Der Künstler Jürgen Huber ist in diesem Jahr 70 geworden, und das war ein passender Anlass für eine Retrospektive seines Schaffens.
Genau genommen verteilt sich diese Retrospektive auf drei Ausstellungen: die Ausstellung in der Städtischen Galerie, über deren Eröffnung ich hier berichte, eine Ausstellung bei Art Affair, die am 27.6. startet, und eine Ausstellung in der Galerie in Bad Kötzting, beginnend am 20. Juli. in der Galerie im Woferlhof.
Gemeinsamer Titel ist "I love you so". Der Titel bezieht sich dabei auf die Kunst, wie der Künstler in einem Interview erklärt hatte.
Die Städtische Galerie zeigt auf zwei Ebenen ungefähr 130 Werke, von denen viele Leihgaben der privaten Besitzer sind. Das ergibt eine Zusammenstellung, die weder die Interessierten noch der Künstler selbst so erlebt haben, wie er auf facebook notierte.
Am 7. Juni wurde die Regensburger Ausstellung in Anwesenheit von rund 300 Gästen eröffnet.
Die Oberbürgermeisterin fand sehr persönliche Worte, die Kuratorin und Kunsthistorikerin Dr. Caroline-Sophie Ebeling führte in das Werk ein. Es gibt einen sehr interessanten 150-seitigen Katalog, den ich schon vorher betrachten konnte, und der viele interessante Textbeiträge enthält. Unter anderem ein Interview von Udo Hebel, das sehr intensiv auf die früheren Zeiten eingeht, ferner Beiträge von Christian Muggenthaler, von der Kuratorin Dr. Ebeling, von Wolfgang Dersch und von Jürgen Huber selbst.
Huber war Stadtratsmitglied ab 2008, Bürgermeister ab 2014, und verabschiedete sich 2020 aus dieser Kommunalpolitik. Manche Regensburger verbinden den Namen Jürgen Huber fast nur mit seiner kommunalpolitischen Tätigkeit und haben seine künstlerische Tätigkeit erst damals oder danach am Rande mitbekommen.
Aber in Wirklichkeit hat er sich schon viel früher als Künstler einen Namen gemacht. und zwar über die Landesgrenzen hinweg: weit über 100 Ausstellungen in vielen Ländern und Städten, auch z.B. in New York, Addis Abeba, mehrfach in Italien, Finnland und Tschechien, oft in Polen. Darunter in renommierten Galerien, wie Rudi Pospieszczyk in Regensburg, Axel Holm in Ulm, Otto van de Loo in München, Galerie Räber in Zürich, Galerie Slama in Klagenfurt oder Galerie Deschler in der Berliner Auguststrasse, ferner Ausstellungen und Messen in Köln, Karlsruhe und Wien.
Geboren wurde er in Altenstadt/Waldnaab als Sohn eines Glasschleifers. Schon in der Kindheit wurde er über seine aufgeschlossene Familie und über die Schulen wie das Weidener Keplergymnasium auf Kunst und Theater aufmerksam gemacht.
1979 gründete er in Weiden das legendäre Kartenhaus-Kollektiv (das dann später erst nach Regensburg umzog) und leitete es bis 1986. Daneben beschäftigte er sich im Eigenstudium mit Kunstgeschichte und Kunsttheorie. Nach seinem Abschied aus dem Verlagsunternehmen und einem halbjährigen Aufenthalt in London machte er sich als freischaffender Künstler selbständig.
1986 gründete er mit Uli Pöppl und Wolfgang Keuchl (später abgelöst durch G. Kempf) die viel beachtete gesellschaftskritische Künstlergruppe "Warum:Vögel:Fliegen" (mit Doppelpunkten, und Fliegen groß, also nicht als Verb). Diese wurden bekannt durch interdisziplinäre Aktionen, Theaterstücke, Installationen und Ausstellungen und ihr vielbeachtete Gesprächsreihe “Politik der Kunst”, bei der sie Persönlichkeiten einluden, um Fragen zur Positionsbestimmung von Kunst und Künstlern zu erörtern.
Im Jahre 2003 initiierte und gründete er einen Kunstverein mit dem Namen "KunstvereinGRAZ" (zusammengeschrieben, und überhaupt nicht mit der Stadt Graz konnotiert). Dieser Verein hat die Regensburger Kunstszene bis heute geprägt (zur Geschichte siehe hier)
Wenn man nach der Vita sucht, findet man meist einen Abbruch im Jahre 2012 - egal, ob auf seiner Homepage oder bei Galeristen. Das hat natürlich damit zu tun, dass die kommunalpolitische Tätigkeit die künstlerische Laufbahn überlagert hat, und damit die Pflege der Vita. Aber auch in der Zeit als Kommunalpolitiker - also ab 2008 - war er künstlerisch aktiv. Ich habe so einige Ausstellungen und Aktionen von ihm in diesem Blog dokumentiert, sowohl Einzelausstellungen (z.B. bei Galerie Knyrim,) als auch Gemeinschaftsausstellungen (u.a. bei den GRAZifikationen, also den Jahresausstellungen des Kunstverein "KunstvereinGRAZ", oder die Gemeinschaftsausstellung mit Tone Schmid im Jahre 2010).
Im Jahre 2013 schrieb er das Buch "Hiobertus" und brachte es 2015 heraus. Die Tätigkeit als Stadtrat und Bürgermeister hielten ihn also in seinem kreativen Schaffen nicht auf.