Seiten

Donnerstag, 1. August 2024

Gefühlvoll integriert - die Skulpturen von G. Donnaloia auf Schloss Höfling


Im Park von Schloss Höfling

Giuseppe Donnaloia

Seit Anfang Juni gibt es eine Ausstellung in Schloss Höfling mit Werken von Giuseppe Donnaloia, auf die ich hier hingewiesen hatte. 

Letzten Samstag war eine Vernissage angesetzt, das heißt, die Ausstellung war ohne Voranmeldung besuchbar, der Künstler war anwesend und führte die Gäste durch die Skulpturenausstellung. 

Ich war glücklicherweise dort, gleichzeitig zum ersten Mal in Schloss Höfling. 

Von dieser Ausstellung möchte ich erzählen. Aber ich beginne mit dem Schloss selbst

Wenn man Burgweinting im Osten verlässt und nach rechts auf einen Feldweg abbiegt, kommt man zu einem Waldgrundstück - dem Höflinger Forst. Da muss man durch, an teils skeptisch dreinblickenden Fußgängern vorbei, und beim ersten Mal hat man Angst, sich zu verfahren. Irgendwann stößt man auf das idyllisch versteckte schöne Schloss Höfling, das dem fürstlichen Haus Thurn und Taxis gehört. 

Johannes von Thurn und Taxis wurde 1926 hier geboren, und wer alte Geschichten um die Fürstenfamilie im Schloss lesen will, kann das im Buch von Katharina Lenz über Burgweinting machen.

Die Grafenfamilie Walderdorff übernahm 1985 Schloss Höfling in Erbpacht vom Fürstenhaus. Das ehemalige Jagdschloss nutzt die Familie als Wohnsitz und öffnet es von Zeit zu Zeit für Meisterkurse und Konzertabende bzw. Benefizveranstaltungen. 

Bekannt sind vielleicht dem einen oder anderen die "Höflinger Schlosskonzerte", bei dem der Schlossherr Constantin Walderdorff schon auch mal musikalisch mitwirkt. Er ist Bassbariton, und lebte bis 2017 in Wien, bevor er ganz hierher zog. 

Schlossherr Constantin Walderdorff hatte den Künstler Giuseppe Donnaloia angesprochen, ob er nicht eine Skulpturenausstellung in seinem Park durchführen wolle. Monatelang planten und organisierten der Künstler und seine Ehefrau diese Ausstellung, die dann am 1. Juni dieses Jahres fertig war. Dabei war ihnen wichtig, dass sich die Keramikskulpturen unauffällig und passend in den natürlich angelegten Park einfügen, was ihnen gelungen ist. 

Die Werke stehen normalerweise auf vollflächigen Stelen. Speziell für diese Ausstellung ließ der Künstler filigrane Stelen erstellen, die tief im Boden verdübelt wurden. Somit wurde das Grün des Parks nicht durchbrochen und die Werke integrieren sich besser in den (übrigens sehr natürlich angelegten) Park. Sie stehen dort schon seit vielen Wochen und haben so einige Stürme überstanden.


G. Donnaloia bei einer Führung durch den Park


Sowohl der Künstler als auch seine Ehefrau führten Neuankommende in kleinen Gruppen durch den Park und erzählten Interessantes über die Werke und über andere Hintergründe. Mich haben die Werke so begeistert, dass ich sie nochmal sehen wollte und eine zweite Runde mit ging. Und wie so oft bei Kunstwerken gilt: sie mögen für sich bereits schön sein, aber mit dem entsprechendem Hintergrundwissen werden sie nochmal faszinierender.

Die Ausstellung gibt es noch bis zum 8. September und kann gegen Voranmeldung besichtigt werden. 

Am 

8. September 

gibt es aber noch eine Finissage, bei der der Künstler wieder anwesend sein wird.

Kleiner Tipp für die Besucher: vergessen Sie nicht die Gemälde des Künstlers, die in der Halle im Schloss zu sehen sind. 

Giuseppe „Pino“ Donnaloia ist Maler, Grafiker, Kunstgießer, Steinbildhauer, Restaurator und Dozent. 1967 als Sohn von italienischen Eltern in Duisburg geboren ging er nach der Schule nach Florenz, um dort Kunst zu studieren. Zurück in Deutschland arbeitete er als Kunstgießer und Maler, lernte Steinmetz und Steinbildhauer. In den neunziger Jahren siedelte er in die Toskana und arbeitete dort unter anderem als Restaurator. 2005 studierte er bei Lüpertz an der Kunstakademie Bad Reichenhall und 2009 bei Galliani in der Toskana.


Seit 2022 lehrt er Bildhauerei an der Accademia di Belle Arti di Lecce in Apulien. Er lebt und arbeitet in Calci (Pisa) in der Toskana.



Blick in den Garten, nachdem man das Schloss durchquert hat



















"Tempesta" aus 2024. Eine Kombination von Keramik und Naturstein. Die Hörner sind aus Jurakalk










Etwas versteckt an der südlichen Mauer des Parks (und damit zwangsläufig im Schatten) drei wunderbare Keramikreliefs. Man muss den Efeu betreten, um die Werke näher betrachten zu können.


Die Schatten sind reliefartig ausgearbeitet. Die Werke entstanden, als sich der Künstler mit Goethes Farbenlehre und insbesondere mit dessen Betrachtungen zum "farbigen Schatten" auseinandersetzen. Goethe war im Jahre 1777 erstmals die Farbigkeit der Schatten aufgefallen und er hat sich dann jahrelang mit der Farbenlehre auseinandergesetzt. 1792 erschien sein Aufsatz "Über den farbigen Schatten", den er später in sein 1810 erschienenem Hauptwerk "Über die Farbenlehre" einarbeitete  - ein sehr schwer verständlicher Text, wie der Künstler meinte. Das ist richtig, weil Goethe im Gegensatz zu Newton und anderen Gelehrten von einem sehr eigenwilligen Ansatz über die Entstehung der Farben ausgeht. Wer sich den Text trotzdem antun will: "Farbige Schattten", Kapitel VI aus "Zur Farbenlehre" von Goethe, 1810, https://www.textlog.de/6913.html . Aber dass Schatten generell eigene Farbsystematik haben, weiß jeder, der einen Malkurs hinter sich hat, und es gibt durchaus einfachere Regeln. 

Zur Entstehung dieser Reliefkeramiken gäbe es noch mehr zu sagen - aber das soll der Künstler selbst tun. Sie können ihn bei der Finissage am 8. September fragen.


Das einzige "gesellschaftspolitische" Werk in dieser Ausstellung ist nach Angaben des Künstlers diese Installation von Panzersperren; den Titel habe ich mir nicht notiert. Diese besteht aus drei "Panzerigeln", die wiederum bestehen aus Daphne-Figuren. Das zugrundeliegende Werk entstand als Einzelstück vor 20 Jahren; davon nahm der Künstler  einen Abdruck und ließ das Werk dreimal brennen. Diese Installation ist also neu, die Idee aber älter.


Die Nymphe "Daphne", dreifach gekreuzt und zu einem Panzerigel geformt.



Giuseppe Donnaloia



Ankündigung der Ausstellung:
https://www.regensburger-tagebuch.de/2024/07/giuseppe-donnaloia-am-28072024-in.html

Homepage des Künstlers
https://www.giuseppedonnaloia.it/

Wikipedia: