Der Pachtvertrag lief aus - am 18. August 2024 schloss der Kneitinger Keller. Die Wirtsleute, Frank und Veronika Gebhard, gehen nach 23 Jahren in Ruhestand. Es soll eine einjährige Umbauphase folgen, erst dann macht der Keller wieder auf.
Das wissen wir Regensburger aus Zeitungsberichten. Also beschlossen Bekannte und ich, die letzten Sonnentage zu nutzen, um den Biergarten zu besuchen. Das war am Freitag, dem 16. August. Wie sich später herausstellte, war es der vorletzte Tag, an dem man noch draußen sitzen konnte, danach regnete es.
Gut - das mit dem Trinkgeldeinbruch kann auch damit zu tun haben, dass die Preise in den Kneitinger-Gaststätten Anfang dieses Jahres noch mal nach oben angepasst wurde und insgesamt ein hohes Niveau erreicht hat - ohne das kritisieren zu wollen. Aber manche Gäste, deren Gehälter nicht so gestiegen sind, könnten die Lust auf ein großzügiges Aufrunden verloren haben.
Jedenfalls war es schön, wieder mal diese Biergartenluft zu schnuppern, auch wenn mittlerweile der Verkehrslärm von der angrenzenden Straße deutlich stärker ist als in den Achtzigern.
Im April letzten Jahres vermeldeten die Medien, die Familie Wenisch aus Straubing werde das Lokal nach dem Umbau übernehmen. Im Juni dieses Jahres kam dann die Meldung, dass die Familie Wenisch abgesprungen sei. Es gab aber schon davor andere Interessenten, und die Brauerei sei in entsprechende Verhandlungsgespräche getreten - so äußerte sich Geschäftsführer Sperger in einem TVA-Interview im Juni 2024. Wer Nachfolger wird, darüber habe ich keine Nachrichten entdeckt.
Ich habe dann noch etwas zur Geschichte der Gaststätte recherchiert.
Das Wirtshaus wurde 1836 von Johann Islinger, einem Vorfahren der Familie Kneitinger, gegründet. Das Wirtshaus ist somit älter als die Brauereigaststätte am Arnulfsplatz, die erst um 1900 gebaut wurde. Das erzählte Brauerei-Geschäftsführer Sperger in einem Interview im Bayerischen Rundfunk.
Das Lokal gehört zu einer Kette von eigenen Gaststätten der Brauerei Kneitinger, neben Raumspauer Hof, Alte Linde, Prüfeninger Schlossgarten, Goldener Ochs, Altes Schloss in Niedertraubling, Goldener Hirsch in Großprüfening, Gasthof zur Post in Köfering, der Hubertushöhe und so weiter.
Die Brauerei am Arnulfsplatz wurde übrigens1861 gegründet,
Das Grundstück war ab 1836 im Besitz der Familie Islinger (Bierbrauer Johann Georg Islinger, der Vorbesitzer der Brauerei); Georg Islinger ließ dort Sommerkeller graben. Kastanienbäume sollten für zusätzlichen Schatten sorgen. Da Johann Kneitinger I, der 1861 die Brauerei am Arnulfsplatz gegründet hatte, im Jahre 1862 die Witwe Maria Islinger heiratete, kam das Grundstück in den Besitz von Johann Kneitinger I. Dann wurde eine Gaststätte errichtet und der Biergarten neu gestaltet. 1937 gab es eine Renovierung, 1945 kam es zur Zerstörung durch Bomben. Danach wurde die Gaststätte neu aufgebaut, und 1972 um einen Festsaal erweitert. Seit 2001 von Familie Gebhard bewirtschaftet.
Wie ging es eigentlich mit der Brauerei weiter? Hier suchte ich in der Jubiläumszeitschrift 2011 (150 Jahre Brauerei Kneitinger) und in Wikipedia:
Nach dem Tod von Johann Kneitinger I. übernahm sein Sohn, Johann Kneitinger II. den Betrieb, verfeinerte die Rezepte seines Vaters weiter und war mit dem Bockbier äußerst erfolgreich. Er war im Oktober 1892 der Gründer der Gaststätte am Arnulfsplatz, die heute als Stammhaus des Kneitinger gilt. Johann Kneitinger II. starb am 15. September 1923 und das Unternehmen fiel an seinen noch jungen, 1899 geborenen Sohn Johann Kneitinger III., der in München das Brauwesen studiert hatte.
ohann Kneitinger III. führte in alter Familientradition das Unternehmen bis zu seinem Tod im Jahr 1975 fort.[2] Nach seinem Ableben ging der Kneitinger an seine Frau Sofie Kneitinger, die 1980 von der Stadt Regensburg mit der Matthäus-Runtinger-Medaille ausgezeichnet wurde.[3]
Da Sofie keine Erben hatte (die Ehe mit Johann war kinderlos geblieben), entschied sie sich, ihr Vermögen auf eine gemeinnützige Stiftung mit dem Namen „Hans-und-Sofie-Kneitinger-Stiftung“ zu übertragen. Die Stiftung wurde am 5. Dezember 1985 gegründet. Die Stiftung expandierte das Unternehmen, in dem sie Grundstücke aus dem vererbten Privatbesitz von Sofie Kneitinger verkaufte und somit den Erwerb weiterer Gaststätten finanzieren konnte. Zusätzlich wurde aus den Erlösen der Grundstücksverkäufe das Mutterhaus am Arnulfsplatz für einen 7-stelligen DM-Betrag renoviert und modernisiert. Sofie Kneitinger verstarb 1991, womit die Brauerei nach 115 Jahren im Familienbesitz auf die Stiftung überging. Die Hans-und-Sofie-Kneitinger-Stiftung engagiert sich einerseits stark in der regionalen Kinder- und Altenhilfe, insbesondere durch Unterstützung von Kinder- und Altenheimen. Andererseits werden auch weitere historische Gebäude und traditionelle Gaststätten zugekauft und renoviert.
IDOWA-Meldung April 2023: Familie Wenisch will Kneitiger Keller übernehmen
https://www.idowa.de/regionen/straubing-bogen/landkreis-straubing-bogen/familie-wenisch-uebernimmt-den-kneitinger-keller-169619.html
IDOWA 16.06.2024. Wenisch übernimmt nun doch nicht den Kneitinger
https://www.idowa.de/regionen/woerth-und-regensburg/regensburg/straubinger-familie-wenisch-entscheidet-sich-gegen-kneitinger-keller-3796035.html
TVA 18.06.2024: Neue Pächter gesucht
Interview mit Martin Sperger, GF der Brauerei; Gespräche mit anderen Interessenten laufen.
31.07.24 MZ: Abschied fast ohne Wehmut (nur für Abonennten)
https://www.mittelbayerische.de/lokales/stadt-regensburg/wirt-vom-kneitinger-keller-in-regensburg-hoert-auf-abschied-fast-ohne-wehmut-16693463
Jubiläumszeitung 2011 (150 Jahre Kneitinger Brauerei)
https://www.yumpu.com/de/document/read/5335298/ein-blick-zuruck-historisches-brauerei-kneitinger