raum), Vereinsvorsitzende Haimerl-Brosch, und schließlich referierte Professor  Dr. Marek Nekula ausführlich zur Geschichte von Jan Palach. 

Zwischendurch gab es Violine-Musik von der Geigenbaufirma Goldfuß, die sich in Nachbarschaft zum Verein am Schwanenplatz befindet. Die armen Musiker sind gelegentlich ganz schön übertönt worden - von vorbeirauschenden Motorrädern oder von Kirchenglocken. 

Nach den Eröffnungsfeierlichkeiten blieben die Gäste im und vor den Räumen des Kunstvereins noch bis in die Nacht.

Nähere Daten zur Ausstellung finden Sie in meiner Ankündigung:  https://www.regensburger-tagebuch.de/2022/06/vaclav-fiala-im-neuen-kunstverein.html

Näheres zu Jan Palach findet man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Palach


Wolfgang Dersch, Kulturreferent Regensburg











Renate Haimerl Brosch, 1. Vorsitzende des Neuem Kunstvereins

Prof. Dr. Marek Nekula





Hans Wax, Dudelsack spielend

Seit 35 Jahren gut: Der "Neue Kunstverein" 
an seinem "neuen" Ort am Schwanenplatz

Bilder und Skulpturen von Václav Fiala






Der Turm für Jan Palach
Wanderskulptur von Václav Fiala, bis Dezember 2022 am Schwanenplatz