Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Montag, 1. April 2024

Besuch im Bayerischen Eisenbahnmuseum - Rieser Dampsaisoneröffnung

Im Dezember hatte ich eine Damfplok bei ihrer Nikolaus-Sonderfahrt im Regensburger Hauptbahnhof besucht (siehe hier). Eine paar beiläufige Hinweise von Martin Kempter, den ich bei meinen Recherchen nach Details gefragt hatte, machten mich so neugierig auf die Funktionsweise von Dampflokomotiven, dass ich in den Wochen danach in einen regelrechten Dampflok-Rausch verfiel. Ich las und studierte, sah mir Videotutorials an und alte Spielfilme mit Loks. 

Am Karsamstag machte ich dann einen Abstecher nach Nördlingen, in das dortige "Bayerische Eisenbahnmuseum". Ab Karfreitag bis Ostermontag gibt es dort die "Rieser Dampfsaisoneröffnung", bei der man Dampfloks "unter Dampf" sehen kann. Die Führungen fielen allerdings aus, weil der Mitarbeiter erkrankt war. Die zweistündige Fahrt nach Nördlingen hat sich für mich trotzdem gelohnt. Ich verbrachte dort fast fünf Stunden und sah viel Interessantes. Ganz besonders gefreut hat mich, die "Bayerische S 3/6" zu sehen und bei ihrer Abfahrt zu erleben.


Die "Bayerische S 3/6"








"Luci" unter Dampf - sie wartet auf ihren Einsatz, denn sie wird während des Tages viele andere Lokomotiven rangieren und präsentieren













Die eigentliche Dampfmaschine, der Motor einer Dampflok, bestehend aus dem Dampfzylinder (unten) und dem Schieberkasten (oberer Teil), wo der Dampfeintritt in den Zylinderblock geregelt wird





Bei folgender Lokomotive hatte ich Gelegenheit, das Innere des Schieberkasten zu sehen, denn die Dampfmaschine war ausgeschlachtet. Oben der Schieberkasten, unten der eigentliche Zylinder, wo durch wechselnden Dampfeintritt der Kolben nach vorne oder hinten geschoben wird.


Der Schieberkasten mit mehreren Dampfkanälen für die Einströmung und einem Ausströmkanal. Das kannte ich bisher nur von Wikipedia


Luftpumpe




Rosti?

Modelleisenbahnanlage in einer der Waggons

Eine "Krokodil" - E 94

Leider konnte man keine Waggons betreten. Ein Foto durch das Fenster






Da fehlt der Schornstein! Klar, es ist eine Dampfspeicherlok.

Eine andere Dampfspeicherlok steht draußen am Gelände


Die kleine Luci zieht nacheinander Loks auf die Drehscheibe 


In der Halle gibt es eine Lok mit begehbarem (und beleuchtetem) Führerstand















Querschnitt eines Kessels. Man sieht Rauchrohre, in denen der Rauch durch den Wasserkessel Richtung Schornstein zieht, und in manchen nochmal kleinere Rohre. Da wird der primär abgeschöpfte Dampf (Naßdampf, weil er nah am Kondensationspunkt liegt) nochmal durch den Kessel geleitet und zum "Heißdampf" erhitzt. Eine Erfindung aus dem Jahre 1896, die zu viel mehr Effektivität führte (https://de.wikipedia.org/wiki/Hei%C3%9Fdampf und https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberhitzer#%C3%9Cberhitzer_in_Dampflokomotivkesseln).




Die bayerische S 3/6 wartet auf das Startsignal



Die "Bayerische S 3/6"

Die "bayerische S 3/6" (auch "Baureihe 18 hoch 5") ist eine der schönsten Dampfloks im europäischen Raum und wurde 2018 gebaut. Sie diente als Schnellzuglok, erkennbar auch an den für Schnellzugloks notwendigen großen Antriebsrädern (1870 mm) und wurde bereits während ihrer Bauzeit für ihre Schönheit und Leistungsfähigkeit international gerühmt.

Sie fuhr vormittags zu einer Testfahrt und sollte am Nachmittag zurückkommen.









Lok Luci:

Sie ist der Star des Museums, denn sie durfte all die anderen Fahrzeuge rangieren. Erstaunlich, wie diese kleine Lok selbst so die riesige (nicht unter Dampf stehende) Güterzuglok der Baureihe 52 durch die Gegend zieht. 

Luci (Spurweite 1435 mm, 225 PS )wurde von Orenstein & Koppel im Auftrag eines Kunden ursprünglich als Breitspurlok gebaut (im vorgesehenen Einsatzgebiet Russland gibt es noch bis heute eine größere Spurweite als in Deutschland). Der erste Weltkrieg verhinderte die Auslieferung; nach einer Abänderung auf die in Deutschland übliche 1435 mm Spurweite wurde sie im Jahre 2016 an die Firma Hoechst Farbwerke geliefert. 

1975 ging sie zunächst an den Eisenbahnclub München e.V und wurde öfters für Filmaufnahmen geordert. Man könnte sie also auch als Filmstar bezeichnen.

1985 ging sie dann an das Eisenbahnmuseum Nördlingen. 1989 wurde sie Mängel stillgelegt. In den Jahren 2015 - 2017 sorgten jüngere Mitarbeiter des Nördlinger Museums für eine totale Überholung der 100 Jahre alten Lok, so dass sie seit August 2017 wieder einsetzbar ist.

Der Name hat mit der Firmennamen der Fa Höchst zu tun: "Farbwerke Höchst AG – vormals Meister Lucius & Brüning".

Das ist eine knappe Zusammenfassung der abenteuerlichen Geschichte von Luci.  Die gesamte Geschichte von Luci fand ich in einer Pressemitteilung aus dem Jahre 2017: https://www.lok-report.de/news/deutschland/museum/item/619-dampflok-luci-wieder-betriebsbereit.html