Dabei ging es ursprünglich nur um ein Begleitbuch zu dem neuen Kinderfilm "der junge Winnetou", das der Ravensberger Verlag im Sommer herausgeben wollte. Wohl bemerkt - ein Begleitbuch. Der Film selbst kam im August anstandslos heraus und wurde auch nie zurück gezogen (er hat auch kaum Eindruck hinterlassen). Und die alten Winnetou-Filme werden ebenfalls auch künftig auf ZDF gesendet. (Eine gute Reportage über den shitstorm: hier)
Der ganze Rummel um die Karl-May-Figur Winnetou hat mich aber daran erinnert, dass ich vor Monaten - nach einer sensationellen Entdeckung - eine Reportage angefangen hatte, die mit Regensburg und mit Karl May zu tun hat. Diese Reportage existierte lange Zeit als halb fertig gespeicherter Entwurf, jetzt habe ich ihn vollendet.
Eine der wenigen Fotos vom Autor Karl May, gefunden in der 23. Ausgabe |
Es gab sie 1873 bis 1953 unter leicht unterschiedlichen Namen. Nach der Gründung durch Pustet und bis 1910 hieß das Blatt Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, danach mit Beginn des 37ten Jahrgangs (Oktober 1910 – Oktober 1911) Deutscher Hausschatz – Illustrierte Familienzeitschrift. Die Nachfolgepublikation nannte sich nur noch Hausschatz und erschien von 1953 bis 1960 (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Hausschatz)
Titelblatt ab der 1. regulären Ausgabe |
Ab 19. Jahrgang (1892-93) neues Titelblatt mit u.a. Regensburgansicht |
Digitalisate
- Digitalisate bis 1909. https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/zeitschriften/hausschatz/
- Digitale Ausgaben der Jahrgänge 1873/74,1-2; 1.1874/75 - 18.1891/92 der Bayerischen Staatsbibliothek München
Leitender Redakteur war ein Heinrich Keiter.
Einer der Redakteure war Venanz Müller; über ihn entdeckte ich die Zeitschrift. Denn in einem Buchartikel über alte Restaurants in Regensburg entdeckte ich eine Karikatur mit der Unterschrift "Stammgäste in der Weißen Lilie". Die Figuren wurden benannt als Venanz Müller (mitte) links Brauereibesitzer Gerzer vom "Zum weißen Bräuhaus", rechts: Joh.Nep. Mühlbauer, Redakteur des Regensburger Anzeigers und Morgenblattes).
Die Karikatur ließ mir keine Ruhe - ich wollte partout wissen, wer dieser Venanz Müller ist und für welche Zeitung er schrieb. Von den alten Regensburger Zeitschriften (wie dem Regensburger Anzeiger oder dem Morgenblatt) wusste ich natürlich längst aus früheren Recherchen. Es dauerte einige Zeit, bis ich den Redakteur der richtigen Zeitschrift zuordnen konnte, und so erfuhr ich von der Existenz des Deutschen Hausschatzes.
Ab den 13. Jahrgang gab nur noch 18 Hefte jährlich, später 24 Ausgaben (z.B. 1914).
Zum Leitenden Redakteur Heinrich Keiter
Der Hausschatz-Redakteur Heinrich Keiter (1853–1898), der 1888 bis 1898 den Hausschatz leitete, und der mit Karl May arge Probleme hatte, hat einen Ratgeber verfasst, der indirekt auch aufschlussreich für seinen Umgang mit Karl May sein kann: »Praktische Winke für Schriftsteller und Zeitungs-Correspondenten«. Die Karl-May-Gesellschaft bietet ein Digitalisat der sechsten Auflage (Essen-Ruhr, Fredebeul & Koenen, 1899) an. (Scanvorlage: Günther Wüste. Scan: Ralf Schönbach)
Heinrich Keiter (* 17. Juni 1853 in Paderborn; † 30. August 1898 in Regensburg) war ein deutscher katholischer Journalist, Publizist und Schriftsteller. Keiter schrieb auch unter dem Pseudonymen Georg Kampfmuth und J. Staarstecher. ...
1888 übernahm Keiter die Redaktion der Zeitschrift Deutscher Hausschatz. ...
Heinrich Keiter starb am 30. August 1898, im Alter von 45 Jahren, in Regensburg an Tuberkulose. Er war mit Therese (* 20. Juni 1859 in Melsungen; † 5. April 1925 in Regensburg), eine geborene Kellner, verheiratet.
Beim Studium alter Zeitungen interessieren mich vor allem die Ausgaben, in deren Zeitraum Geschichte geschrieben wurde. Wie haben z.B. die Autoren einer Zeitung den Kriegsausbruch 1914 dargestellt? Das hat mich schon bei den Recherchen zu alten Regensburg-Zeitungen interessiert.
Was den Hausschatz betrifft: die geschichtlich sehr interessant Ausgabe 1913/14 fand ich komplett hier:
https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/zeitschriften/hausschatz/40-1913-14/index.php
Dass die Hausschatz-Kommentare im Vorfeld und bei Ausbruch des Krieges nationalistisch, patriotisch und wenig sachlich waren, war zu erwarten - wenn auch doch ein wenig enttäuschend für mich.
Wer diesen Zeitraum lesen will, muss den "40.Jahrgang" suchen, der von 1913 bis 1914 geht. Was den Krieg betrifft, fand ich den ersten Hinweis auf Seite 953, Ausgabe Nr. 20: "Ein Drama der Weltgeschichte, Erzherzog Ferdinands Ermordung". Das müsste der Juli gewesen sein:
In der nächsten Ausgabe 21 wird zwar in der Hauschronik/Rundschau ein wenig über die Entwicklung nach der Ermordung erzählt, aber von Krieg ist hier nicht die Rede. Das müsste die Augustausgabe sein. Die Rubrik "Hauschronik" beginnt ab hier: https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/zeitschriften/hausschatz/40-1913-14/index.php?seite=1001
In der nächsten Ausgabe wird weiter über den Kriegsverlauf berichtet, wieder unter der Rubrik "Hausschatz-Chronik/Rundschau" (Ausgabe 22, müsste wohl September sein): https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/zeitschriften/hausschatz/40-1913-14/index.php?seite=1049
Ab der nächsten Ausgabe wird in der Chronik ein eigener Untertitel verwendet: "Der europäische Krieg": Seite 1092 https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/zeitschriften/hausschatz/40-1913-14/index.php?seite=1092
Und weiter, in der nächsten Ausgabe (natürlich immer noch im selben Jahrgang Nr. 40) auf Seite 1141 "Der europäische Krieg" : https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/zeitschriften/hausschatz/40-1913-14/index.php?seite=1141
Und hier fand ich Fotos von Regensburg, die eher unbekannt sind. Mit Bekannten diskutierte ich schon, an welchen Positionen die Aufnahmen entstand. Die ersten Fotos dürften beim Bahnhofsvorplatz in Richtung Altstadt geschossen worden sein.