Kurator Dr. Sebastian Schmidt, Vortrag am 30.03.2023 |
Mädchen unter Weiden, Farbholzschnitt von Orlik, 1901 (Quelle: wikicommons) |
Am 30. März habe ich die Eröffnung der (hier angekündigten) Ausstellung "EMIL ORLIK AN MAX LEHRS - KÜNSTLERPOST AUS ALLER WELT" besucht.
Anlass für die Ausstellung war die kürzliche Digitalisierung der Briefe des Grafikers Emil Orlik und seinem Freund Lehrs in den Jahren zwischen 1898 und 1930. Lehrs hatte die Briefe in drei Alben gebunden, die heute zur grafischen Sammlung des KOG gehören. Rund 440 Briefe und Postkarten hatte der reisewütige Künstler übersandt, zum Teil mit Zeichnungen oder Drucken versehen. Die Dokumente wurden mit einem neu angeschafften Grafik-Scanner digitalisiert, die Texte zusätzlich in lesbare Maschinenschrift übersetzt.
Man kann diese Briefe an einer Videowand komplett abrufen. Ein Teil der Briefe wurde vergrößert und - mit maschinengeschriebenem Text ergänzt - in den Ausstellungsräumen aufgehängt.
Aber das ist nicht alles. Denn der Ostdeutschen Galerie gehört auch die umfangreichste Sammlung von Werken Orliks: gut 2000 Objekte, davon 1400 Zeichnungen, 500 Drucke und ein paar Gemälde. Einen Teil hatte das KOG bereits im Jahre 2012 gezeigt.
Und bei dieser Ausstellung wurden in den Räumen des Erdgeschoßes viele dieser Werke gehängt. Unter vielen der Bilder hängen die Vergrößerungen der zeitlich zugehörigen Briefe. Dies gibt interessante Aufschlüsse über die Bilder oder über die Umstände, unter denen die Bilder entstanden sind.
Damit bekommen wir Besucher weit mehr zu sehen, als es der Ausstellungstitel erwarten lässt - es geht eben nicht nur um die Briefe. Vielmehr sehen wir eine komplette Orlik-Ausstellung.
Die Drucke, Zeichnungen und Gemälde sind sehenswert. Der 1870 geborene Künstler wirkte künstlerisch in München, Prag, Wien und Berlin. Er unternahm fast jährlich Reisen und setzte seine Reiseeindrücke in Grafiken oder Zeichnungen um.
Seine erste Orient-Reise, die bis nach Japan ging, sorgte dafür, dass er sich im Rahmen der Japonismus-Welle einen Namen machte. Denn er hatte sich schon im Vorfeld für die japanische Holzdrucktechnik interessiert, damit selbst experimentiert, und nach seiner Rückkehr Vorträge darüber gehalten. Orlik war es also, der den Japonismus speziell in Deutschland publik machte.
Die absolute Mehrheit der gezeigten Werke beziehen sich aber auf ganz andere Reisen - Länder aus dem nahen und fernen Orient, Afrika, Europa und den USA.
Nochmals die Ausstellungsdaten:
EMIL ORLIK AN MAX LEHRS
KÜNSTLERPOST AUS ALLER WELT
31. März bis 18. Juni 2023
Aktuelle Ausstellung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie (KOG):
Frühere Ausstellung im KuG im Jahre 2012 (Zwischen Japan und Amerika. Emil Orlik. Ein Künstler der Jahrhundertwende)
Biographisches zu Emil Orlik: