Seit 2012 ist es ein Dauerbrenner, das "Regensburg Wimmelbuch" vom Kulturpreisträger Peter Engel. 2018 kam eine Zweitauflage mit minimalen Änderungen.
Da es voller versteckter Hinweise auf die Geschichte Regensburgs ist, haben wir das Buch im Erwachsenenkreis schon vor Jahren betrachtet - und diskutiert. Denn manche Anspielungen versteht man nicht gleich. "Was bedeutet der Riesenfisch, der das Fenster wie ein Aquarium aussehen lässt - eines seiner Scherze, so wie der obligatorische Elefant?" "Nein", weiß dann irgendeiner in der Gruppe, "da war doch ein Zoobedarfsgeschäft in der Ecke am Neupfarrplatz" "Ahhh,jaaa, stimmt, da war der Haubensak - aber Moment mal, der war gegenüber und nicht im Haus, wo später die Bank war". "Halt, da war doch mal ein Geschäft, das hieß 'Fischl', vielleicht war das gemeint?" und die Diskussion läuft.
Mittlerweile ist mein zweieinhalbjähriger Enkel begeisterter Wimmelbuch-Leser, und so fiel mir die Pressemitteilung über eine neu herausgekommene Sonderausgabe auf, und ich besorgte mir ein Exemplar.
Der Verlag legt Wert darauf, dass es keine Neuauflage, sondern eine andere Edition ist. Beim Pustet konnte man bis vor ein paar Tagen beide Versionen nebeneinander liegen sehen:
- bei der bisherigen Edition besteht jede Seite aus Pappkarton (ideal für Kindergärten) und auch Vorder- und Rückseite stellen eigenständige Wimmelbilder dar. Mangels Deckblätter vor und nach dem eigentlichen Inhalt gibt es keinerlei Hinweise auf Verlag oder Autor.
- dagegen ist die aktuelle Sonderausgabe eine Standard-Hardcover-Ausgabe: Einband als Hardcover, die übrigen Seiten auf normalem Papier. Es gibt einleitende Seiten und am Ende auch zusätzliche Seiten. Das Ganze sieht eleganter aus, vor allem, wenn man es im Erwachsenenkreis verschenkt.
Wie bisher auch sind die Bilder auf Einbandvorderseite und -rückseite eigenständige Wimmelbilder und tauchen im Inhalt nicht auf (das Sonderausgabe-Symbol auf der Startseite verdeckt glücklicherweise keine wichtigen Details).
Bei den Bildern ergibt sich keinen Unterschied. Unterschiede gab es wohl nur von der 2012er zur 2018er Auflage: plötzlich war der gelbe Bus durch einen grünen Elektrobus ersetzt, das Polizeiauto hat die neue Farbgebung mit blau-gelben statt grünen Streifen, und die Tafel auf dem Theaterverkaufsstand im Stadtpark enthielt nicht mehr die Aufschrift "Coccodrilo-Theater" sondern den Theatertitel "Herr Sturm und sein Wurm" (was korrekt ist, denn kurz nach 2013 war das von Michael Heuberger initiierte Kindertheater Coccodrilo auf Suche nach neuen Räumen - und tauchte dann nicht mehr auf. Das Stück von Herrn Sturm war übrigens eines der Stücke, die das Theater spielte).
Aber bei der Sonderedition ergaben sich keine Änderungen, und das hat mir der Verlag auch bestätigt..
Kaum zu Hause, studierte ich wieder mal die herrlichen Bilder von Peter Engel.
Die Bilder enthalten zunächst mal sehr viele witzige Details - auf fast allen Seiten guckt ein kleiner Elefant hervor, öfter mal wird über die Dächer eingebrochen, ein Feuerwehrmann auf der Leiter guckt verdutzt auf Personen, die auf der Dachterasse grillen und am Horizont ist neben der Zugspitze ein Berg, darunter der Vermerk "K2 (bei sehr sehr guter Sicht". Im Justitiabrunnen am Haidplatz sieht man Haifischflosse neben Quietschente und Wasserball, und so weiter.
Aber ein das ganz besondere Merkmal dieses Wimmelbuchs ist etwas anderes: der Einbau geschichtlicher Details, die - ohne Rücksicht auf das Datum - in der jeweiligen Szenerie zusammengefasst wurden. Und das macht es für Regensburger so interessant.
Das kann aus jüngerer Zeit sein, wie das oben genannte Beispiel des Fisches hinterm Fenster, oder aber das 19. Jahrhundert mischt sich rein und Napoleon steht auf einem Balkon. Natürlich am Haus am "Domplatz 6" - denn das war im Jahre 1809 tatsächlich das Hauptquartier Napoleons.