Mischtechnik v. Renate Christin; "Ich schau Dir in die Augen, Kleines" |
Vom 8. Juni bis 7. Juli 2024 widmet ihr der Kunst- und Gewerbeverein Regensburg eine Einzelausstellung. Unter dem Titel "Hier fühle ich mich wohl, hier bin ich zuhause" zeigt die Künstlerin Arbeiten aus allen ihren Werkphasen: Malerei, Installation und Videoarbeiten.
Die Eröffnung findet am Freitag, 7. Juni 2024 um 19:30 Uhr statt. Es begrüßen Dr. Georg Haber, 1. Vorsitzender des Kunst- und Gewerbevereins, Dr. Astrid Freudenstein, Bürgermeisterin der Stadt Regensburg. Dr. Antonia Kienberger führt in das Werk der Künstlerin ein. Die Vernissage wird musikalisch von Karin Holzapfel auf der Gitarre und Fabian Kellermeier auf dem elektrischen Klavier umrahmt.
Am 16. Juni und 30. Juni 2024 führt Tony Kobler M.A. durch die Ausstellung. Beginn 14.00 Uhr. Anmeldung über VHS Regensburg oder direkt vor Ort. Im Anschluss an die Führungen findet ein Gespräch mit Renate Christin statt. Beginn ca. 15 Uhr.
Parallelausstellung im Erdel-Schaulager
Parallel zur Ausstellung im Kunst- und Gewerbeverein zeigt das Schaulager vom 7. Juni bis 7. Juli 2024 ausgewählte Werke aus dem malerischen Werk von Renate Christin. Aus der langjährigen Zusammenarbeit mit der Künstlerin haben sich drei Themenschwerpunkte entwickelt: Arbeiten, die auf ihren Reisen in die europäischen Nachbarländer entstanden sind mit ihrem ganz spezifischen Gefühl für Landschaft und Farbstimmungen, ihr Langzeitprojekt „Gemeinsames Haus Europa“ mit Malerei zwischen Abstraktion und Figuration und ihre herausragende Kunstaktion „Lebens-Fluss Donau“, wo sie die über 2300 Flusskilometer von Regensburg bis zur Mündung im Schwarzen Meer auf Frachtschiffen zurückgelegt hat und die Kulturräume entlang der Donau eindrucksvoll in Foto, Wort und Malerei auf eindrucksvolle Weise lebendig werden lässt.
Renate Christin ist eine Künstlerin, deren Werk sich seit über fünf Jahrzehnten aus der Neugierde an der Begegnung mit dem Ungewohnten entwickelt. Diese Freude am Entdecken und Heimkehren in ihre Heimat Regensburg führten zu unzähligen Reisen und Künstleraufenthalten in Europa und bis in die Innere Mongolei. Zwei ihrer herausragenden Langzeitprojekte heißen „Straßen Europas“ und „Fremde / Freunde“.
Die Ausstellung bietet einen fundierten Überblick über die Entwicklung der Künstlerin: Politische Positionen, experimentelle Arbeiten in verschiedenen Medien, Malerei changierend zwischen Abstraktion und Figuration mit starker Suggestionskraft. Renate Christins Kunst ist assoziativ, spielt mit Archetypen wie etwa der Grundsehnsucht nach der Beheimatung des Menschen in sich wie auch in der Gesellschaft.
Renate Christins Weg als Künstlerin: Von Regensburg hinaus in die Welt - und immer wieder zurück
Renate Christin ist überaus unternehmungslustig, weltoffen, aufgeschlossen und neugierig. Ihr Weg als Künstlerin begann 1974 mit einer Einzelausstellung in der Kleinen Galerie in Bad Abbach. Eher ein Experiment als ein geplanter Karrierestart. Doch das ist typisch für Renate Christin. Sagt sie doch von sich selbst, dass sie die Dinge in ihrem Leben nicht suche, sondern dass die wesentlichen Ereignisse doch immer auf sie zugekommen seien. Dazu gehört aber in jedem Falle auch ein wacher Geist und die Spontanität, die gebotenen Gelegenheiten beim Schopfe zu packen.
Renate Christin besuchte die Internationalen Sommerakademien der Bildenden Kunst der Universität Haifa in Salzburg und Millstatt, 1980 studierte sie als Meisterschülerin bei Prof. Albert Bitran (Paris) und erhielt 1989 ein Stipendium für den Aufenthalt im „Virginia Center for the Creative Arts“ in den USA.
Ab diesem Jahr war sowieso alles anders. Mit dem Fall der Berliner Mauer waren auch die östlichen Länder Europas wieder freier zugänglich und Renate Christin machte sich auf den Weg. Führten sie ihre Reisen vorher nach Frankreich, Italien, Dänemark, nach Washington oder nach New York, so erkundete sie nun Länder wie Slowenien, Rumänien, die Ukraine, sogar bis in die Innere Mongolei erweiterte sie ihren Horizont und erfuhr die Donau bis ans Schwarze Meer. 2300 Flusskilometer – immer auf Frachtschiffen, den Blick ungeschönt auf die Realität gerichtet und die Augen offen für die Schönheiten des Lebens.
Renate Christins Kunst
Diese Offenheit spiegelt sich auch in Renate Christins Malerei wider. Ihre Arbeiten entstehen nicht an der Staffelei, sondern liegend, denn die Künstlerin möchte von allen Seiten an das Bild herantreten können. Der Perspektivenwechsel ist ihr wichtig. Im Modus des Spiels finden sich die Motive, intuitiv werden verschiedene Materialien miteinander in Verbindung gebracht, ergeben sich die Farbwelten. In diesen Momenten der tiefen Versenkung konzentriert sich ihr Schaffensprozess, kristallisiert sich die dominierende Bildfarbe heraus, setzt die Künstlerin die entscheidenden Akzente.
Müsste man Renate Christins Kunst mit einem Merkmal beschreiben, so wäre es bestimmt ihr besonderes Gespür für die Farbstimmung, mit denen sie ihre figurativ-abstrakte Malerei für die intuitive Interpretation des Betrachters öffnet. Gott sei Dank muss man das aber nicht, denn Renate Christins Kunstschaffen ist viel zu vielseitig, um auf einen Aspekt reduziert zu werden.
Renate Christins Lebenswerk im Kunst- und Gewerbeverein Regensburg e.V.
Der Kunst- und Gewerbeverein Regensburg bietet genügend Raum, dieser Vielseitigkeit gerecht werden zu können. Ohne strikt chronologisch angeordnet zu sein, zeigt die Ausstellung die künstlerischen Entwicklung Renate Christins auf: Deutlich erkennbar an der Farbpalette von anfänglich in Erdfarben gehalten hin zu starkem, kräftigem Rot und Blau. Die Ausstellung spannt auch einen Bogen von früheren politisch und sozial motivierten Arbeiten wie z.B. „homeless people“ oder „Die vergessenen Frauen von Tusla“ über exemplarische Arbeiten aus den Langzeitprojekten „Straßen Europas“, zeigt Installationen aus den Serien „Gemeinsames Haus Europa“ bis hin zu ganz aktuellen Werken. In der Ausstellung sind auch Videoarbeiten zu sehen. Frühe Keramikarbeiten setzen einen spanungsreichen Kontrapunkt zur Malerei.