Bei einem Vorstandstreffen des Thomas-Wiser-Fördervereins in den Räumen des Kinderheims in Regenstauf kamen wir an einem Schaukasten vorbei, in welchem auch das Buch "Lisa" ausgestellt war. Einige kannten das Buch noch nicht, das erstmals 1999 von Mitarbeitern und Kindern des Heims entstand, also erzählten wir darüber.
Franz Raschof, nicht nur Vorstandsmitglied im Förderverein, sondern auch Leiter des Heims selbst, zeigte uns die Originalbilder, die nach einer längeren Wanderausstellung in den Landkreisen schließlich in den Gängen des Heims gelandet waren.
Mit Bildern, Collagen und Texten wird gezeigt, wie das Kind im Heim aufgenommen wird. Zwischen den Zeichnungen sind Briefe in Kinderhandschrift, in denen Lisa die Ereignisse einer Freundin schildert und ihre Fragen und Gefühle verdeutlicht.
Ich habe die Entwicklung des Buchs von Anfang an mit erlebt. Durch die Freundschaft mit dem Heimleiter und mit einigen der Mitarbeiter war ich mit den Schicksalen der Kinder im Regenstauf Heim vertraut, und als der Förderverein gegründet wurde war ich Gründungsmitglied. Ich war im Haus, als die sehr engagierte Pädagogin Uschi Winter das Buch uns (also dem Thomas-Wiser-Förderverein) vorstellte. Und ich habe später mit verfolgt, wie Frau Winter und ihre Kolleginnen Susanne Engl-Adacker und Tina Berger das Buch realisierten.
Fünf Kinder im damaligen Alter von 6 bis 18 sowie drei Pädagoginnen zeichneten und schrieben das Buch. Darin geht es um die Aufnahme im Heim aus der Sicht eines Mädchens als Ich-Erzähler. Der Grund für die Einweisung wird nur angerissen (im konkreten Fall offenbar ein trinkender Vater und eine überforderte Mutter).
Ich habe die Entwicklung des Buchs von Anfang an mit erlebt. Durch die Freundschaft mit dem Heimleiter und mit einigen der Mitarbeiter war ich mit den Schicksalen der Kinder im Regenstauf Heim vertraut, und als der Förderverein gegründet wurde war ich Gründungsmitglied. Ich war im Haus, als die sehr engagierte Pädagogin Uschi Winter das Buch uns (also dem Thomas-Wiser-Förderverein) vorstellte. Und ich habe später mit verfolgt, wie Frau Winter und ihre Kolleginnen Susanne Engl-Adacker und Tina Berger das Buch realisierten.
Ein Amazon-Rezensent zum Lisa-Buch:
Ich habe mir das Buch bestellt, weil ich nach Material für meine Schulklasse zum Thema Heimerziehung gesucht habe. Dieses Buch haben Heimkinder selbst mit ihren Erziehern geschrieben. Es wurde herausgegeben vom Thomas-Wiser-Haus, einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe in Regenstauf.In leicht verständlicher und auch für Kinder lesenswerter Art erzählt Lisa in der Ich-Form, wie und warum sie ins Heim kommt, wie sie dort ihre ersten Tage erlebt und warum sie sich dort wie Zuhause fühlt.Der Erzähltext wird unterbrochen von Briefen in Kinderhandschrift, in denen Lisa die Ereignisse einer Freundin schildert und ihre Fragen und Gefühle verdeutlicht.
So gelingt in einfacher Weise, Kindern und Erwachsenen zu vermitteln, wie das Leben im Heim aussieht.
Die von Kindern gemalten Bilder unterstützen die Wirkung noch besonders.Ein sehr gelungenes Buch, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann, um Vorurteile abzubauen und auch Kindern verständlich zu machen, dass nicht jedes Kind in einer intakten Familie aufwächst.
Geeignet für Kinder ab 5 Jahren.
Warum kommt ein Kind ins Heim?
Mir geht es in diesem Artikel weniger um das Buch, sondern um etwas Aufklärung darüber, warum Kinder ins Heim kommen und wie sie dort leben.
Die Einweisungsgründe sind verschieden: vom klassischen Fall des Waisen ausgehend (der bei Heimgründung 1880 wahrscheinlich im Vordergrund stand) gibt es noch die Vernachlässigung durch schwer depressive Eltern oder Eltern, die durch Drogen nicht mehr in der Lage sind, sich um Kinder und Haushalt zu kümmern. Und natürlich kommen noch die Fälle von Misshandlung in allen Formen dazu. Manche Fälle, die man im Laufe der Jahre mitbekommt, sind so dramatisch, dass man wünscht, man hätte sie nicht im Gedächtnis.
Aber egal, ob die Geschehnisse nach außen hin spektakulär oder unspektakulär erscheinen - für die Kinder sind sämtliche Varianten dramatisch. Sie kämpfen noch im Erwachsenenalter mit den Hintergründen und mit der Frage, ob es ihre Schuld ist. Selbst wenn "nur" ein Fall der Vernachlässigung durch Überforderung vorliegt. Und das Wort "nur" steht in dicken Anführungszeichen.
Wie das dann ist, wenn die Kinder eine neue Familie bekommen, schildert sehr schön ein in der Mittelbayerischen Zeitung im Juli erschienene Reportage der Schülerin Mona S. der Klasse 8d des Gymnasiums Lappersdorf mit dem Titel "Thomas Wiser Haus bietet Kindern eine Chance").
Sie schildert das exemplarisch anhand der Kinderwohngruppe "Noahs Nest", und mit Genehmigung der Autorin, die mit dem Heim vertraut ist, zitiere ich Abschnitte aus dem Beitrag:
Noahs Nest ist eine Kinderwohngruppe im Thomas Wiser Haus. Wir betreten einen Flur. An den Wänden hängen Fotos von lachenden Kindern im Urlaub, beim Reiten oder einfach in Alltagssituationen. Eine Tür führt zur angrenzenden Küche und zum Wohnzimmer. Die Räume sind gemütlich ausgestattet, mit Sitzecken, Decken und Kissen: Man merkt, dass das hier ein Wohnort ist, ein Lebensraum für neun Kinder im Alter von drei bis 14 Jahren.
Sie alle sind aus unterschiedlichen Gründen hier in die Gruppe Noahs Nest im Thomas Wiser Haus gekommen – meist, weil sie Gewalt in der Familie erfahren haben oder sich die Eltern zum Beispiel aufgrund von Depressionen oder Drogen nicht mehr ausreichend um ihre Kinder kümmern konnten.
Insgesamt leben im Thomas Wiser Haus ungefähr 250 Kinder und Jugendliche, verteilt auf 28 Gruppen, wovon viele sogenannte Außenwohngruppen sind, sich also nicht am Standort Regenstauf befinden. Die Jungen und Mädchen und ihre Betreuer leben hier ähnlich wie in einer Großfamilie zusammen. Und natürlich gibt es – ähnlich wie in Familien auch –, Probleme und Streitigkeiten, die aber mit der Unterstützung von Psychologen und Erziehern meist schnell beseitigt werden können.
und an anderer Stelle:
Die wenigsten Bewohner des Heimes sind Halb- oder Vollwaisen. Daher können sie regelmäßig auch zu ihren Eltern nach Hause fahren. Aber selbst, wenn manche Kinder gar nicht nach Hause fahren können, wird es ihnen hier bestimmt nicht langweilig. Vor allem der große Garten mit Abenteuerspielplatz und großem Pool hat uns sehr gefallen, auch die Seilbahn haben einige von uns gleich ausprobiert. Auch das hat unseren Eindruck, dass im Thomas Wiser Haus viel Aufwand betrieben wird, damit es den Kindern gut geht, bestätigt.
Die Autorin schildert in ihrem Beitrag unter anderen auch die Freizeitmöglichkeiten, finanzielle Probleme, das Problem des Sich-besser-Nichtverlieben in einer Gruppe, und wie der erlernte Gruppenzusammenhalt den Kindern neuen Halt gibt und hilft, die traumatische Vergangenheit zu bewältigen.
Hier nochmal der Link zum kompletten MZ-Artikel, der ohne Bezahlschranke lesbar ist:
Siehe auch:
MZ vom 23.1.2020: "Mutmacher für Heimkinder - Kinder des Thomas-Wiser-Hauses schrieben vor 20 Jahren „Lisa ... und dann kam ich ins Heim“. Nun kommt die 3. Auflage."
Von Andrea Leo, https://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-land-nachrichten/regenstauf-mutmacher-fuer-heimkinder-21364-art1872682.html
Thomas Wiser Haus bietet Kindern eine neue Chance, von Mona Schilling, Klasse 8d des Gymnasiums Lappersdorf, 20.07.2022 mittelbayerische.de (online-Version)
https://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-stadt-nachrichten/thomas-wiser-haus-bietet-kindern-eine-neue-chance-21179-art2139827.html
Folgender Artikel hängt nicht mit dem Thomas-Wiser-Haus zusammen, aber mit dem Thema, und obwohl ich schon so viel Schicksale kenne, hat dieser Beitrag mich besonders erschüttert
Als Mutti in den Westen ging: Die verlassenen Kinder, April 2022 von Adrian-Basil Mueller
https://www.mdr.de/geschichte/ddr/deutsche-einheit/mauerfall/verlassene-kinder-wende-mauer-102.html